Cromwell, Bernard
Rechnung mit ihm zu begleichen!«,
fauchte Jegar.
»Er ist mein Sklave«, knurrte Haragg, »und du wirst ihn in
Ruhe lassen.«
Der große Mann hatte nicht sonderlich laut gesprochen,
aber in seiner tiefen Stimme schwang ein derart drohender Unterton mit, dass
Jegar augenblicklich gehorchte. Haragg beugte sich über Saban, in seiner rechten
Hand Sabans Bronzemesser, und Saban befürchtete schon, der massige
Fremdländische wollte genau das tun, was Jegar beabsichtigt hatte; aber
stattdessen packte Haragg eine Faust voll von Sabans Haar. Er säbelte daran
herum, schnitt es ab und warf es beiseite. Mit rohen, groben Bewegungen
entfernte er ein dickes Büschel Haare nach dem anderen und kratzte dabei mit
der Messerschneide über Sabans Kopfhaut, um sie zum Bluten zu bringen. Alle
Sklaven wurden auf diese Weise kahl geschoren, und obwohl das Haar wieder
nachwachsen würde, sollte diese Maßnahme jedermann vor Augen führen, dass die
frisch geschorenen Sklaven jetzt bloß noch wertlose Geschöpfe waren. Saban war
fortan ein Nichts, und er zuckte zusammen, als die scharfe Messerklinge über
seine Kopfhaut schabte und das Blut an seinen Wangen herunterrann, wo es sich
mit Jegars Urin vermischte. Sabans Mutter kam aus ihrer Hütte gerannt, als
Haragg ihm den Kopf kahl schor, und sie schrie den großen Mann an, sofort
aufzuhören; dann schleuderte sie wutentbrannt Erdklumpen nach ihm, bis zwei von
Lengars Speerkämpfern sie lachend wegzogen.
Haragg schnitt das letzte Büschel Haare ab, dann ergriff
er Sabans linke Hand und drückte sie flach auf den Boden.
»Ich werde das machen«, bot Jegar sich eifrig an. »Er ist
mein Sklave«, erwiderte Haragg, und wieder wich Jegar angesichts der Kraft in
seiner Stimme gehorsam zurück. »Sieh mich an«, befahl Haragg Saban, dann
nickte er seinem Sohn zu, der eine riesige Pranke um Sabans Handgelenk schloss.
Saban, die Augen von Tränen verschleiert, blickte in
Haraggs grimmiges Gesicht hoch. Seine Linke wurde auf den Boden gepresst, und
er konnte das Messer nicht sehen - aber dann schoss plötzlich ein stechender Schmerz
durch seine Hand, ein unerträglicher Schmerz, der bis in seine Schulter
hochstrahlte und ihn laut aufschreien ließ; Haragg zog die blutende Hand hoch
und drückte ein Stückchen Schaffell auf den abgetrennten Stumpf von Sabans
kleinem Finger. »Halt das Vlies fest«, ordnete er an.
Saban drückte seine rechte Hand auf das Stückchen Fell.
Der Schmerz pulsierte so heftig durch seine Hand, dass er sich einer Ohnmacht
nahe fühlte, aber er biss die Zähne zusammen und schaukelte vor und zurück, während
Haragg die abgeschnittenen Haarbüschel und den abgehackten blutigen Finger
aufsammelte und zu einem der Feuer trug. Wieder mischte Jegar sich ein,
verlangte von dem Händler, dass er ihm die Haarbüschel gab, damit er sie dazu
benutzen konnte, einen Zauber gegen Saban fabrizieren zu lassen; aber der Hüne
Haragg ignorierte die Forderung hartnäckig und warf stattdessen sowohl Haare
als auch Finger in das Feuer, das alles gierig verschlang.
Der Taubstumme schleifte Saban jetzt in nördlicher
Richtung zwischen den Hütten hindurch zu der Stelle, wo Morcar, Ratharryns
Schmied, seine Schmiede hatte. Morcar war ein Freund von Galeth, und gewöhnlich
bestand seine Arbeit darin, Speerspitzen aus Bronzebarren zu schmieden, doch
heute erhitzte er die Bronze, die Haragg ihm übergeben hatte. Der Schmied wich
Sabans Blick aus, während er arbeitete. Haragg stieß Saban zu Boden, und Saban
schloss die Augen und versuchte, den Schmerz in seiner Hand durch bloße
Willensanstrengung aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Aber dann fühlte er
plötzlich einen noch heftigeren Schmerz in seinem rechten Fußgelenk, und als er
wimmernd die Augen aufriss, sah er, dass eine Fußfessel aus Bronze um sein Bein
gelegt wurde. Die Fessel war bereits krumm gebogen worden, sodass sie einen
festen Ring bildete, und Morcar hämmerte jetzt schnell auf die erhitzte Bronze
ein, bis sich die beiden Enden der gebogenen Metallstange trafen. Die
Fußfessel war durch eine schwere Bronzekette mit ihrem Gegenstück verbunden,
das jetzt um Sabans linkes Fußgelenk gelegt und ebenfalls zugehämmert wurde.
Das Metall war so glühend heiß, dass Saban keuchend nach Luft schnappte.
Anschließend goss Morcar Wasser auf das heiße Metall. »Es
tut mir Leid, Saban«, flüsterte er. »Steh auf!«, befahl Haragg.
Saban erhob sich schwankend. In einiger Entfernung hatte
sich eine Gruppe von Stammesangehörigen
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