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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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geflohen waren, weckte ihn. »Dein Bruder will dich sehen!«
    »Wozu?«, fragte Saban grollend.
    »Steh einfach auf«, fuhr Gundur ihn an. Saban steckte das
Bronzemesser in seinen Gürtel und hob einen der Jagdspeere auf, bevor er die
Hütte verließ. Er würde seinen Bruder gleich jetzt töten, hatte er beschlossen.
Sein Speer sollte Lengar ohne Vorwarnung durchbohren, und wenn er, Saban,
unter den Messern von Lengars Gefährten starb, dann würde er wenigstens seinen
Vater gerächt haben. Die Ahnen würden das billigen und ihn im Leben nach dem
Tode willkommen heißen. Er schloss seine Hand fest um die Waffe und bestärkte
sich in seinem grimmigen Entschluss, sofort zuzustoßen, sobald er die große
Hütte des Clanführers betrat.
    Aber ein fremdländischer Krieger, der gleich hinter der
Tür der Hütte wartete, packte Sabans Speer, noch bevor er sich auch nur unter
den niedrigen Türsturz gebückt hatte. Krampfhaft versuchte Saban, den Schaft
aus Eschenholz festzuhalten, aber der Mann war zu stark für ihn; Saban fiel bei
dem kurzen Gerangel der Länge nach um und fand sich in höchst unwürdiger
Haltung auf dem Fußboden wieder. Galeth wartete bereits auf ihn, wie er jetzt
sah, und drei weitere fremdländische Krieger saßen hinter Lengar, der das
Handgemenge mit Belustigung beobachtet hatte. »Hattest du vor, unseren Vater zu
rächen?«, fragte er Saban.

Saban rieb sich das Handgelenk, das von dem harten Griff
des Fremdländischen schmerzte. »Die Ahnen werden das tun«, erwiderte er.
    »Wie sollten die Ahnen denn wissen, wer er ist?«, fragte
Lengar. »Ich habe ihm heute Morgen den Kieferknochen abgehackt.« Er grinste und
zeigte auf Hengalls blutbeschmierten, bärtigen Unterkiefer, der auf einen der
Hüttenpfosten aufgespießt worden war. Wenn einem Toten der Kieferknochen
herausgerissen wurde, dann konnte er bei den Ahnen nichts ausplaudern. »Ich
habe auch Gilans genommen«, ergänzte Lengar, »damit die beiden im Jenseits vor
sich hin nuscheln können. Setz dich neben Galeth und hör auf, mich so finster
anzustarren.«
    Lengar hatte sich in den Bärenfellumhang seines Vaters
gehüllt und war von Schätzen umringt, allesamt aus dem Fußboden gegraben oder
unter den Stapeln von Fellen aufgestöbert, wo Hengall sein Vermögen versteckt
hatte. »Wir sind reich, kleiner Bruder!«, teilte Lengar ihm vergnügt mit.
»Reich! Du siehst müde aus. Hast du nicht gut geschlafen?« Gundur, der sich
neben Lengar gesetzt hatte, grinste, während die anderen drei fremdländischen
Krieger, die nicht verstanden, was gesagt wurde, mit ausdrucksloser Miene Saban
anstarrten.
    Saban warf einen Blick auf den Ledervorhang, der den von
Frauen bewohnten Teil der Hütte abtrennte, aber er bemerkte keine Spur von
Derrewyn. Er hockte sich vor die aufgehäuften Schätze des Stammes. Darunter
befanden sich Bronzebarren, wundervoll polierte Messer aus Stein und
Feuerstein, Beutel mit Bernsteinklumpen, Brocken von schwarzem Gagat, große
Steinäste, Ringe aus Kupfer, geschnitzte Knochen, Meeresmuscheln, und, am
kuriosesten von allem, eine Holzkiste, gefüllt mit seltsam verzierten
Kieselsteinen. Die Steine waren klein und rund geschliffen, keiner von ihnen
größer als der Daumenballen eines Mannes - aber in alle waren komplizierte
Muster aus Spiralen oder Linien geritzt. »Weißt du, was das hier ist?«, fragte
Lengar Galeth und wies auf die Steine.
    »Nein«, antwortete Galeth kurz angebunden. »Magische
Steine«, sinnierte Lengar, während er ein Teil von einer Handfläche in die
andere warf. »Camaban würde Bescheid wissen. Er scheint neuerdings alles zu
wissen. Es ist ein Jammer, dass er nicht hier ist.«
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte Galeth.
    »Er kam im Frühjahr nach Sarmennyn«, erklärte Lengar
gelassen, »und soviel ich weiß, ist er immer noch dort. Camaban konnte ganz
normal laufen, oder fast normal. Ich wollte, dass er mich nach Ratharryn zurückbegleitete,
aber er weigerte sich. Ich habe ihn immer für einen Schwachsinnigen gehalten,
aber das ist er überhaupt nicht, sondern höchstens seltsam geworden ... aber
nicht schwachsinnig. Ganz im Gegenteil! Er ist ausgesprochen klug. Vielleicht
liegt das bei uns in der Familie. Was ist mit dir los, Saban? Du wirst doch
wohl nicht etwa weinen, oder? Wegen Vaters Tod, wie?«
    Saban spielte mit dem Gedanken, eine der kostbaren
Bronzeäxte zu packen und sich quer durch die Hütte auf Lengar zu stürzen; aber
die fremdländischen Speerkämpfer hatten ihn im Visier, ihre Waffen

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