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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Sarmennyn in einem großen Lederbeutel und die restlichen Tauschwaren
in einem anderen, anschließend hievte Cagan sie auf die Rücken der Pferde. Ein
kleinerer Beutel enthielt nichts als schöne große Meeresmuscheln, die in ein seltsames
Unkraut eingewickelt waren, das laut Haragg im Ozean wuchs — aber da Saban den
Ozean noch nie gesehen hatte, sagte ihm das nicht sonderlich viel. Die Muscheln
wurden gegen Nahrungsmittel eingetauscht.
    Haragg war kein unfreundlicher Mann. Saban brauchte lange
Zeit, um dahinter zu kommen, denn er fürchtete das ausdruckslose Gesicht und
den schnellen Stock des Händlers; doch er stellte fest, dass Haragg zwar
grundsätzlich für niemanden außer für seinen Sohn ein Lächeln übrig hatte, aber
auch nicht nur finster dreinschaute. Stattdessen begegnete er jedem Mann,
jeder Frau und jedem Umstand mit der gleichen unerschütterlichen
Entschlossenheit, und wenn er auch nur wenig sprach, so war er doch ein
aufmerksamer Zuhörer. Er pflegte sich mit Saban zu unterhalten, wenn auch nur,
um sich auf den langen Reisen die Zeit zu vertreiben; aber er sprach gedämpft,
als ob die Informationen, die er lieferte, nur von geringem Interesse wären.
    Sie befanden sich weit im Norden, als die ersten Vorboten
des Winters in Form von kalten Stürmen und anhaltendem Sprühregen kamen. Die
Leute hier sprachen eine seltsame Sprache, die zu verstehen sogar Haragg
schwer fiel. Inzwischen tauschte er seine Bronzebarren und schwarzen Steinäxte
gegen kleine Beutel mit Kräutern, die, wie er sagte, den Schnaps würzten, den
das Volk von Sarmennyn brannte; aber eine kleine Speerspitze aus Bronze
tauschte er, allerdings widerwillig, gegen ein Schaffellhemd und ein Paar
ordentlich genähter Stiefel aus Ochsenleder, die er Saban schenkte.
    Die Stiefel passten nicht über die Fußfesseln, deshalb
befahl Haragg ihm, sich hinzusetzen; dann holte er eine Steinaxt aus einem
seiner Beutel und bog die Fußfesseln so weit auseinander, dass sie von Sabans
Knöcheln abfielen. »Wenn du jetzt wegläufst«, warnte er, »wirst du getötet
werden, denn dies ist ein gefährliches Land.« Er verstaute die Fußfesseln in
seinem Gepäck und verkaufte sie in der nächsten Siedlung für zwanzig Beutel der
kostbaren Kräuter. Dies war eine der Siedlungen, wo sämtliche Frauen in ihren
Hütten versteckt wurden, wenn das Hornsignal das Erscheinen der Händler ankündigte
- damit die Fremden ihre Gesichter nicht sähen. »Sie benehmen sich sehr
sonderbar hier oben im Norden«, bemerkte Haragg.
    Inzwischen unterhielten sich Haragg und Saban ausschließlich
in der Sprache der Fremdländischen. Ratharryn war nur noch eine Erinnerung -
eine deutliche, das ganz sicherlich, aber eine, die dennoch mehr und mehr
verblasste. Selbst Derrewyns Gesicht verschwamm jetzt schon beinahe in Sabans
Gedächtnis. Er fühlte zwar nach wie vor quälende Gewissensbisse, wenn er an sie
dachte; aber nun war er statt von Selbstmitleid von einem brennenden
Rachedurst erfüllt. Nacht für Nacht tröstete er sich, indem er sich ausmalte,
wie er Lengar töten und Jegar demütigen würde; aber diese Bilder wurden bald
von den neuen Wundern verdrängt, die sich ihm auftaten, und den seltsamen
Dingen, die er lernte.
    Er sah Tempel. Viele waren sehr groß; einige aus
Holzpfeilern, die meisten jedoch aus Stein. Die Steine bildeten gewaltige
Kreise, während die hölzernen Tempel zum Himmel emporstrebten und mit
Stechpalmenzweigen und Efeuranken geschmückt waren. Er sah Priester, die sich
mit Feuersteinmessern Schnittwunden beibrachten, sodass ihre Brust
blutüberströmt war, während sie beteten. Er sah einen Ort, wo der Stamm einen
Fluss verehrte, und Haragg erzählte ihm, dass die Stammesmitglieder bei jedem
Neumond ein Kind in seinen Fluten ertränkten. An einem anderen Ort beteten die
Menschen einen Ochsen an, jedes Jahr einen anderen, töteten das Tier dann beim
Mittsommerfest und aßen sein Fleisch, bevor sie einen neuen Gott erwählten. Ein
Stamm hatte einen verrückten Hohepriester, der sabberte und an allen Gliedern
zuckte und Unsinn brabbelte, während woanders nur Krüppeln erlaubt war, Priester
zu werden. An diesem Ort beteten sie giftige Schlangen an, und in der Nähe lag
eine Siedlung, die eine Frau regierte. Das kam Saban am seltsamsten von allem
vor, denn sie war nicht bloß eine einflussreiche Zauberin wie Sannas, sondern
der Clanführer des gesamten Stammes. »Sie haben schon immer weibliche
Clanführer gehabt«, sagte Haragg, »seit ich sie kenne.

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