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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Todeskampf bevor, und Kerevals Feinde innerhalb des Stammes würden
seine Führung ablehnen.
    Am südlichen Rand der Siedlung, an einer Stelle neben
dem. Fluss, wo eine Anzahl von Booten über die Hochwassergrenze auf den Strand
gezogen worden war, stand ein Kreis von grob behauenen Steinsäulen: der Tempel
der Sonnenbraut. Die Stammesmitglieder tanzten singend um den Steinkreis
herum, während sie darauf warteten, dass die Braut aus der Hütte kam, wo sie
gewaschen und angekleidet wurde. Leckan, der lahme Zauberer, der nach Ratharryn
mitgegangen war, als die Abgesandten aus Sarmennyn versucht hatten, das Gold
zurückzubekommen, und der jetzt der älteste Priester in Kerevals Siedlung war,
blickte zum Himmel hinauf und sah, dass die Wolkendecke dünner wurde - also
bestand die Chance, dass die Sonne das Mädchen sehen würde. Das war ein gutes
Omen. Dann hörten das Singen und Tanzen abrupt auf, als sich die
Stammesmitglieder auf den Boden niederwarfen.
    Aurenna war erschienen und schritt, geführt von zwei
Priestern, zu ihrem Tempel. Ihr Haar war gekämmt und zu einem Zopf geflochten
worden, mit einer Lederschnur zusammengebunden und mit Sumpfdotterblumen und
Schlehenblüten geschmückt. Die Hochzeitsrobe, sauber und weiß, hing gerade von
ihren Schultern herab. Normalerweise wäre sie mit Gold herausgeputzt gewesen,
mit einer Kaskade von Goldrauten um den Hals, während die größeren Rauten ihr
Gewand geschmückt hätten, aber das Gold war verschwunden; trotzdem erschien
sie allen wie eine Königin. Sie war ein großes Mädchen, schlank, mit geradem
Rücken und geschmeidigen Gliedern, sodass Camaban — der sie als Einziger
beobachtete, während sie zwischen den ehrfurchtsvoll auf dem Boden kauernden
Stammesmitgliedern dahinwandelte — den Eindruck hatte, sie bewege sich mit einer
fast überirdischen Grazie.
    Aurenna wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Sie
zögerte, den Kreis zu betreten, bis einer der Priester ihr zuflüsterte, dass
dies der Augenblick sei, in dem sie eine Göttin wurde, und dies ihr Tempel sei
und dass sie tun könne, was sie wünschte — dennoch sei es aber üblich für die
Sonnenbraut, sich in die Mitte des Steinkreises zu stellen und den Stamm zum
Aufstehen und Tanz anzuweisen. Aurenna tat, was man ihr auftrug, obwohl ihre
Stimme stockend klang, als sie sprach. Genau in dem Moment brach die Sonne
durch die Wolken, und die Leute seufzten vor Entzücken, denn das war ein
Zeichen des Himmels.
    Kereval, der Clanführer, trug einen Lederbeutel, den er
Leckan überreichte, und Leckan öffnete ihn, um in seinem Inneren neue Schätze
zu entdecken. Dies waren Kostbarkeiten, die Kereval in dem Land jenseits des
westlichen Meeres hatte anfertigen lassen und für die er teuer mit Bronze und
Bernstein und schwarzem Granat bezahlt hatte; obwohl sie zwar die verlorenen
Schätze nicht ersetzen konnten, würden sie Erek und seiner Braut trotzdem zur
Ehre gereichen. Der Priester zog eine der großen Goldrauten aus dem Beutel und
drei Ketten mit kleineren Rauten, die auf Sehnenschnüre gefädelt waren, und
hängte sie Aurenna um den Hals. Dann holte er ein Messer mit einer Bronzeklinge
hervor, dessen hölzernes Heft mit Goldstiften verziert war. Er behielt das
Messer für sich als Symbol dafür, dass Aurennas Lebensfaden durchgeschnitten
würde, wenn ihre Zeit abgelaufen war.
    Der Göttin wurden Geschenke gebracht. Es waren Säcke mit
Getreide, Austern, Muscheln und viele gedörrte Fische. Es waren Axtklingen und
Bronzeklumpen, und diese Geschenke versteckten die Priester zum eigenen
Gebrauch; aber die Nahrungsmittel wurden vor Aurenna aufgehäuft, in den Tempel
gebracht von Männern, die es wagten, einen Blick auf die Göttin zu werfen,
bevor sie sich ehrfurchtsvoll in den Staub warfen. Sie dankte jedem Einzelnen
von ihnen mit einer Schüchternheit, die etwas Gewinnendes hatte. Sie lachte
sogar, als ein Mann ein paar gedörrte Fische brachte, alle an den Kiemen auf
einen Stock gesteckt, und einer der Fische herunterfiel. Als sich der Mann
bückte, um den Fisch aufzuheben, rutschte vom anderen Ende des Stocks ein
zweiter ab, und als er diesen hastig aufhob, löste sich ein dritter. Aurennas
Lachen war so hell wie ihr Verlobter, der noch immer durch die Lücke in den
Wolken auf die Erde schien.
    »Es ist üblich, die Nahrungsmittel den Witwen zu spenden«,
erklärte Leckan, der Priester, ihr in gedämpftem Ton.
    »Das Essen soll den Witwen gegeben werden«, verkündete
Aurenna daher mit klarer

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