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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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kümmerte, was die Leute dachten — denn ihm
war schwindelig im Kopf von Slaols Herrlichkeit.
    »Sie glauben, wir sollten Krieg gegen Ratharryn führen«,
sagte Kereval, während er in Richtung Tor spähte, um zu sehen, ob die
Sonnenbraut schon erschienen war.
    »Dann zieht doch in den Krieg«, erwiderte Camaban
gleichmütig, den Mund voller Brot. »Glaubt ihr, es spielt für mich eine Rolle,
ob ihr eure erbärmlichen Schätze wiederbekommt?«
    Kereval schwieg eine Weile. Er wusste, er konnte niemals
darauf hoffen, eine Armee nach Ratharryn zu führen; denn es befand sich in
weiter Ferne, und seine Speerkämpfer würden unterwegs auf zu viele Feinde
treffen. Gleichwohl waren diese Speerkämpfer berühmt für ihre überragende
Tapferkeit und wurden von all ihren Nachbarn gefürchtet, weil sie genauso hart
und erbarmungslos waren wie das Land, aus dem sie kamen. Man kannte Sarmennyn
als Land der Felsen, ein öder, sturmumtoster Ort, gefangen zwischen der See und
den Bergen, wo selbst die Bäume so krumm wie alte Leute wuchsen, obwohl nur
wenige im Stamm jemals wirklich alt wurden. Die Härten und Entbehrungen des
Lebens beugten die Menschen, so wie der Wind die Bäume beugt, ein Wind, der nur
selten aufhörte, um die wilden Kuppen der Berge zu heulen, an deren Fuß die
Leute von Sarmennyn in niedrigen Hütten lebten; aus Stein erbaut und mit
Treibholz, Seetang, Stroh und Grassoden gedeckt. Der Rauch aus ihren niedrigen
Behausungen vermischte sich mit Nebel, Regen und Schnee. Es war ein Land, so
hieß es, das kein Mensch haben wollte, und deshalb hatte sich der Stamm der
Fremdländischen dort niedergelassen; sie verdienten sich ihren Lebensunterhalt
mit dem, was das Meer hergab, mit der Herstellung von Äxten aus dem dunklen
Gestein der Berge und indem sie ihre Nachbarn bestahlen. Sie hatten es in ihrem
unfruchtbaren Land zu etwas gebracht, aber seit ihre Schätze gestohlen worden
waren, hatten die Dinge eine Wende zum Schlechteren genommen. Es gab mehr
Krankheit als gewöhnlich, und Seuchen hatten die Rinder und Schafe des Stammes
heimgesucht. Eine große Anzahl von Booten war auf See untergegangen, die Leichen
ihrer Besatzungen schwemmte das Meer an Land, bleich, aufgequollen und übel
zugerichtet. Stürme hatten die wenigen Getreidefelder des Landes verwüstet, deshalb
herrschte Hunger. Wölfe waren aus den Bergen heruntergekommen, und ihr Geheul
klang wie ein Klagelied auf die verlorenen Schätze.
    »Wenn sich dein Bruder nicht an unsere Abmachung hält
...«, begann Kereval erneut.
    »Wenn mein Bruder sein Wort bricht«, unterbrach Camaban
den Clanführer, »werde ich für die Rückgabe des Goldes sorgen. Ich, Camaban,
werde euch die Schätze schicken. Du vertraust mir doch, oder?«
    »Natürlich«, sagte Kereval, und das tat er wirklich, denn
Camaban hatte die Lieblingsfrau des Clanführers von der Schwindsucht geheilt,
als er das erste Mal nach Sarmennyn gekommen war. Kerevals Priester und Heiler
hatten ihr nicht helfen können, aber Camaban hatte der Frau einen Trank
verabreicht, dessen Zusammensetzung er noch von Sannas wusste, und sie war
schnell und vollständig von ihrem Siechtum genesen.
    Camaban nahm den Rest der Fischbrühe mit dem letzten
Stückchen Brot aus der Tonschale auf, dann wandte er sich zu der Menschenmenge
an dem mit Girlanden geschmückten Tor um, die plötzlich auf die Knie gesunken
war. »Eure neueste Sonnenbraut ist hier?«, fragte er Kereval sarkastisch. »Noch
so ein Kind mit schiefen Zähnen und zotteligem Haar, das dem Gott an den Hals
geworfen werden soll?«
    »Nein«, erwiderte Kereval und erhob sich von seinem Platz,
um sich zu der Menge am Tor zu gesellen. »Ihr Name ist Aurenna, und die
Priester behaupten, dass wir noch nie zuvor ein so hübsches Mädchen zur Sonne
gesandt haben. Dieses hier ist bezaubernd schön.«
    »Das sagen sie doch jedes Jahr«, gab Camaban zurück, und
in der Tat wurden die Sonnenbräute immer für besonders schön gehalten. Der
Stamm opferte dem Gott sein Bestes; aber in den vergangenen Jahren war es
manchmal vorgekommen, dass Eltern, die eine schöne Tochter hatten, das Mädchen
versteckten, wenn die Priester kamen, um nach der Braut zu suchen. Doch die
Eltern der diesjährigen Sonnenbraut hatten ihre Tochter weder versteckt noch
mit einem jungen Mann verheiratet, der sie — indem er ihr die Jungfräulichkeit
nahm — ungeeignet für das Bett des Sonnengottes gemacht hätte. Stattdessen hatten
sie sie für Erek aufgehoben, obwohl Aurenna ein so

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