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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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behilflich sein.«
    »Scathel!«, rief Kereval entrüstet. »Sie sind unsere
Gäste!«
    Scathel drängte sich an den sitzenden Männern vorbei und
starrte auf Saban und Camaban hinunter - er runzelte die Stirn, als er die
Knochen in Camabans Haar bemerkte. »Bist du Priester?«, verlangte er zu wissen.
    Camaban ignorierte die Frage. Stattdessen gähnte er
gelangweilt; nun bückte Scathel sich und packte Saban an seinem Hemd, um ihn
mit einer für ein so dürres Knochengestell erstaunlichen Kraft auf die Füße zu
ziehen. »Wir werden die Bruder-Magie anwenden«, erklärte er Kereval.
    »Er ist ein Gast!«, protestierte Kereval abermals.
    »Die Bruder-Magie?«, fragte Camaban mit echtem Interesse.
»Erzähl mir von dieser Magie.«
    »Was ich ihm antue«,
sagte Scathel, während er Saban einen Finger in die Rippen bohrte, »wird auch
seinem Bruder angetan. Ich reiße ihm ein Auge heraus, folglich verliert auch
Lengar ein Auge.« Er schlug Saban ins Gesicht. »Da!«, kreischte er, »jetzt
brennt Lengars Wange!«
    »Meine nicht«, wandte Camaban ein.
    »Du bist ja auch Priester«, erwiderte Scathel und erklärte,
warum Camaban Sabans Schmerz nicht hatte spüren können.
    »Nein«, berichtigte Camaban, »ich bin kein Priester,
sondern Zauberer.«
    »Ein Zauberer, der die Bruder-Magie nicht kennt?«, höhnte
Scathel. »Was ist denn das für ein Zauberer?« Er lachte verächtlich, dann
zerrte er Saban herum, sodass alle in der Halle ihn sehen konnten. »Lengar von
Ratharryn wird die Schätze niemals übergeben!«, brüllte er. »Selbst dann nicht,
wenn wir ihm sämtliche Tempel von Sarmennyn schicken! Selbst dann nicht, wenn
wir sämtliche Steine von sämtlichen Feldern auflesen und sie ihm zu Füßen legen!
Aber wenn ich ihm die Augen herausreiße, ihm Hände und Füße abhacke und ihm
seine Männlichkeit nehme, dann erst wird er gefügig!«
    Die zuhörenden Männer schlugen mit den Händen auf den
Boden, um ihre Zustimmung zu bekunden, und Camaban, der das Ganze schweigend
beobachtete, sah, wie viel Widerstand es in Kerevals Stamm gegen die Abmachung
mit Lengar gab. Sie glaubten nicht daran, dass Ratharryn das Gold jemals
herausrücken würde. Ursprünglich hatten sie sich mit dem Handel einverstanden
erklärt, weil zu jenem Zeitpunkt anscheinend keine andere Möglichkeit bestanden
hatte; doch jetzt war Scathel brüllend von den Hügeln heruntergekommen und
schlug vor, Magie, Folter und Zauberei anzuwenden. »Wir werden eine Grube
ausheben«, schlug Scathel vor, »und diesen Vagabunden hier hineinwerfen - dort
wird er so lange eingesperrt bleiben, bis sein Bruder endlich die Schätze an
uns ausliefert!« Die Feiernden brachen in laute Beifallsrufe aus.
    »Wenn du meinen Bruder in eine Grube wirfst«, stellte
Camaban in Aussicht, als wieder Ruhe in der Hütte herrschte, »werde ich deine
Blase mit glühenden Kohlen füllen, sodass du dich vor Qualen windest und
flüssiges Feuer pinkelst.« Er beugte sich vor, nahm ein Stückchen Fisch aus
Kerevals Schale und verspeiste es gelassen.
    »Du? Ein verkrüppelter Zauberer? Mir drohen?« Scathel wies
auf Camabans linken Fuß, der noch immer unförmig war, wenn auch nicht mehr so
grotesk missgestaltet wie früher. »Du bildest dir ein, die Götter hören auf
Wesen wie dich?«
    Camaban nahm eine Fischgräte aus dem Mund, dann bog er sie
behutsam zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich werde die Götter dazu bringen,
auf deinen Eingeweiden zu tanzen«, sagte er ruhig, »während die Geister der
Toten dir dein Gehirn durch die Augenhöhlen heraussaugen. Ich werde deine
Leber an die Raben verfüttern und deine Därme den Hunden zum Fraß vorwerfen.«
Er zerbrach die Gräte in zwei Hälften. »Lass meinen Bruder los!«
    Scathel beugte sich dicht zu Camaban hinunter, und Saban,
der die Auseinandersetzung beobachtete, dachte, wie ähnlich sich die beiden
Männer doch waren. Der fremdländische Zauberer und Priester, Haraggs Zwillingsbruder,
war der ältere von beiden, aber genauso sehnig, ausgemergelt und mächtig wie
Camaban. »Er wird heute Nacht in die Grube wandern, Krüppel«, fauchte Scathel
Camaban ins Gesicht, »und ich werde auf ihn pissen!«
    »Du wirst ihn in Ruhe lassen!«, befahl plötzlich eine
Frauenstimme, und in der Halle ertönte ein überraschtes Aufkeuchen, als sich
die Männer umwandten, um Aurenna anzustarren. Sie hatte sich von ihrem Platz
erhoben und wies auf den wütenden Priester. »Du wirst ihn loslassen«, sagte
sie mit Nachdruck, »sofort!«
    Scathel

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