Cronin, Justin
Trips
runter zum Kraftwerk stand fett auf dem Dienstplan, wo jeder es lesen konnte -
war Teil ihres Glücks im Nebel der Liebe.
Dann blieb die nächste Periode aus, und Galen
sah, wie sie sich am Kompost übergab.
Natürlich war sie schwanger. Wieso hatte sie das
nicht erkannt? Wie hatte sie diese Möglichkeit übersehen können? Denn wenn es
etwas gab, was Theo Jaxon nicht würde haben wollen, dann war es ein Baby.
Vielleicht hätte sie ihn unter den richtigen Umständen dafür gewinnen können,
aber nicht so.
Dann war ein zweiter Gedanke heraufgedämmert,
ein Gedanke von schlichter Klarheit: ein Baby. Sie bekam ein Baby. Ihr Baby,
Theos Baby, ihr gemeinsames Kind. Ein Kind war nichts, was nur im Kopf
existierte, so wie die Liebe. Ein Kind war eine Tatsache. Es war ein Mensch,
und es hatte einen eigenen Charakter und einen eigenen Willen. Und letztlich
scherte es sich nicht darum, was man von ihm dachte. Durch seine bloße Existenz
verlangte es, dass man an die Zukunft glaubte, an eine spätere Zeit, in der es
krabbeln, laufen, leben würde. Ein Kind war ein Stück Zeit; es war ein
Versprechen, das man gab und von der Welt zurückbekam. Ein Kind war die
älteste Abmachung zum Weiterleben, die es gab.
Vielleicht war das, was Theo Jaxon am meisten
brauchte, ein Kind.
Und das hätte Mausami ihm unten im Kraftwerk
gesagt, in der kleinen Kammer mit den Regalen, die jetzt ihnen gehörte. Sie
hatte sich diese Szene auf vielfältige Weise ausgemalt, manchmal gut und
manchmal nicht so gut, und das schlimmste Szenario war das, in dem sie der Mut
verließ und sie gar nichts sagte. (Das Zweitschlimmste: Theo erriet es, sie
wagte nicht, die Wahrheit auszusprechen, und tat so, als sei das Kind von
Galen.) Ihre Hoffnung war, dass sie dann sehen würde, wie ein Licht in seinen
Augen aufleuchtete. Das Licht, das vor langer Zeit erloschen war. Ein Kind,
würde er sagen. Unser Kind. Was sollen wir tun? Was die Leute immer tun, würde
sie sagen, und dann würde er sie wieder umarmen, und sie würde wissen, dass
alles gut werden würde. Sie würden zusammen zurückreiten, um es Galen - und
allen andern - zu sagen.
Aber das würde jetzt nie mehr passieren. Die
Geschichte, die sie sich selbst erzählt hatte, war nur das: eine Geschichte.
Sie hörte Schritte im Gang hinter ihr. Schwere,
schlenkernde Schritte, die sie kannte. Was musste sie tun, um wenigstens einen
Augenblick lang Ruhe zu haben? Aber es war nicht seine Schuld, ermahnte sie
sich. Nichts war Galens Schuld.
»Was machst du hier unten, Maus? Ich habe dich
überall gesucht.«
Er blieb vor ihr stehen. Sie zuckte die Achseln,
ohne den Blick von ihrer schrecklichen Strickerei zu heben.
»Du solltest nicht hier drin sein.«
»Es ist alles sauber geputzt worden, Galen.«
»Ich meine, du solltest nicht allein hier sein.«
Mausami antwortete nicht. Was machte sie hier? Wie kam sie auf die Idee, sie würde jemals
stricken lernen? »Schon gut, Galen. Mir geht's gut.«
Waren es Schuldgefühle, die sie dazu brachten,
ihn so zu quälen? Aber das glaubte sie nicht. Es fühlte sich eher an wie Zorn -
Zorn über seine Schwäche; Zorn darüber, dass er sie liebte, wie er es tat,
obwohl sie es ganz offensichtlich nicht verdiente; Zorn darüber, dass sie ihm
in die Augen schauen und ihm die Wahrheit sagen müsste, sobald das Kind auf der
Welt war. Ein Kind, das - welch Ironie! - vermutlich aussehen würde wie Theo
Jaxon.
»Na ja.« Er räusperte sich. »Ich reite morgen
früh. Das wollte ich dir nur sagen.«
»Was heißt das, du reitest morgen früh?«
Sie ließ die Stricknadeln sinken und sah ihm ins
Gesicht. Wie er so im matten Licht stand, mit blinzelnd zusammengekniffenen
Augen, wirkte sein Gesicht jungenhaft.
»Jimmy will, dass ich das Windkraftwerk sichere.
Nachdem Arlo nicht mehr da ist, wissen wir nicht, was da unten vorgeht.«
»Und warum schickt er dich?«
»Glaubst du, ich schaffe das nicht?«
»Das habe ich nicht gesagt, Galen.« Sie hörte
sich selbst seufzen. »Ich frage mich nur, warum, weiter nichts. Du warst noch
nie da unten.«
»Jemand muss es übernehmen. Vielleicht meint er,
ich bin der beste Mann für diesen Job.«
Sie bemühte sich um ein freundliches Gesicht.
»Sei vorsichtig, ja? Augen überall.«
»Klingt fast so, als ob du es ernst meinst.«
Mausami wusste nicht, was sie darauf antworten
sollte. Sie war plötzlich müde.
»Natürlich meine ich es ernst.«
»Sonst solltest du es wahrscheinlich sagen.«
Sag's ihm, dachte sie. Warum sagte sie es
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