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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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tun. Was würde so ein Haus wohl
kosten? Bei einem solchen Haus würde man nicht mal ein Wasserklosett brauchen.
Man stellte sich einfach ans Geländer und erledigte sein Geschäft, bei Tag
oder bei Nacht. Als Grey auf den Ölplattformen im Golf von Mexiko gearbeitet
hatte, hatte er das gern getan, frühmorgens oder spätabends, wenn niemand in
der Nähe war. Da musste man natürlich auf den Wind achten. Aber mit einer
steifen Brise im Rücken gab es nur wenige Freuden im Leben, die damit
vergleichbar waren, von einer sechzig Meter hohen Plattform zu pinkeln und zu
sehen, wie der Strahl im Bogen durch die Luft flog, bevor er zwanzig
Stockwerke tiefer ins blaue Meer regnete. Da kam man sich gleichzeitig klein
und groß vor.
    Jetzt stand natürlich die gesamte Ölproduktion
unter Bundesaufsicht, und anscheinend war praktisch jeder, den er aus den alten
Zeiten kannte, verschwunden. Nach der Sache in Minneapolis und dem Bombenanschlag
auf das Gasdepot in Secaucus, dem Attentat auf die U-Bahn in L.A. und all dem
andern, und natürlich auch nach dem, was im Iran oder Irak - wo immer es
gewesen sein mochte - passiert war, hatte die komplette Wirtschaft sich festgefressen
wie ein kaputtes Getriebe. Mit seinen Knien und der Raucherei und dieser einen
Sache in seiner Akte war es völlig ausgeschlossen, dass sie Grey im Homeland
oder sonst wo noch nahmen. Er war fast ein Jahr arbeitslos gewesen, als der
Anruf gekommen war. Er war sicher gewesen, dass es wieder ein Job auf einer
Plattform sein würde, vielleicht für eine ausländische Firma. Irgendwie hatten
sie es so klingen lassen, ohne es tatsächlich zu sagen, und er war überrascht
gewesen, als er zu der Adresse gefahren war, in der Nähe des Messegeländes in
Dallas, und festgestellt hatte, dass dort nichts als eine leere Ladenfassade in
einer verlassenen Einkaufszeile war, die Fenster weiß mit Seifenschaum
verschmiert. Es war früher eine Videothek gewesen. Grey hatte den Namen noch
lesen können - »Movie World«, eine gespenstische Formation aus fehlenden
Lettern auf dem grau verschmutzten Putz über dem Eingang. Daneben war einmal
ein chinesisches Restaurant gewesen, und auf der anderen Seite eine chemische
Reinigung. Alles andere war nicht mehr zu erkennen. Er war ein paarmal davor
auf und ab gefahren und hatte befürchtet, er sei an der falschen Adresse, und
er hatte keine Lust gehabt, aus der klimatisierten Kabine seines Pick-up Trucks
zu klettern, nur um hier auf eine sinnlose Phantomjagd zu gehen. Aber dann
hatte er doch angehalten. Draußen war es fast vierzig Grad heiß gewesen,
typisch für August, nichts jedoch, woran man sich je gewöhnen konnte. Die Luft
war dick und roch schmutzig, und die Sonne knallte wie ein Hammer vom Himmel.
Die Tür war abgeschlossen, aber da war ein Summer. Er drückte auf den Knopf und
wartete eine Minute, während der Schweiß sich unter seinem Hemd sammelte. Dann
hörte er das Klirren eines großen Schlüsselbunds hinter der Tür und das metallische
Klappern des Schlosses.
    Sie hatten im hinteren Teil einen kleinen
Schreibtisch und ein paar Akten. Der Raum war immer noch voll von leeren
Regalen, in denen einmal DVDs gestanden hatten, und aus Löchern zwischen den
Deckenplatten hing ein Gewirr von Drähten und anderem Zeug. An der hinteren
Wand des Ladens lehnte eine lebensgroße Pappfigur, die von einer Staubschicht
bedeckt war, irgendein Filmstar, den Grey nicht erkannte, ein glatzköpfiger
schwarzer Typ mit Wrap-around-Sonnenbrille und Armmuskeln, die sich unter
seinem T-Shirt wölbten, als ob er zwei Dosen Schinken aus einem Supermarkt
schmuggeln wollte. Auch an den Film konnte Grey sich nicht erinnern. Er füllte
ein Formular aus, aber die Leute da, ein Mann und eine Frau, warfen kaum einen
Blick darauf. Während sie etwas in ihren Computer tippten, forderten sie ihn
auf, in einen Becher zu pinkeln, und dann schlossen sie ihn an den Lügendetektor
an, doch das gehörte zum üblichen Verfahren. Er versuchte, sich gar nicht erst
vorzustellen, dass er lügen könnte, und als sie ihn nach seiner Haft in
Beeville fragten, wie er es vorausgesehen hatte, erzählte er ihnen die Story
ohne Schnörkel, denn angesichts der Drähte konnte er nichts verheimlichen, und
ohnehin war die Sache aktenkundig, zumal in Texas, wo man auf einer Website
sämtliche Gesichter und den ganzen Rest sehen konnte. Aber nicht mal das
schien ein Problem zu sein. Sie schienen bereits eine Menge über ihn zu wissen,
und die meisten ihrer Fragen betrafen sein

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