Cronin, Justin
standen in der Sonne am Fuße der Treppe, in einigem Abstand zur
Tür. Der Ältere sah sie und lächelte freundlich, sagte jedoch nichts. Er sah
nett, aber wenig bemerkenswert aus, schlank und sportlich, mit einem
sympathischen, wohlgeformten Gesicht. Ein bisschen grau an den Schläfen, die in
der Sonne schweißfeucht glänzten.
»Sollen wir aufmachen?«, fragte Claire hinter
ihr. Schwester Louise hatte die Türglocke gehört und war ebenfalls
heruntergekommen.
Arnette atmete tief durch. »Selbstverständlich,
Schwestern.« Sie öffnete die Tür, hielt aber die Fliegentür verriegelt. Die
beiden Männer kamen die Stufen herauf. »Kann ich Ihnen helfen, Gentlemen?«
Der Ältere griff in seine Brusttasche und zog
ein kleines Mäppchen heraus. Er klappte es auf, und die Buchstaben blitzten ihr
kurz entgegen: FBI.
»Ma'am, ich bin Special Agent Wolgast, und das
ist Special Agent Doyle.« Im Handumdrehen war das Mäppchen wieder in der
Innentasche seines Jacketts verschwunden. Sie sah eine Schramme an seinem
Kinn; er hatte sich beim Rasieren geschnitten. »Tut mir leid, dass wir Sie an
einem Samstagmorgen einfach so stören ...«
»Es geht um Amy«, sagte Arnette. Sie konnte es
nicht erklären. Sie war einfach damit herausgeplatzt. Als er nicht antwortete,
fuhr sie fort: »Es stimmt doch, oder? Es geht um Amy.«
Der ältere Beamte - seinen Namen hatte sie schon
wieder vergessen - schaute an ihr vorbei zu Schwester Louise und lächelte ihr
kurz und beruhigend zu, bevor er sich wieder an Arnette wandte.
»Ja, Ma'am. Das ist richtig. Es geht um Amy.
Wäre es Ihnen recht, wenn wir hereinkommen. Um Ihnen und den anderen Damen ein
paar Fragen zu stellen?«
Und so kam es, dass sie im Wohnzimmer des
Konvents der Barmherzigen Schwestern standen: zwei große Männer in dunklen
Anzügen, die nach Männerschweiß rochen. Ihre massige Anwesenheit schien den
Raum zu verändern, ihn kleiner zu machen. Abgesehen von gelegentlichen
Handwerkern oder Father Fagan, der aus dem Pfarrhaus zu Besuch kam, betrat kein
anderer Mann jemals dieses Haus.
»Verzeihen Sie, Officers«, sagte Arnette,
»könnten Sie mir Ihre Namen noch einmal nennen?«
»Selbstverständlich.« Wieder dieses Lächeln:
selbstbewusst, einschmeichelnd. Bisher hatte der Jüngere noch kein Wort
gesagt. »Ich bin Agent Wolgast, und das ist Agent Doyle.« Er sah sich um. »Und
- ist Amy hier?«
Schwester Claire schaltete sich ein. »Was wollen
Sie von ihr?«
»Leider darf ich Ihnen nicht alles sagen, aber
Sie sollten - um Ihrer eigenen Sicherheit willen - wissen, dass Amy eine
Zeugin des FBI ist. Wir sind hier, um sie unter unseren Schutz zu stellen.«
Das Zeugenschutzprogramm des FBI! Panik
spannte sich wie ein Ring um Arnettes Brust. Das war schlimmer, als sie gedacht
hatte. FBI-Zeugin! Wie im Fernsehen, in diesen Kriminalserien, die sie nicht
gern sah, aber trotzdem manchmal anschaute, weil die anderen Schwestern es
wollten.
»Was hat Lacey getan?«
Der Agent zog interessiert die Brauen hoch.
»Lacey?«
Er tat, als wisse er Bescheid: Er gab ihr
Gelegenheit zum Reden, um ihr Informationen zu entlocken, das sah Arnette
sofort. Aber natürlich hatte sie genau das gerade getan: Sie hatte ihnen Laceys
Namen gegeben. Niemand außer ihr hatte etwas von Lacey gesagt. Hinter sich
spürte sie das drückende Schweigen der anderen Schwestern.
»Schwester Lacey«, erklärte sie. »Sie hat uns
gesagt, Amys Mutter sei eine Freundin.«
»Ah ja.« Er warf seinem Kollegen einen Blick zu
und nickte dann. »Tja, vielleicht sollten wir auch mit ihr sprechen.«
»Sind wir denn in Gefahr?«, fragte Schwester
Louise ängstlich.
Schwester Arnette drehte sich um und brachte sie
mit einem Stirnrunzeln zum Schweigen. »Schwester, ich weiß, du meinst es gut.
Aber überlass diese Sache mir, bitte.«
»Ich würde nicht sagen, in Gefahr. Das nicht
gerade«, sagte der Mann. »Aber ich glaube, es wäre am besten, wenn wir sie kurz
sprechen könnten. Ist sie da?«
»Nein.« Das war Schwester Claire. Trotzig hielt
sie die Hände vor der Brust verschränkt. »Sie sind weggegangen. Vor über einer
Stunde.«
»Wissen Sie, wohin?«
Einen Moment lang sagte niemand etwas. Dann
klingelte im Haus das Telefon.
»Bitte entschuldigen Sie mich, Gentlemen«, sagte
Arnette. Sie ging in die Küche. Ihr Herz klopfte.
Sie war dankbar für die Unterbrechung; sie gab
ihr Gelegenheit zum Nachdenken. Als sie den Hörer abnahm, erkannte sie die
Stimme am anderen Ende nicht.
»Ist da das Kloster? Ich
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