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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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ist von einem privaten Sicherheitsdienst. Er
ist kaum mehr als ein Söldner.«
    Doyle seufzte gereizt. »Wissen Sie, was Ihr
Problem ist, Brad? Sie wissen nicht, wer hier auf Ihrer Seite ist. Vorhin habe
ich Ihnen einen Vertrauensvorschuss gegeben. Sie hätten nichts weiter tun
müssen, als sie zum vereinbarten Zeitpunkt zum Auto zurückzubringen. Sie sehen
den Gesamtzusammenhang nicht.«
    »Ich habe genug gesehen.«
    Eine Tankstelle tauchte vor ihnen auf, schimmernd
wie eine Oase in der Dunkelheit. Als sie näher kamen, nahm Wolgast den Fuß vom
Gas.
    »Herrgott. Nicht anhalten«, sagte Doyle. »Fahren
Sie einfach weiter.«
    »Ohne Benzin werden wir nicht weit kommen. Wir
haben nur noch einen Vierteltank. Das hier könnte für eine Weile die letzte
Tankstelle sein.«
    Wenn Doyle das Kommando haben wollte, dachte
Wolgast, würde er sich zumindest entsprechend benehmen müssen.
    »Na schön. Aber nur tanken. Und Sie bleiben im
Wagen, alle beide.«
    Sie hielten an der Zapfsäule. Als Wolgast den
Motor abgestellt hatte, langte Doyle herüber und zog den Zündschlüssel ab. Dann
öffnete er das Handschuhfach und nahm Wolgasts Waffe heraus. Er ließ das Magazin
herausfallen, steckte es in seine Jackentasche und legte die Pistole wieder ins
Handschuhfach.
    »Bleiben Sie sitzen.«
    »Sie sollten auch nach dem Öl sehen.«
    Doyle atmete geräuschvoll aus. »Herrgott. Sonst
noch was, Brad?«
    »Ich sag's nur. Wir wollen ja keinen
Motorschaden haben.«
    »Schön. Ich sehe nach. Sie bleiben schön
sitzen.«
    Doyle stieg aus, ging hinten um den Tahoe herum
und fing an, den Tank zu füllen. Als er draußen war, hatte Wolgast einen
Augenblick Zeit zum Nachdenken, aber unbewaffnet und ohne den Schlüssel konnte
er nicht viel tun. Er zog an dem Riegel unter dem Armaturenbrett. Doyle kam
nach vorn und klappte die Motorhaube auf, sodass ihm die Sicht auf den
Innenraum versperrt war.
    Wolgast drehte sich zu Amy um.
    »Alles okay?«
    Das Mädchen nickte. Sie hielt ihren Rucksack auf
dem Schoß. Das tausendmal gestreichelte Ohr ihres Stoffhasen ragte daraus
hervor. Im hellen Licht der Tankstelle sah Wolgast, dass sie noch Reste vom
Puderzucker auf den Wangen hatte. Es sah aus wie Schneeflocken.
    »Fahren wir immer noch zu dem Doktor?«
    »Das weiß ich nicht. Wir werden sehen.«
    »Er hat eine Pistole.«
    »Ich weiß, Süße. Ist schon okay.«
    »Meine Mutter hatte auch eine.«
    Bevor Wolgast eine Antwort einfiel, wurde die
Haube des Tahoe zugeschlagen. Erschrocken fuhr er herum und sah drei
Streifenwagen der State Police, die mit hohem Tempo in die entgegengesetzte
Richtung fuhren.
    Die Beifahrertür öffnete sich, und ein Schwall
kalter Luft wehte herein. »Scheiße.« Doyle reichte ihm den Schlüssel und
drehte sich auf dem Sitz herum, um den Streifenwagen nachzuschauen. »Glauben
Sie, es geht um uns?«
    Wolgast legte den Kopf schräg, um die
Polizeiwagen im Rückspiegel zu sehen. Sie fuhren mindestens achtzig, wenn nicht
mehr. Es konnte etwas Alltägliches sein, ein Unfall oder ein Brand. Aber sein
Instinkt sagte ihm, dass es nicht so war. Er zählte die Sekunden und beobachtete,
wie die Lichter in der Ferne verschwanden. Bei zwanzig war er sicher, dass sie
wendeten.
    Er drehte den Zündschlüssel um, und der Motor
erwachte dröhnend zum Leben.
    »Ja, das geht um uns.«
     
    Zehn Uhr, und Schwester Arnette konnte nicht
schlafen. Sie konnte nicht einmal die Augen schließen.
    Oh, es war furchtbar, einfach furchtbar, alles,
was da passiert war: zuerst die Männer, die wegen Amy gekommen waren - wie sie
sie getäuscht hatten, wie sie alle getäuscht hatten, obwohl Schwester Arnette
immer noch nicht verstand, wie sie gleichzeitig FBI-Agenten und Kidnapper sein
konnten. Dann diese schreckliche Geschichte im Zoo - all das Schreien und
Brüllen und Rennen, und Lacey, wie sie Amy festhielt und nicht loslassen
wollte. Und die Stunden, die sie auf dem Revier verbracht hatten, den ganzen
restlichen Tag; man hatte sie nicht wirklich wie Verbrecher behandelt, aber
sicher auch nicht so, wie Schwester Arnette es gewohnt war: lauter unbestimmte
Vorwürfe, und der Detective hatte ihnen immer wieder die gleichen Fragen
gestellt. Dann die Reporter und die Übertragungswagen, die auf der Straße vor
dem Haus gestanden hatten, und die riesigen Scheinwerfer, die die vorderen
Fenster erleuchtet hatten, als der Abend seinen Lauf nahm, und das Telefon, das
unaufhörlich klingelte, bis Schwester Claire auf die Idee gekommen war, den
Stecker

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