Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
mit weiteren
Zweigen. Müller tat es ihr auf der gegenüberliegenden Seite
der Lichtung nach. Nan brachte eine hochauflösende
Vergrößerungsbrille, aber Müller verweigerte ein
solches Hilfsmittel. Er stellte einfach fest: »Meine Augen sind
gut genug.« Körperliche Aufrüstungen.
    Bevor er sich auf seinen Posten zurückzog,
überprüfte Müller, dass Karim auch mit den
beschränkten Waffensystemen des Gleiters umgehen konnte. Jake
war überrascht, wie bereitwillig der Soldat Karim den Platz im
Gleiter überlassen hatte. Vielleicht wollte Müller seine
Befehle besonders gewissenhaft befolgen, um sich von den
»Verrätern« Scherer und Halberg abzugrenzen. Das
wäre schon mal ein Vorteil.
    Lucys zierlicher Körper war gebeugt von der Last der
Ausrüstung, obwohl Gail ihr weniger aufgeladen hatte als den
anderen. Sie watschelte zu Jake. »Wir gehen. Viel Glück.
Ich liebe dich.« Er hatte eine Abschiedsszene befürchtet,
aber so naiv war sie nicht. Ein kurzer Kuss, und sie brach mit den
Übrigen auf.
    Mehr als alles andere wünschte sich Jake mit einem Mal, dass
sie überlebte.
    Eine halbe Stunde später war es nahezu unheimlich still in
der Siedlung. Die drei Fluggeräte, zwei irdische und ein
außerirdisches, standen auf der überwucherten Lichtung,
die vielleicht einmal ein bewirtschafteter Bauernhof gewesen war. Die
beiden einheimischen Pelzlinge lagen immer noch tief schlafend –
oder möglicherweise tot – zwischen zwei verwahrlosten
Hütten. Jake sah keine weiteren Pelzlinge, bis drei Rinder aus
dem Wald kamen.
    »Dr. Shipley, sehen Sie!«, sagte Jake leise. Shipley
hatte auf seinem Klapphocker gesessen, den er mitgenommen hatte, die
Augen geschlossen. Er schlug sie auf, und sein Blick folgte Jakes
verstohlener Geste.
    Die Kinder bewegten sich mit der gleichen trunkenen Gangart wie
die Älteren. Sie betrachteten die Menschen, öffneten die
Mäuler und gaben Laute von sich, die denen ähnlich waren,
die Jake für Lachen hielt. Einer von ihnen ließ wieder und
wieder den Schwanz auf den Bodenbewuchs klatschen; die anderen
benötigten ihre möglicherweise, um ihre Körper
auszubalancieren und überhaupt aufrecht stehen zu können.
Das Trio hielt sich aneinander fest und torkelte weiter.
    Nicht schießen, Müller, betete Jake stumm. Bitte schieß nicht auf diese Kinder. Müller schoss
nicht, entweder, weil er über mehr Selbstbeherrschung
verfügte, als Jake ihm zutraute, oder weil sich die
Pelzlingskinder wieder entfernten, auf das Dorf zuschlenderten und
dort in einer Hütte mit nur einem halben Dach verschwanden.
    Kinder. So hatte Jake die jungen Pelzlinge in Gedanken
bezeichnet: als »Kinder«. Sie wirkten – waren –
den Menschen so viel näher als die Ranken. Sagten die Ranken die
Wahrheit? Was würde aus dem Himmel zu ihnen herabdonnern?
    Und wann würde es ankommen?
    »Warten ist oft das Schlimmste«, stellte Shipley ruhig
fest.
    Was, zur Hölle, ließ ihn diese beispiellose,
unglaubliche und gefährliche Situation so ruhig durchstehen?
Jake wollte es nicht wirklich wissen. Religiöser Humbug. Jake
hatte Shipley aus einer Eingebung heraus bleiben lassen, und er hatte
noch im selben Augenblick gewusst, dass diese Eingebung
vernünftig war. Shipley hatte erkannt, dass die Ranken
friedfertig waren. Er geriet nicht in Panik. Er war mit Müller
gut fertig geworden und schien in der Lage zu sein, mit allem fertig
zu werden, ausgenommen mit seiner schrecklichen Tochter.
    Töchter. Söhne. Brüder.
    Er wollte jetzt nicht an Donnie denken.
    Aber Jake war einfach nicht diszipliniert genug, um die Erinnerung
zu unterdrücken. Nicht einmal eine Reise über siebzig
Lichtjahre nach Greentrees hatte ihn weit genug von Donnie
fortgebracht. Und von Mrs Dalton.
    »Jake«, fragte Shipley, und Jake war dankbar für
diese Ablenkung, »was werden Sie diesen Pelzlingen
sagen?«
    »Sind Sie so sicher, dass es Pelzlinge sind, die hier landen
werden?«
    »Ich glaube schon. Ich glaube den Ranken. Was werden Sie den
Pelzlingen sagen?«
    »Das hängt davon ab, was sie uns sagen. Oder ob
sie uns überhaupt Zeit lassen, etwas zu sagen.«
    »Ja«, räumte Shipley ein. »Aber wenn wir die
Zeit haben, könnte ich dann sprechen? Ich würde mich der
Zeichensprache bedienen. Es ist wohl unwahrscheinlich, dass sie
Englisch sprechen, nicht wahr?«
    Natürlich würden sie kein Englisch sprechen. Jake hatte
darüber nicht nachgedacht. Die Ranken hatten einen Tag lang den
Menschen zugehört, ehe sie deren Sprache hatten übersetzen
können

Weitere Kostenlose Bücher