Crossfire 1: Kontakt
Menschen werdet hier
sein.«
»In Ordnung«, erwiderte Jake, denn anscheinend wurde
eine Antwort erwartet. »Wie lange werdet ihr…?« Aber
die Pelzlinge hatten sich bereits umgedreht und kehrten zum Boot
zurück. Einige Minuten später hob es ab. Jake sah ihm nach,
bis es mit dem hellen Morgenhimmel verschmolz.
Unsicher bemerkte Karim: »Der Käfig ist
verschwunden.« Er überschritt jene Grenze, an der kurz
vorher noch eine durchsichtige Wand gewesen war. Shipley blieb mit
gesenktem Haupt auf dem aufklappbaren Hocker sitzen.
Jake atmete tief durch, bis er wieder etwas klarer denken konnte.
»Also gut. Wir wissen, dass sie zurückkommen wollen, aber
wir wissen nicht wann. Und woher wissen sie, dass wir dann noch hier
sein werden?«
»Wo sollten wir denn hin?«, antwortete Karim.
»Nein, eine Flucht ist uns nicht möglich. Wir können
uns aber verstecken. Auf große Entfernung werden ihre
Wärmebildsensoren uns von anderen großen,
säugetierartigen Tieren nicht unterscheiden können. Nur
sitzen wir immer noch in einem Käfig, wenn auch diesmal in einem
sehr viel größerem.«
»Versuch herauszufinden, wo die Grenzen des Käfigs
verlaufen«, sagte Jake. Er hob die Hände als Trichter an
den Mund und rief: »Nan!«
»Ich bin hier!«, rief sie zurück. »Ich
komme!« Einen Augenblick später sah er sie aus dem
Unterholz hervorbrechen und auf ihn zulaufen. Sie hatte die
Aufzeichnungsgeräte bei sich. Jake wartete ab, ob Karims
»größerer Käfig« sie aufhalten würde.
Das war nicht der Fall.
»Nan, lass das Zeug liegen und schau nach Franz Müller.
Wenn du ihn erreichen kannst.«
Sie nickte und war wieder verschwunden. Was auch immer sonst mit
dem Mädchen los sein mochte, sie konnte notfalls kräftig
mit anpacken.
»Karim?«, sagte Jake.
»Es ist seltsam«, berichtete der Physiker. »Das
Kraftfeld verläuft auf dieser Seite unmittelbar neben uns, aber
in die grobe Richtung, in der Nan sich versteckt gehalten hat,
scheint es weit auszuholen.« Karim tastete mit den
Handflächen an der leeren Luft entlang.
»Du siehst aus wie einer dieser alten Pantomimen«,
stellte Jake fest. Er wartete nicht ab, ob Karim auf seine Bemerkung
hin lächelte. Er ging in die Richtung, in der er Müller
finden müsste.
Nan und Müller traten zwischen den Bäumen hervor. Der
Soldat stützte sich auf das drahtige Mädchen. Nan rief:
»Er ist ziemlich benommen!«
»Dr. Shipley!«, rief Jake. »Wir brauchen Sie!«
Es war gut, wenn der alte Mann eine Aufgabe bekam. Besser als
Trübsal blasen.
Nan half Müller, sich zu setzen, und Shipley trottete zu ihm
hin. Sie kam zu Jake und berichtete: »Dieses Energiewand-Dings
verlief unmittelbar hinter ihm. Es ist unheimlich. Sie haben es so
eingestellt, dass es ihn einschloss, aber direkt dahinter
aufhörte.«
Er musterte sie genau. Nan hatte die Pelzlinge auf Greentrees
stets verteidigt, sie als »ihre Pelzlinge«, bezeichnet.
Jetzt waren ihre garstigen großen Brüder aufgetaucht. Was
empfand sie nun in Bezug auf die Pelzlinge? Ihr Gesicht wirkte
angespannt und zeigte einen starren Ausdruck. Jake musterte sie und
entschied, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, sie zu
fragen. Nan musste ebenfalls beschäftigt werden.
»Nan, Karim folgt im Uhrzeigersinn der Absperrung. Fang du
gleich hier an und mach das Gleiche in andere Richtung. Wenn wir in
einem Käfig stecken, sollten wir wissen, wie groß er
ist.«
Jetzt kam die schwierigste Sache. Jake ging zu der letzten
lebenden Ranke. »Alpha?«
»Beta«, ließ sich die ruhige, tonlose Stimme
vernehmen, die unter den gegenwärtigen grausigen Umständen
das Schlimmste war, was Jake jemals gehört hatte.
»Ich bedaure deinen Verlust sehr. Unseren Verlust.
Das, was deinen… deinen Brüdern geschehen ist.«
»Wir haben ihre Abschiedsknospen nicht«, sagte die
Ranke.
Jake hatte keine Vorstellung, was das bedeutete.
»Wir werden niemals ihre Abschiedsknospen haben.« .
»Das tut mir Leid.« Das war alles, was Jake dazu
einfiel. Neben allem anderen irritierte ihn das Pronomen. Sprach Beta
von sich selbst im Plural? »Kann ich… kann ich etwas
für dich tun?«
»Ja. Später.«
»Gut«, sagte Jake und fragte sich, wozu er sich eben
verpflichtet hatte. »Ich… in Ordnung. Darf ich dir jetzt
einige Fragen stellen?«
»Ja.«
Er setzte sich, damit er mit der Ranke auf einer Höhe war.
Hinter der durchsichtigen Kuppel wirkte sie so fremd wie schon zuvor.
Die Ranke blieb reglos, während sie »sprach«.
Wären keine Worte aus dem
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