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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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erinnerte sich daran, wie Müllers Laserstrahl einfach
verpufft war, ehe er die Pelzlinge oder ihr Boot erreichte. Ein
weiteres Rätsel.
    »Ich weiß es nicht, Franz. Du kannst Karim fragen, aber
ich glaube nicht, dass er es weiß. Wie auch immer, ich muss dir
etwas sehr Wichtiges sagen: Die Pelzlinge werden zurückkehren,
und ich will nicht, dass du sie angreifst – es sei denn, ich
gebe dir den ausdrücklichen Befehl! Ein Angriff würde
unsere Lage nur verschlimmern. Hast du verstanden? Ich warne dich:
Ungehorsam gegen diesen Befehl wird als Verrat angesehen.«
    »Jawohl«, erwiderte Müller unglücklich. Jake
kam sich wie ein Hochstapler vor, dass er derart militärisch
auftrat, ohne Soldat zu sein. Er sah auf Shipley hinab. Der alte Mann
schnarchte laut. Nun, Schlaf tat ihm vermutlich gut. Niemand wusste,
was noch vor ihnen lag.
    Als Jake zu Beta zurückkam, hatte sich der Bio-Arm zu einer
schleimigen Scheibe ausgebreitet. Farben entstanden, als verschiedene
Zellen pigmentierten. Jake wartete, bis der Prozess abgeschlossen
war, was weitere zehn Minuten dauerte.
    »Es ist ein Satellitennetz«, stellte Karim fest.
»Auf sehr weiten Umlaufbahnen, die ein ganzes Sonnensystem
abdecken!«
    Jake besah sich den Bio-Arm genauer. Er sah einen großen
Kreis in der Mitte, vier weit auseinander liegende kleinere Kreise,
die möglicherweise Planeten darstellten, und Hunderte von
kleinen Punkten, die überall auf der »Zeichnung«
zitterten. Zweifelnd meinte er: »Ich glaube nicht, dass das
Satelliten sind, Karim. Ihre Technik geht nicht in diese Richtung,
und wie hätten sie so viele Satelliten von den Pelzlingen
erbeuten sollen?«
    »Keine Satelliten«, erklärte Beta.
»Wir.«
    Das erklärte gar nichts. Jake studierte das Bild
sorgfältig und prägte es sich ein. Nun fiel ihm auf, dass
der zweite kleinere Kreis ein einzelnes Fädchen hinter sich
herzog, das sich in den Weltraum erstreckte und einem Schwanz
ähnelte. »Beta, ist dieser zweite Planet von der Sonne aus
gesehen eure Heimatwelt?«
    »Ja.«
    »Was ist das für eine… eine Schnur? Ein Schwanz,
der in den Weltraum reicht?«
    »Kein Schwanz«, sagte Beta. »Die Rampe.«
    »Oh«, erwiderte Jake ratlos.
    Aus Osten erklangen Rufe. Jake sprang auf und lauschte. Nan?
    Beta sagte: »Jake Holman.«
    »Ja?«
    »Kann William Shipley bei uns sitzen?«
    »Ich hole ihn«, antwortete Jake überrascht. Ehe er
noch eine Frage stellen konnte, stürmte Nan aus den Wäldern
und rannte auf sie zu. Jake ging ihr entgegen.
    »Jake! Sie sind auf dem Rückweg. Gail und die
Übrigen. Die unsichtbare Wand verlief genau östlich von
ihnen. Auf den Meter genau. Also wussten die Pelzlinge, wo sie waren.
Gail ist der Meinung, dass sie genauso gut hier bei uns sein
könnten.«
    »Danke, Nan«, erwiderte Jake. Gesicht und Arme des
Mädchens waren mit Schrammen und blauen Flecken
übersät, die sie jedoch nicht zu bemerken schien.
    Karim kam heran und fragte: »Kommt George auch? Ich muss ihm
etwas sagen.«
    »Natürlich kommt George auch. Glaubst du etwa, sie haben
ihn unterwegs gekocht und gefressen?«
    Jake ging zu dem immer noch schlafend daliegenden Shipley. Er
kniete nieder und schüttelte Shipley sanft an der Schulter,
sodass dieser erwachte. »Doktor, alles in Ordnung? Es wird nach
Ihnen verlangt.«
    Shipley stemmte sich hoch und blickte zu den Bäumen.
»Jemand verletzt?«
    »Nein. Es ist Beta. Die verbliebene Ranke. Sie fragte mich,
ob Sie bei ihr sitzen möchten. Ich glaube, um zu trauern.«
Oder so was.
    Shipley blickte zu dem Außerirdischen unter der Kuppel. Eine
Vielzahl von Gefühlen spiegelte sich in seinem Gesicht wider.
»Ist deine Familie jüdisch, Jake?«
    »Nein. Warum?«
    »Hast du jemals vom Kaddisch gehört?«
    »Nein«, antwortete Jake.
    Shipley schwieg einen Augenblick, ehe er ruhig erklärte:
»Es erstaunt mich immer wieder, wie menschlich diese Ranken
sind.«
    Und Jake erstaunte es immer wieder, wie wenig menschlich sie
waren.
    Shipley ging auf die Ranke zu. Jake blickte ihm nach und dachte
daran, dass Beta ausdrücklich nach Shipley verlangt hatte.
Shipley hatte als Erster vorgeschlagen, dass die Menschen einfach
still neben dem Boot der Ranken sitzen sollten, dort am Signalturm.
Er war es gewesen, der den Ranken einen Satz wie »Es bringt
Licht in meine Seele«, beigebracht hatte. Wie die Ranken
saßen auch die Quäker schweigend beieinander, denkend oder
träumend oder was auch immer in ihren Köpfen vorgehen
mochte.
    Er, Jake, glaubte, dass die Pelzlinge den

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