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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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dir etwas Wichtiges sagen«,
verkündete er. Er artikulierte die Worte langsam und deutlich
und verwendete nur einfache Begriffe. Sie wussten nicht, wie das
Übersetzungsprogramm arbeitete. Aber für alle Fälle
hatten sie vereinbart, nur einen einfachen Wortschatz zu benutzen.
»Ein Mensch ist krank. Sein Körper funktioniert nicht
richtig. Etwas ist nicht in Ordnung mit seinem Körper. Ein Tier
dieses Planeten hat ihn angegriffen. Das Tier biss ihm in den
Arm.« Jake berührte den eigenen Arm. »Er ist krank.
Wir haben nicht die Geräte dabei, um seinen Körper in
Ordnung zu bringen.«
    Jake verstummte. Einige Minuten später dachte er, sein
Versuch, das Tempo der Kontaktaufnahme zu beschleunigen, wäre
gescheitert. Aber die verzögerte Antwort war nur Ausdruck der
für die Ranken typischen geruhsamen Art. Schließlich
sprach die Ranke die ersten Worte überhaupt: »Wo sind eure
Geräte, um den kranken Menschen in Ordnung zu bringen?«
    Der Übersetzer der Ranke war also bereits programmiert. Die
Stimme klang so tonlos und mechanisch, wie es die Menschen bereits
von Greentrees her gewohnt waren. Also nutzten diese Ranken ebenfalls
erbeutete oder übernommene Technik der Pelzlinge.
    »Unsere Geräte, um kaputte Menschen in Ordnung zu
bringen, sind auf einem anderen Planeten«, erklärte Jake.
»Die Menschen errichteten eine Siedlung auf dem anderen
Planeten. Wir lebten dort, ehe wir hierher kamen.«
    »Warum kommt ihr hierher, aber eure Geräte lasst ihr auf
dem anderen Planeten?«
    Jake erkannte, dass es jetzt so weit war: Die Zeit der Lügen
war gekommen. Seine Brust fühlte sich an wie aus Stein. Er
hoffte, dass Karims Miene nichts verriet. Andererseits spielte das
wohl kaum eine Rolle; die Ranken konnten menschliche Mimik vermutlich
nicht deuten. Karim durfte nur nichts sagen.
    Jake sagte zu der Ranke: »Wir Menschen haben keine
Geräte, um andere Menschen in Ordnung zu bringen, weil wir
völlig ohne Geräte hierher kamen. Wir wurden von den
Menschen auf unserem Planeten hier zurückgelassen. Sie wollten
nicht, dass wir bei ihnen auf dem Planeten sind. Wir wurden zum
Sterben hier zurückgelassen.«
    »Warum?«
    »Weil wir etwas anderes machen wollten als die anderen
Menschen. Es gab einen Krieg. Wir verloren den Krieg.« Wenn es
eine Sache gab, mit der sich die Ranken auskannten, dann war es
Krieg. Sie befanden sich seit Tausenden von Jahren im Krieg.
    Die Ranke schwieg lange. Schließlich sagte sie: »Wir
führen Krieg.«
    »Gegen wen?« Jakes Herz pochte heftig in seiner
bleischweren Brust.
    »Gegen das Volk, von denen einige hier in dieser Hütte
lebten. Wo sind die, die in der Hütte lebten? Wir haben sie
gemacht. Wir sehen sie nicht.«
    »Sie liefen davon, als wir kamen«, erklärte Jake
wahrheitsgemäß. »Sie hatten Angst vor uns.«
    »Ja. Sie haben Angst vor allem, was neu für sie ist. Wir
machten sie so, dass sie Angst vor allem haben, was neu für sie
ist.«
    Diese Ranken sprachen ebenso offen und ehrlich über alles,
wie Beta es getan hatte. Es entspricht einfach ihrer
»Seele«, wenn man es so nennen will.
    Nach einer weiteren langen Pause fügte die Ranke hinzu:
»Bringt den kranken Menschen her. Wir untersuchen den kranken
Menschen.«
    »Ja«, bestätigte Jake. »Karim, bleib
hier.«
    Langsam ging Jake zur Hütte zurück. Drinnen flochten die
anderen irgendwelche Pflanzenfasern zu einem Seil zusammen. Gail trat
auf ihn zu.
    »Gail, die Ranke möchte Shipley sehen.
Möglicherweise können sie etwas für ihn tun. George
ist ja immerhin der Meinung, es wären Biochemiker.«
    »Sie hat mit dir geredet?«, fragte George aufgeregt.
    »Ja. Nan, wir müssen deinen Vater raus zu der Ranke
bringen.«
    Sie funkelte ihn an: »Als Versuchskaninchen? So wie die
Pelzlinge?«
    »Um womöglich sein Leben zu retten. Ich habe keine Zeit
für dein Getue. Ohne dich wäre er überhaupt nicht in
dieser Verfassung.«
    Nan errötete.
    »Ingrid, hol Karim her!«, befahl Gail. »Franz,
können du und George und Karim gemeinsam…«
    »Nicht nötig«, sagte Müller. Er beugte sich
über Shipley und hob ihn hoch. Dann trug er ihn nach
draußen – nicht einmal über der Schulter, sondern auf den Armen.
    »Wusstest du, dass er dazu fähig ist?«, fragte Gail
an Jake gewandt.
    »Muskelverstärker für kurzfristige
Belastungen«, vermutete George. »Das gibt ihm einen
Kraftschub. Mein Gott, was kann er sonst noch alles?«
    Jake wusste es nicht. Aber jetzt war nicht die Zeit, sich
darüber den Kopf zu zerbrechen. »George, du und

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