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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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sagt«,
warnte Jake. »Selbst wenn er sich innerhalb der Hütte oder
weit weg vom Raumboot der Ranken befindet. Wir wissen nicht, was sie
hören können und was nicht. Verstanden?«
    Alle nickten, und auch Nan schloss sich widerstrebend an, mit
einem Anflug ihrer üblichen Verdrießlichkeit.
    »Wir müssen Wachen einteilen, Jake«, sagte Franz.
»Aber Sie und die übrigen Beobachter sollten schlafen und
vom Wachdienst befreit sein.«
    Ein Beobachter, das also war er. Und Müller hatte Recht: Er
musste ausgeruht sein, um sich auf die Ranken konzentrieren zu
können.
    »In Ordnung, Franz. Gute Idee. Du teilst die Wachen
ein.« Diese Aufgabe zumindest konnte Jake ihm zugestehen. Es war
ein gutes Gefühl, zumindest einen kleinen Teil der Verantwortung
jemand anderem zu übertragen. Und Jake sehnte sich nach
Schlaf.
     
    Er fand keinen. Er schlief ein paar Stunden, dann wachte er auf
und konnte sich nicht mehr entspannen. Nachdem er hörte, wie
Ingrid zum Wachwechsel hereinkam und Lucy die Hütte
verließ, wartete er, bis Ingrid leise schnarchte, dann folgte
er Lucy.
    Der einzige Mond des Planeten schimmerte vor einem fremd wirkenden
Sternenhimmel. Ein leichter, kalter Wind wehte. Statt des lieblichen
nächtlichen Duftes von Greentrees herrschte ein schwerer
fauliger Gestank. Lucy stand an der windgeschützten Seite der
Hütte. Sie trug zwei Decken über dem
behelfsmäßigen Kittel, eine dritte hatte sie um die
Füße gewickelt. Jake, der barfuß war, sagte:
»Lucy«, und sie zuckte zusammen.
    Das reglose Raumboot der Ranken war deutlich zu sehen, aber Lucys
Gesichtsausdruck konnte er im Schatten der Hütte nicht
erkennen.
    »Lucy, seitdem ich dir erzählt habe, was… was ich
getan habe, hast du dich ganz von mir zurückgezogen. Denkst du
noch darüber nach, ob du überhauptje wieder etwas mit mir
zu tun haben möchtest, oder hast du dich bereits
entschieden?«
    Sie antwortete ihm nicht, und das sagte alles. Ruhig sagte er:
»Du bist sehr hart.«
    »Ich kann nicht anders«, schluchzte sie.
    Vielleicht stimmte das. Vielleicht konnten Menschen nur eine
bestimmte Menge geben, eine gewisse Last tragen. Und wenn es mehr
wurde, brachen sie zusammen. Menschen waren, was sie waren. Shipley
war Pazifist, nicht wegen seines Glaubens, sondern wegen seines
Wesens. Der Glaube war unbewusst so gewählt, dass er zum Wesen
passte. Nan war eine Rebellin, Gail eine Organisatorin, und auf
gleiche Weise war Müller ein Soldat: erst das Wesen, dann der
Glaube, um die unvermeidlichen Taten zu rechtfertigen. Vielleicht
handelten auch die Ranken und die Pelzlinge nur so, wie es ihren
grundlegenden Veranlagungen entsprach, und konnten es nicht
ändern, so wenig, wie Blei zu Gold werden konnte.
    Lucy war eine Frau mit leidenschafdichem Glauben an das Gute. Sie
war rechtschaffen – oder selbstgerecht, wenn man es aus dieser
Perspektive sehen wollte. Aber in beiden Fällen konnte sie
nichts hinnehmen, was ihrem Moralempfinden zuwiderlief, ohne das zu
verletzen, was so tief, so grundlegend in ihr ruhte, dass man es auch
einfach die »Seele« nennen konnte.
    Und was war er – Jake?
    »Es tut mir Leid«, flüsterte Lucy.
    »Das weiß ich«, erwiderte Jake, ging wieder nach
drinnen und versuchte einzuschlafen.
     
    Der nächste Tag verlief wie erwartet: Eine
turnusmäßig wechselnde Gesellschaft von Menschen saß
auf dem Boden und sprach ununterbrochen zu der Ranke unter ihrer
Kuppel. Dabei hofften sie verzweifelt, dass die Ranke
tatsächlich einen Übersetzer im Wagen hatte. George meinte,
dass sie selbstverständlich einen hätte. Sie würde
einen brauchen, um mit den veränderten Pelzlingen zu
kommunizieren. Jake bezweifelte das. Er sorgte dafür, dass die
Menschen einander abwechselten und immer jeweils drei zur selben Zeit
draußen waren. Er achtete auch darauf, dass keiner zu sehr
auskühlte. Zumindest war der Gestank der letzten Nacht
verschwunden, als der Wind gedreht hatte.
    Am Nachmittag ging es Shipley eindeutig schlechter. Er murmelte in
einer Art Delirium irgendetwas Unverständliches vor sich hin.
Sein massiger Leib fühlte sich klamm an. Nan pflegte ihn
schweigend und tat alles, was Gail ihr auftrug. Aber da gab es wenig
zu tun, außer ihn warm zu halten und ihm genug zu trinken
einzuflößen.
    Jake gesellte sich zu der Gruppe draußen und bedeutete
Ingrid, in die Hütte zurückzukehren. Sie zog dankbar davon.
Karim hatte über Sterne und Planeten geredet. Jake brachte ihn
mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Besucher, ich möchte

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