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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Ranken haben ihn umgebracht!«
    Nein, dachte Shipley. Naomi verstand es nicht. Seine
Handlung hatte unmittelbar zu Franz’ Tod geführt. Deshalb
trug er die Verantwortung dafür. Aber er ließ sie trotzdem
weiterreden, leidenschafdich und überzeugt und getreu ihrem
eigenen verdrehten Idealismus. Sein Herz war erfüllt mit
schmerzhafter Liebe. Mein Kind.
    Als ihr schließlich die Worte ausgingen, sagte er einfach:
»Ich würde gern die Pelzlinge sehen und was aus ihnen
geworden ist.«
    Eifrig sprang sie auf. »Komm. Ich bin die Einzige, die in der
Lage ist, die unsichtbaren Wände so zu verändern, dass man
zu ihnen kann.«
    Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu einer Luke. Stolz
zog sie einen kleinen gebogenen Stab unter der spärlichen
Kleidung hervor, die um ihre schmalen Hüften gewickelt war. Sie
machte irgendetwas damit und öffnete dann die Luke.
    Ein paar Pelzlinge stürmten auf den Ausgang zu. Die
Übrigen saßen still auf dem Boden und hoben nur die
Köpfe, um die beiden Menschen anzuschauen. Shipley kam es vor,
als läge Neugier in ihren Blicken, aber keine Aufregung. Umgeben
von Naomis unsichtbarem Schutzschild trat er ein.
    Er empfand einen tiefen Frieden, unerwartet und lieblich wie eine
Brise sauberer, reiner Luft in einem übel riechenden
Schweinestall.
    »Naomi…« Mehr brachte er nicht hervor. Stattdessen
setzte er sich neben der Luke nieder.
    »Paps… was, zur Hölle, tust du da?«
    »Gemeinschaftliches Schweigen.«
    Er sah die Empfindungen, die sich auf ihrem Gesicht abzeichneten:
Ungeduld, die alte Verachtung, eine neue Nachsicht. Trotzdem glaubte
er nicht, dass ihre neue Zuneigung zu ihm so weit ging, dass sie sich
ihm ganz von selbst anschließen würde. Daher sagte er:
»Es ist wegen… wegen Franz. Ich muss einfach für eine
Weile mit diesen Leuten still beisammensitzen. Bitte… setz dich
zu mir, Naomi. Bitte.«
    Sie zögerte, und er hielt den Atem an. Aber sie setzte sich.
Warum, das erfuhr er erst, als sie sagte: »Du hast dich
verändert.«
    »Verändert? Wie?«
    »Es sieht so aus… nun, als würdest du mich brauchen.«
    »Das tue ich. Ich habe dich immer gebraucht.«
    »So meine ich das nicht«, wehrte sie ungeduldig ab.
»Ich meine, es ist so, als wäre ich jetzt die
Stärkere. Seit du Franz getötet hast.«
    »Ja.«
    Sie musterte ihn eindringlich, und er senkte den Kopf angesichts
der Lüge, die er gerade ausgesprochen hatte.
    Sie saßen da, schweigend, für eine lange Zeit.
Schließlich bat er: »Naomi, schalte die Barriere
aus.«
    »Ausschalten?«
    »Diese Wesen werden uns nichts tun. Du siehst es doch. Sie
sind in einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit. Selbst
diejenigen, die eben noch auf uns zugestürmt sind… schau,
sie sitzen einfach nur da.«… träumen in der Sonne. »Ich möchte aufrichtig mit ihnen zusammen sein. Es
sollten keine Schranken zwischen uns bestehen, nicht einmal
unsichtbare.«
    »Ich kann das Kraftfeld nicht abschalten. Es hält die
Luke offen, siehst du? Die Luke lässt sich von innen nicht
wieder öffnen.«
    »Oh. Nun, ich werde sie offen halten. Du wirst wohl kaum
annehmen, dass diese friedlichen Wesen einen Fluchtversuch
unternehmen.« Shipley schob seine Körpermasse so, dass er
halb im, halb außerhalb des Durchgangs saß.
    Störrisch fragte Naomi: »Wenn ihr ›gemeinschaftlich
schweigt‹, was, zur Hölle, spielt es dann für eine
Rolle, ob eine unsichtbare Wand zwischen euch ist oder
nicht?«
    »Das tut es nicht«, stimmte er ihr zu. »Mach dir
keine Gedanken, Liebes. Lass es so.«
    Mit einem mürrischen, widerspenstigen Blick schaltete sie das
Kraftfeld aus.
    Shipley griff rasch zu und riss ihr den Stab aus der Hand. Er warf
ihn über seinen Kopf hinweg nach draußen, während er
taumelnd auf die Füße kam.
    Er schaffte es nur, weil er sie damit völlig überrumpelt
hatte. Sofort kreischte sie auf und stürzte sich auf ihn. Sie
kämpfte ohne jede Rücksicht, trat ihn und biss ihn. Shipley
spürte, wie sich ihre Zähne in seine Schulter gruben, und
er schrie auf. Aber er war fünfundsiebzig Kilo schwerer als sie,
ein Vorteil, den sie unmöglich ausgleichen konnte. Als er
zurückwich, blockierte seine Körperfülle den
Durchgang. Er stieß Nan von sich und schlug die Luke zu. Sie
war drinnen gefangen.
    Sein Herz geriet aus dem Takt. Er lehnte sich von außen
gegen die Luke und fragte sich, ob er einen Herzinfarkt hatte.
    Er starrte den Stab an und konzentrierte sich auf seine gebogene
Härte. Langsam beruhigte sich sein Herzschlag,

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