Crossfire 1: Kontakt
sehr schläfrig
gefühlt… Aber selbst auf dem Rücken liegend und den
Blick zur Decke gerichtet erkannte er, dass er sich nicht mehr auf
dem Schiff der Ranken befand; es klebte kein Schleim an der
Decke.
Er fühlte sich nicht krank. Genau genommen fühlte er
sich außerordendich gut. Er wandte den Kopf und schaute sich
um.
Was er sah, war eine Kammer aus Metall, nicht so groß wie
der Raum, in dem er sich zuletzt befunden hatte und der mit Ranken
und Schleim angefüllt und von Wegen durchzogen gewesen war. Wie
war er dorthinausgelangt?
Dieser Raum hier war offenbar ein Kontrollraum. Shipley sah
Bedienelemente, Anzeigen mit völlig unverständlichen
Symbolen und den Rücken von etwas, das ein Pilotensitz sein
musste. Der Boden des Raums war durchsichtig, und darunter befand
sich ein kurzer Pfahl, der ihn mit einer schwarzen Scheibe verband.
Das konnte nur das sein, was Karim als »Scheibe aus
überdichter Materie«, bezeichnet hatte. Befand er sich in
einem anderen Teil des Rankenschiffes? Er entdeckte keine Ranken,
Menschen oder Pelzlinge.
Behutsam kam Shipley auf die Füße. Mehrere offene
Durchgänge führten von der Brücke weg. Er ging auf
einen zu, aber Karims Stimme stoppte ihn und erschreckte ihn so sehr,
dass er scharf die Luft einzog.
»Dr. Shipley! Hallo!«
Karim saß auf dem Pilotensitz, den Blick auf die
verwirrenden Bedienelemente gerichtet.
»Was machen Sie da?«, fragte Shipley. »Wo sind
wir?«
»Auf dem Schiff der Pelzlinge«, antwortete Karim, ohne
den Blick von den vorstehenden Elementen zu lösen. Einige davon
bewegten sich scheinbar von selbst. Gelegentlich berührte Karim
auch eins dieser seltsamen Dinger. »Gail hat das Schiff von den
Pelzlingen übernommen. Wir steuern es jetzt.«
»Gail?«
»Tut mir Leid, Doktor, aber ich muss mich konzentrieren.
Suchen Sie Jake, der wird es Ihnen erklären.«
»Wo… wo sind die anderen?«
»Sie zerstören die QVV-Geräte.«
Shipley schüttelte den Kopf, um ihn klarzubekommen. Es half
nichts. Nichts davon ergab einen Sinn, gar nichts. Er ging auf einen
der Durchgänge zu.
Er war erst einige Schritt weit gekommen, als er ein furchtbares
Krachen vernahm. Karim zuckte nicht einmal zusammen. Der Physiker
stellte etwas mit einem der Vorsprünge an, und unvermittelt
glitt die schwarze Massescheibe unter Shipleys Füßen
weiter weg. Einen Moment lang glaubte er, das Schiff würde
auseinander brechen, und er griff in die leere Luft und taumelte.
Dann fing er sich wieder und verstand, was tatsächlich
geschah.
Das Schiff verlangsamte. Das Mannschaftsmodul glitt an der Stange
entlang, um die Bremskräfte und die Schwerkraft der Massescheibe
auszugleichen. Unwillkürlich fragte Shipley: »Karim…
bitte… wo sind wir?«
»Greentrees.«
Greentrees?
Ein weiteres Krachen war zu hören, gefolgt von lauten Rufen.
Benommen trottete Shipley auf den Lärm zu. Er folgte den
Geräuschen durch einen kurzen, schmalen Gang.
George, Ingrid, Lucy und Gail standen zusammengedrängt im
Zugang zu einer kleinen Kammer. Im Inneren hob Jake ein
undefinierbares, fremdartiges, aber offensichtlich schweres
Ausrüstungsstück über den Kopf und ließ es auf
ein kleines tischähnliches Gebilde herabsausen, das fest im
Metallboden verankert war. Der »Tisch«, der schon ziemlich
verbeult war, bog sich noch ein wenig mehr nach unten, und Jake
zitterte unter der Wucht des Aufschlags. Shipley kam es vor, als
würde er tatsächlich Jakes Zähne aufeinander schlagen
sehen.
»Okay, Jake«, sagte George. »Ich bin
dran.«
»Gern.«
»Was…«, setzte Shipley an.
»Doktor!«, rief Gail. »Sie sind wach! Wie
fühlen Siesich?«
Diese banale Frage inmitten des Wahnsinns gab Shipley den Rest.
Ein Schwindelanfall überkam ihn. Er kämpfte dagegen an und
versuchte es erneut. »Was macht ihr da?«
»Ach du meine Güte, wir müssen alles von Anfang an
erzählen«, meinte George. »Jake, gib mir das Ding. Ich
bin an der Reihe.«
Jake übergab ihm den behelfsmäßigen
Vorschlaghammer und trat zur Seite. George ließ das Ding auf
den »Tisch« krachen. Über den ohrenbetäubenden
Lärm hinweg rief Ingrid: »Gut, dass Sie hier sind, Doktor.
Alle sind noch geschwächt. Sie müssen darauf achten, dass
sich keiner von ihnen übernimmt.«
Verärgert rief Gail: »Er weiß doch nicht mal,
wovon sie geschwächt sind! Kommen Sie, Doktor. Ich erkläre
Ihnen alles.«
Dankbar folgte Shipley ihr zurück auf die vergleichsweise
ruhige Brücke. Die Massescheibe unter seinen Füßen
war nun deutlich
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