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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Bei einem
unangekündigten Besuch des Vorstandsvorsitzenden von Mira
Corporation musste sie natürlich annehmen, dass etwas nicht in
Ordnung war. Rasch erklärte Jake: »Alles okay. Ich bin nur
routinemäßig hier, um zu sehen, wie alles
läuft.«
    Ihre Sorge wurde durch Misstrauen abgelöst. Sie glaubte, er
würde sie überprüfen: ihre Arbeitsbereitschaft oder
ihre Zurechnungsfähigkeit. Der Vorfall auf der Ariel plagte Lucy immer noch. Steif sagte sie: »Die Arbeit geht
gut voran.«
    »Um die Wahrheit zu sagen, Lucy: Dr. Shipley hat mich
gefragt, ob ich rasch mal nach seiner Tochter schauen kann. Er
ist… besorgt. Obwohl ich es vorziehen würde, wenn du es Nan
Frayne gegenüber nicht erwähnen würdest.« .
    Er sah, wie sich Lucy entspannte. »Nein, natürlich
nicht. Aber Nan kommt gut zurecht. Mehr als gut, um genau zu sein.
Sie hat einen Pelzling dazu gebracht, mit ihr zu reden.«
    »Hat sie?« Jakes Überraschung war nicht
gespielt.
    Lucy lächelte, was selten vorkam. Jake sah, wie ihr ganzes
Gesicht aufleuchtete. »Sie hat es durch reine Frechheit
geschafft: Sie stellte sich vor einen Pelzling, der gerade zu einem
Feld unterwegs war, und sie ist nicht vor ihm weggegangen. Immer wenn
der Pelzling sich bewegt hat, hat sich Nan mitbewegt. Leutnant
Halberg hätte beinahe einen Anfall bekommen.«
    »Darauf könnte ich wetten. Sie hat ihr Leben aufs Spiel
gesetzt.«
    »Sie war nicht dieser Ansicht. Die Pelzlinge sind wenig
aggressiv. Wie auch immer, er hat zwanzig Minuten lang versucht, um
sie herumzugehen. Kannst du das glauben? Schließlich hat er
einfach aufgegeben und sich auf den Boden gesetzt. Nan setzte sich
ebenfalls, direkt gegenüber von dem Pelzling. Dann fing sie an,
mit ihm zu reden. Sie nannte einfach nur ihren Namen, immer wieder,
und zeigte auf sich selbst. Und schließlich antwortete der
Pelzling!«
    »Was hat er gesagt?« Jakes Herz pochte heftig in seiner
Brust. Kontakt mit Außerirdischen.
    »Nan weiß es nicht. Es war nur ein einziger Laut, so
etwas wie ›eeeeeerat‹. Das könnte ein Name sein –
oder auch nicht. Sie brauchte fünf Stunden, um so viel aus ihm
herauszubekommen.«
    »Fünf Stunden, in denen sie einfach nur ›Nan‹
gesagt hat?«
    »Ja!« Lucy lachte. Jake bemerkte, dass er sie nie zuvor
hatte lachen hören. »Und Nan ist immer noch dort. Es ist
erst heute passiert, deshalb hast du auch noch keinen Bericht
darüber. Willst du ihn sehen?«
    »Gleich. Steht Halberg immer noch mit irgendeiner Waffe
daneben und gibt Nan Deckung?«
    »Ja!« Sie lachte erneut. »Sie sehen aus wie eins
dieser reglosen, mittelalterlichen Tableaus.«
    »Und was macht deine Arbeit? Irgendein Durchbruch?«
    Ihre Heiterkeit verschwand. »Nein. Nur die Bestätigung
von dem, was ich euch schon gesagt habe.«
    »Dass die Pelzlinge sich hier nicht entwickelt haben?
Darüber würde ich gern mehr hören. Können wir ein
wenig spazieren gehen und uns unterhalten? Ich habe verdammt lange im
Gleiter gesessen.«
    »Meinetwegen.«
    Im Freien roch die Luft süß und schwer. Sie gingen
über die Wiese und am Waldrand entlang. Die hohen, schmalen
Bäume warfen lange Schatten, die auf dem violetten Bewuchs nur
undeutlich sichtbar waren. Jake fragte Lucy über ihre Arbeit aus
und brachte all seine Gesprächskünste zum Einsatz. Nach
einer Weile sprach sie offen mit ihm, ohne ihre übliche stumme
Verzweiflung. Er hörte zu und unterbrach sie kein einziges Mal,
damit sie alles herausließ, was ihr auf dem Herzen lag. Nur
manchmal nickte er aufmerksam. Ihre kleinen Ohrläppchen wirkten
so zart und rosa wie Muscheln.
    Jake spürte, wie er sich allmählich entspannte.
    »Glaubst du mir, Jake?«
    »Das tue ich. Ich wüsste nicht, wie die Pelzlinge von
hier stammen könnten. Nicht nach all den Beweisen, die du
zusammengetragen hast.«
    Sie stieß einen langen Atemzug aus, irgendwo zwischen einem
Schluchzen und einem Seufzer.
    »Lucy… Gefällt es dir hier?«
    Sie antwortete schneller, als er erwartet hatte, als hätte
sie selbst schon lange über diese Frage nachgedacht. »Ja.
Das tut es, selbst nach allem, was… geschehen ist. Greentrees
ist wunderschön, und ich kann hier Arbeiten verrichten, bei
denen ich auf der Erde nicht einmal hätte zugucken
dürfen.«
    »Bist du deswegen mitgekommen? Wegen der Arbeit?«
    »Nein.« Nach einer Weile sprach sie weiter: »Ich
habe mich freiwillig beim Wellcome Trust gemeldet, weil ich es auf
der Erde nicht länger ertragen konnte. Oder irgendwo im
Sonnensystem. Womöglich kommt dir das

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