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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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unsinnig vor, aber da
war… Mein Ehemann verließ mich wegen einer anderen. Er
wartete nicht einmal, bis unser Ehevertrag auslief.«
    Sie sagte das nüchtern und ausdruckslos, aber Jake hörte
ihre Gefühle trotzdem heraus. Ja, ein Mensch wie Lucy liebte von
ganzem Herzen, mit all der Kraft ihres persönlichen Universums.
Und wenn sie betrogen wurde, brauchte sie womöglich ein ganzes
Sonnensystem, um sich davon zu erholen. Eigentlich war das ein wenig
lächerlich. Aber wie sie nun in stiller Würde neben ihm
herging und das Risiko einging, ihm das alles zu erzählen, sah
Jake in ihr eher etwas Seltenes und Kostbares: einen Menschen, der zu
bedingungsloser Hingabe fähig war.
    »Hattest du keine Kinder?«, fragte er. »Oder eine
Familie, die dich auf der Erde hätte halten
können?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Eine Schwester. Einige
Cousins. Niemanden, der mir wirklich etwas bedeutete. Ich
fürchte, es fällt mir nicht sehr leicht, jemanden zu
lieben. Ich bin kalt.«
    »Das ist keine Kälte. Das ist Tiefe.«
    Sie lachte. »Es ist nett, dass du das so sehen willst. Hast
du jemanden auf der Erde zurückgelassen, der dir wichtig
war?«
    »Ich hatte mal einen Bruder, aber der ist
gestorben.«
    Sie nickte, schaute zum Waldrand, und Jake überlief es
eiskalt.
    Er hatte nie über Donnie gesprochen, zu niemandem, schon seit
fünfzehn Jahren nicht mehr. Es gab keinen Bruder in Jakes
offizieller Vorgeschichte. Man hatte ausführliche Artikel
über sein Leben geschrieben – Plötzlicher
Milliardär startet ersten privaten Raumflug überhaupt!
–, ohne etwas über einen Bruder herauszufinden. Was,
zur Hölle, hatte ihn dazu gebracht, Donnie jetzt zu
erwähnen?
    »Lucy…«, setzte er an. Sie musste etwas Furchtbares
in seiner Stimme hören, denn sie wandte sich ihm mit weit
aufgerissenen Augen zu. »Ich rede niemals von meinem Bruder.
Bitte mach das auch nicht.«
    »Natürlich nicht. Ich spreche auch nie über meinen
Ehemann. Eben deshalb wollte ich dir davon erzählen.«
    Fast hätte er gesagt: Ich habe etwas Schreckliches getan,
über das ich ebenfalls nicht rede. Aber er sprach es nicht
aus. Stattdessen beugte er sich behutsam vor, nahm sie in die Arme
und küsste sie.
    Sie kam ihm bereitwilliger entgegen, als er erwartet hätte.
Ihre Lippen waren weich, ihr dünner Körper lag leicht in
seinen Armen. Sofort hatte Jake eine gewaltige Erektion. Er zog sie
fester an sich und versank in ihrem Duft, ließ zu, dass der
Augenblick alles andere auslöschte.
    Irgendetwas schrie.
    Es war ein schrilles Kreischen, das wie ein Geschoss durch die
milde Abenddämmerung schnitt. Jake und Lucy fuhren auseinander
und blickten sich gehetzt um.
    »Es kommt vom Dorf!«, rief Lucy. Sie rannte los.
    Jake folgte ihr eilig. Am Rand des Dorfes trafen sie Leutnant
Halberg und Nan Frayne. Halberg hielt in der einen Hand einen
schussbereiten Laser und den Fesselschaumstab in der anderen. Nan
Frayne schrie. »Da!«
    Neben einer Hütte am Rand des Dorfes zerrte irgendein Tier
ein Kind der Pelzlinge davon. Jake verstand sofort, was Gretchen
Wortz mit dem »Löwen, der in den Bäumen lebt«
gemeint hatte. Das Tier hatte den lang gezogenen, geschmeidigen
Körper einer Katze, aber mit tentakelartigen Vorderbeinen und
einem Schwanz, der wahrscheinlich dazu diente, sich um Äste zu
schlingen. Es hielt das Kind mit den Tentakeln, während es mit
langen, gefährlich aussehenden Zähnen an dem pelzigen
Körper riss. Auf den kräftigen Hinterbeinen balancierend
schleppte es seine Beute davon.
    »Zur Hölle, erschieß es doch!«, brüllte
Nan. Halberg vergewisserte sich mit einem kurzen Blick, dass die
Menschen alle in Sicherheit waren. Dann trat er zur Seite, um freies
Schussfeld zu haben, und schoss.
    Das Tier brach mit einem Laserloch im Kopf zusammen. Bevor Halberg
sie festhalten konnte, rannte Nan schon zu dem Kind. Es kreischte
nicht mehr, und selbst aus dreißig Metern Entfernung konnte
Jake erkennen, dass es tot war. Ein pelziger Arm hing nur noch an
einigen Muskelfasern, der Blick der leblosen Augen war ins Leere
gerichtet.
    Zwei ausgewachsene Pelzlinge standen ein wenig abseits. Sie
betrachteten Nan, Halberg, das tote Raubtier und das Kind. Ihre
Gesichter zeigten keine Regung. Dann gingen sie weiter, die Hacken
immer noch in der Hand. Sie traten an ein glühendes Kochfeuer
und blickten in den Topf. Einer griff mit der Hand zu und fing an zu
essen.
    Lucy atmete zischend zwischen den Zähnen ein.
    Halberg sagte zu Nan: »Treten Sie von dem

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