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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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verkündete er mit entschlossen
vorgeschobenem Kinn. »Sie machen einen Fehler.«
    Shipley, Jake, Gail, George Fox und Leutnant Halberg wandten sich
ihm zu. Sie standen neben dem Gleiter, außerhalb des
elektronischen Schutzzauns von Mira City. Die Siedlung war so weit
wie möglich stillgelegt worden. Kein Licht brannte, keine
Baumaschine schepperte oder summte. Hinter den Mauern der Medina
erhob sich das neue Minarett still und leer. Auf den verbliebenen
unbefestigten Straßen liefen keine Kinder umher. Shipley wurde
bewusst, dass er zum ersten Mal seit Monaten den Fluss hören
konnte, ohne direkt daneben zu stehen. Plätschernd und gurgelnd
umfloss er den halb fertigen Damm.
    »Warum halten Sie es für einen Fehler, Hauptmann
Scherer?«, fragte Jake.
    Gail fuhr dazwischen: »Wir kennen die Meinung des Hauptmanns
bereits.«
    »Lass ihn sagen, was er zu sagen hat, Gail«, bat Jake
sanft.
    Scherer überraschte Shipley, indem er seiner Stimme einen
beinahe leidenschaftlichen Klang verlieh: »Es gibt auf der Erde
eine lange Reihe historischer Ereignisse, in denen eine kleinere
Streitmacht eine sehr viel größere besiegte – aber nur, weil die kleinere Streitmacht schnell handelte und das
Überraschungsmoment für sich nutzte. Ein Beispiel: Bei
Cajamarca unterwarf Francisco Pizarro mit hundertachtundsechzig
spanischen Soldaten den Inka-Kaiser Atahualpa, dem achtzigtausend
Soldaten zu Gebote standen. Wie schaffte Pizarro das? Er nahm den
Kaiser gefangen, bevor die Inkas die Spanier als Bedrohung
einschätzten. Das geschah immer wieder in der
Menschheitsgeschichte, und wir können daraus lernen. Das beste
Vorgehen ist, diese Außerirdischen gefangen zu nehmen, bevor
sie unsere Stärke einschätzen können.
Anschließend verwenden wir sie als Faustpfand gegen die
Besatzung ihres Schiffes.«
    »Sie gehen einfach davon aus, dass wir und die
Außerirdischen uns feindlich gegenüberstehen werden«,
stellte Jake fest.
    »Ich weiß nicht, ob wir das tun werden oder nicht, Mr
Holman. Und Sie können es ebenso wenig wissen. Diese
Außerirdischen treiben hier anscheinend Experimente mit
vernunftbegabten Lebewesen. Deshalb sollten wir vorbereitet
sein.«
    »Vorbereitet auf was, Hauptmann?«, warf Shipley ein.
»Wer den Krieg vorbereitet, wird Krieg bekommen. Wer aber den
Frieden vorbereitet, schafft zumindest die Möglichkeit, dass der
Frieden kommt.«
    Scherer schaute ihn nicht einmal an.
    »Sie sagen, wir müssten uns auf das Schlimmste
vorbereiten…«, begann Jake.
    Gail unterbrach ihn: »Jake, wir haben nicht die Zeit, dein
ganzes Repertoire an Schönreden und Überzeugungsarbeit
durchzugehen. Wir haben einfach nicht die Zeit. Hauptmann Scherer,
Sie haben Ihre Befehle!«
    Scherer beachtete Gail genauso wenig wie Shipley. Sein Blick blieb
starr auf Jake gerichtet, den er offenbar als die wirkliche
Autorität ansah. Gail wurde rot vor Zorn.
    »Ich glaube, wir bleiben lieber beim ursprünglichen
Plan«, sagte Jake. Scherers Gesicht wurde, wenn das möglich
war, noch ausdrucksloser. »Aber ich danke Ihnen, dass Sie uns
Ihre Einschätzung der Lage mitgeteilt haben.«
    Shipley, Halberg und George Fox bestiegen den kleineren Gleiter.
Als sie abflogen, sah Shipley noch die anderen auf den Bunker
zugehen, der für das Videopräsenz-Equipment aufgebaut
worden war. Jake und Gail würden dort alles hören, sehen
und förmlich riechen können, was beim Funkfeuer geschah.
Außerdem konnten sie beim Funkfeuer ihre eigenen
holographischen Abbilder erscheinen lassen. Allerdings konnte sich
Shipley nicht vorstellen, unter welchen Umständen das nötig
sein sollte.
    Er senkte den Kopf, schloss die Augen und versuchte, sich der
Stille zu öffnen. George Fox machte das allerdings
unmöglich. Der Biologe verstand anscheinend nicht, wie viel
Trost man in der Stille finden konnte.
    »Manchmal wundere ich mich wirklich über Scherer,
Doktor. Militärisches Denken. Sieh überall Gegner, und du
schaffst dir welche. Sieht man hingegen mögliche
Verbündete, kann man auch welche gewinnen.«
    Shipley hatte noch nie so wenig Freude darüber verspürt,
dass ein Außenstehender die Philosophie der Neuen Quäker
von sich gab. Leutnant Halberg im Pilotensitz vor ihnen –
saß er nicht viel steifer da als sonst? – hielt das
Fluggerät knapp zehn Meter über dem Boden. Shipley starrte
Halbergs Hinterkopf an und gab George keine Antwort.
    Der merkte es nicht und plapperte weiter. »Pflanzen zum
Beispiel: In jedem Ökosystem riskieren Pflanzen, von

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