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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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die Ranke
sagte: »Du musst gehen, Jake. Du bist ein Läufer.«
    Ein was?
    »Ihr seid alle Läufer. Seid ihr alle Läufer? Wir
glauben ja. Läufer müssen laufen und gehen und sich
bewegen. Auf unserer Welt sprechen die Läufer nicht. Sie sitzen
nicht mit uns zusammen. Wir mögen sie so, wie sie sind. Ihr
Menschen«, George hatte ihnen dieses Wort beigebracht,
»seid teilweise Läufer, teilweise Ranken.«
    »Ja«, stimmte Jake zu, weil er es stets als vorteilhaft
ansah, grundsätzlichen Feststellungen erst einmal zuzustimmen
und diese Zustimmung später zu differenzieren, wo es nötig
war. Aber was für einer Aussage hatte er da zugestimmt? Dass
Menschen »teilweise Läufer, teilweise Ranken«
waren!
    »Wir mögen sie so, wie sie sind.«
    Eifrig sagte George: »Erzählt uns von diesen
Läufern auf eurer Welt.«
    »Nein. Es ist nicht Läuferzeit«, stellte die Ranke
rätselhaft fest.
    »Dann erzählt uns…«
    Jake ging davon.
    Gail und Lucy waren doch nicht nach Mira City aufgebrochen. Jake
konnte ihnen das kaum zum Vorwurf machen. Sprechende Ranken waren um
einiges interessanter als stumme Ranken. »Habt ihr alles
mitbekommen?«
    »Die Sensoren da draußen sind immer noch in
Betrieb«, antwortete Gail. »Mein Gott, Jake. Was bedeutet
das? Ein Krieg? Sie haben die Pelzlinge auf Greentrees gemacht?«
    »Ich weiß genau so viel wie du«, antwortete Jake
müde. »Warten wir ab, was George und Ingrid noch in
Erfahrung bringen. Und du, Lucy. Kulturen, die wir nicht direkt
untersuchen können, fallen auch unter deine
Verantwortung.«
    Das war ein Friedensangebot, und Jake sah, dass sie es als solches
annahm. Plötzlich war er froh, dass sie nicht nach Mira Caty
zurückgekehrt war. Der Zorn des letzten Abends war in einem
unerwarteten Anfall von Lust mitten in der Nacht verpufft, nachdem
Jake so viel geschlafen hatte, dass die erste Erschöpfung
überwunden war. Er wusste, dass manche Leute in
gefährlichen Situationen besonders zu Sex neigten. Aber ihm war
es nie so gegangen. Sein eigenes Verhalten erstaunte ihn. Lucy
lächelte ihn an, und dieses Lächeln tröstete seinen
verwirrten Geist.
    »Ich habe einige Theorien«, sagte sie. »Obwohl es
natürlich sein kann, dass sie abgeändert oder modifiziert
werden müssen, je nachdem, was heute Nachmittag noch gesagt
wird. Es könnte einen guten Grund dafür geben, dass die
Siedlungen der Pelzlinge hier auf einem unterschiedlichen
Entwicklungsstand sind. Aber jetzt bringe ich unseren
Pflanzenflüsterern erst mal was zu essen.«
    »Kann ich danach ein paar…«
    »Mr Holman!« Es war Karim, der ihn rief.
»Könnte ich vielleicht das Boot der Ranken betreten? Werden
Sie sie um Erlaubnis fragen?«
    Jake starrte den jungen Physiker an. Jeder hier hatte seinen
eigenen Blickwinkel, richtete den Fokus auf die Dinge, die ihn
persönlich interessierten. Und Karim konnte sich offenbar nicht
im Mindesten für die Biologie der Ranken erwärmen, die
George und Ingrid so sehr beschäftigte, und ebenso wenig
für die angebliche Erschaffung der Pelzlinge, die Lucy und Nan
faszinierte. Er schien auch kaum einen Gedanken daran zu
verschwenden, dass sie möglicherweise ins Kreuzfeuer eines
interstellaren Krieges geraten waren. Karim interessierte sich
für die Technik der Außerirdischen, und er machte den
Eindruck eines Bluthundes auf einer Fährte. Nur das Gebell
fehlte.
    »Ich weiß nicht, Karim. Sie haben uns bis jetzt nicht
angeboten, das Boot aus der Nähe anzusehen.«
    »Wir haben nicht gefragt.«
    »Das ist wahr. Aber es wäre ein Fehler, sie zu
drängen.«
    »Anscheinend beantworten sie bereitwillig jede unserer
Fragen«, wandte Karim ein. »Und sie haben bereits mehr von
sich erzählt als wir über uns. Haben wir Grund zu der
Annahme, dass sie sich weigern könnten, mich in ihr Raumboot zu
lassen?«
    Karim hätte einen guten Anwalt abgegeben. »Ich denke
darüber nach«, sagte Jake. Karim zog ab, und er sah
unzufrieden aus. »Lucy, wo sind Müller und Dr.
Shipley?«
    Ihr schmales hübsches Gesicht wurde ernst. »Sie gehen
spazieren. Franz kommt nur schwer darüber hinweg, was Scherer
getan hat. Und Halberg. Und er selbst. Dr. Shipley hat noch einmal
Franz’ Nervenwasser überprüft, und dann hat er
angekündigt, dass er und Franz ein wenig spazieren gehen
würden.«
    Sarkastisch warf Gail ein: »Wollen wir hoffen, dass Shipley
nicht von Müller niedergeschossen wird.«
    Jake verstand ihre Bitterkeit. Sie und Jake hatten die
schweizerische Sicherheitsmannschaft angeheuert. Er fühlte

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