Crossfire 1: Kontakt
Ihrer
Meinung.«
Er ließ George und Ingrid allein, die weiterhin über
Pflanzen fachsimpelten. Er ging in Richtung des Wäldchens aus
hohen, schmalen Bäumen und hoffte, dass Lucy ihm folgen
würde. Das tat sie.
»Jake, es tut mir Leid, dass ich hierher ins Lager gekommen
bin und nicht getan habe, was du gesagt hast.«
»Nein, das tut es nicht. Und mir auch nicht. Jedenfalls nicht
mehr.«
Er legte die Arme um sie, und sie lehnte sich gegen ihn. Sie
fühlte sich wunderbar an. »Ah, Lucy, wie könnte ich
dir befehlen, was du tun sollst? Oder irgendjemand anderem? Das hier
ist eine noch nie da gewesene Situation. Wo in der Satzung der Mira
Corporation steht etwas über Das Verhalten des
Vorstandsvorsitzenden während eines schweigsamen Erstkontakts
mit außerirdischen Pflanzenwesen?«
Sie lachte. »Glaubst du, dass sie uns alle vernichten werden,
Jake? Ist dies die letzte Nacht unseres Lebens?«
»Wenn es so ist, dann lass uns das Beste daraus machen.«
Seine Hand wanderte zu ihrer Brust.
»Aber du glaubst doch nicht wirklich…?«
»Ich glaube, morgen wird es genauso laufen wie heute«,
sagte Jake. »Noch mehr herumsitzen, noch mehr meditieren, noch
mehr sinnloses Geplapper. Und nichts wird passieren.«
Sie senkte die Stimme und klang plötzlich erregter:
»Dann sollten wir vielleicht…«
»Jake, Lucy!«, ließ sich Ingrid vernehmen.
»Es tut mir Leid, euch zu stören…«
»Dann tu es auch nicht!«, schnauzte Jake. Himmel,
gönnte man ihm nicht mal diesen einen Augenblick unerwarteten
Glückes?
Ingrid tauchte aus dem Dunkeln auf. Ihr Tonfall wurde kühl.
»Gail meinte, ich solle dich holen. Faisal hat sich gerade
gemeldet. Wir haben eine QVV-Nachricht von der Erde.«
»Sag das noch mal«, verlangte Jake. Es kümmerte ihn
nicht, ob er begriffsstutzig klang. Er hatte Schwierigkeiten, sich zu
konzentrieren.
Faisal im fernen Mira City wiederholte langsam und deutlich:
»›Bündnis des Dritten Lebens übernimmt Regierung
in Genf. Krieg geht weiter. Ressourcen knapp, hoffen aber auf Start
eines kleinen Forschungsschiffes nach Greentrees Ende nächsten
Jahres, um Außerirdische zu treffen. Halten Sie inzwischen um
jeden Preis gute Beziehungen zu Außerirdischen
aufrecht.‹«
Jake rieb sich das Kinn. Halten Sie um jeden Preis gute
Beziehungen zu Außerirdischen aufrecht. Nun gut. Diese QVV
bezog sich offenbar auf die Pelzlinge. Von den Ranken hatten sie der
Erde noch gar nichts berichtet.
»Wer ist dieses ›Bündnis des Dritten
Lebens‹?«, fragte Lucy.
»Das wissen wir nicht«, antwortete Gail. »Auf jeden
Fall diejenigen, die jetzt da das Sagen haben, nehme ich
an.«
»Aber werden sie Ende nächsten Jahres immer noch an der
Macht sein?«, gab George zu bedenken.
Ingrid äußerte: »Es wird nicht gesagt, gegen
wen dieses Bündnis des Dritten Lebens Krieg führt. Die
QVV-Nachrichten werden immer knapper.«
»Sie schonen die Ressourcen«, sagte George.
Lucys Stimme klang beunruhigt. »Diese neue wissenschaftliche
Expedition kann frühestens in sechs Jahren hier sein, nach
Bordzeit, oder? Nach unserer Zeit in zweiundsiebzig Jahren?«
»Nicht notwendigerweise«, meinte Karim. »Es ist nun
über siebzig Jahre her, dass wir die Erde verlassen haben.
Möglicherweise gab es große technische Fortschritte. Sie
haben womöglich einen neuen, schnelleren Antrieb oder eine
Abkürzung durch die Raumzeit entdeckt.«
»Nicht, wenn sie all ihre Ressourcen zum Kriegführen
verschwendet haben«, war George überzeugt.
Alle schwiegen. Schließlich meldete sich wieder Faisal
über die Funkverbindung: »Jake? Soll ich
antworten?«
»Nein«, sagte Jake. »Noch nicht. Lass uns abwarten,
was sich hier mit den Ranken entwickelt.«
»Wie du meinst«, erwiderte Faisal tonlos.
Jake spürte, wie sich Lucys kleine Hand in die seine schob.
Ihre dünnen Finger waren warm, aber er wusste, dass seine
lustvolle Stimmung heute Nacht nicht zurückkehren würde.
Plötzlich fühlte er sich erschöpft und wollte nur noch
schlafen.
Bei Sonnenaufgang war der Leichnam des Außerirdischen nicht
mehr da. Der Bodenbewuchs unter seinem Fahrzeug wirkte
unberührt, abgesehen von den Stellen, die durch den
zerstörten Wagen vom Sonnenlicht abgeschirmt waren. Trotzdem
wollten George und Ingrid sofort Proben nehmen.
»Entweder ihr geht damit zurück zum Lager, oder ihr
bleibt ruhig hier sitzen«, bestimmte Jake.
»Die…«
»Da sind sie«, verkündete Nan.
Das Schott des Beiboots öffnete sich, und die drei seltsamen
Fahrzeuge mit
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