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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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moralischen Erwägungen, die
Fähigkeiten des Menschen, Recht und Unrecht zu unterscheiden
und…«
    »Selbstverständlich unterschlage ich das. Ich
beschränke mich auf die Instinkte, die allen moralischen
Entscheidungen zu Grunde liegen und die viele Millionen Jahre
älter sind als diese Teile unseres Verstandes, aber immer
noch starken Einfluss haben.«
    »Ich habe dich nicht geliebt oder jetzt Karim,
weil…«
    »Lucy, ich will mich nicht streiten. Ich bin zu alt
dafür und zu müde. Du kannst glauben, was du willst. Aber
Alex hätte Julian Martin auch einfach nur bewundern können,
ihn verehren oder von ihm lernen. All das hat sie getan, aber sie hat
ihn außerdem noch geliebt. Das einfache Mädchen vom Lande,
geblendet vom Ruhm des mächtigen und erfahrenen fremden Kriegers
von jenseits der Berge. Eine Geschichte so alt wie Sumer.«
    »Aber du…«
    »Gute Nacht, Lucy«, sagte Jake, und die Müdigkeit
in seiner Stimme brachte selbst Lucy zum Schweigen, wenn sie auch
innerlich vor Wut kochen mochte.
    Hat Jake Recht?, fragte sich Alex. Habe ich Julian nur
deshalb geliebt, weil er das Oberhaupt einer Hierarchie ist, die in
ihrer Exotik und Gefährlichkeit verlockend wirkt? Habe ich
tatsächlich nur das gesehen, was ich sehen wollte, und nicht
wahrhaben wollen, was sich hinter diesem Glanz verbirgt?
    Vielleicht, gestand sie sich kummervoll ein. Aber nicht
nur. Da war noch etwas anderes, etwas, was Jake offenbar entgangen
ist… Immerhin war Alex nicht die Einzige, die Julian Martin
in seinen Bann geschlagen hatte. Fast ganz Greentrees hatte ihm zu
Füßen gelegen und tat dies immer noch. Nur wenige, wie
Lau-Wah Mah, hatten in Julian den rücksichtslosen Intriganten
erkannt, der er tatsächlich war.
    Die Menschen in Mira City waren mehr als naiv gewesen, mehr als
nur instinktiv darauf bedacht, sich in eine Hierarchie zu fügen.
Sie waren auch selbstgefällig gewesen, allzu überzeugt
davon, dass ihre neu geschaffene Stadt auf alle irdische
Vergangenheit verzichten konnte. Deshalb auch hatte man sich
über die Cheyenne lustig gemacht, die sich an toten Ideen
festklammerten.
    Innerhalb von zwei Generationen war die gesamte irdische
Geschichte in Mira vergessen worden. Unbedeutend, nutzlos. Wir
machen die Dinge auf unsere Art. All diese toten Kulturen, ihr
Aufstieg, ihre Kriege und ihr Niedergang, das hat doch nichts mit uns
zu tun! Was für eine Verschwendung von Speicherplatz in den
Datenbanken! Undniemand hatte das mit einer größeren
Selbstverständlichkeit geglaubt, mit größerer
Sorglosigkeit und Überzeugung als Alex selbst.
    Aber Julian hatte Recht: Die Kolonien der Erde durften die
irdische Geschichte nicht vergessen. Nur so konnten sie die
raffinierten Kniffe möglicher Tyrannen erkennen, deren
Brutalität und Skrupellosigkeit. Hätten sie nur ihre
gemeinsame Vergangenheit besser gekannt, dann hätte Mira City
Julian vielleicht nicht derart vertrauensvoll so viel Macht
angetragen.
    Und Alex hätte ihn vielleicht nicht so vertrauensvoll in ihr
Bett gelassen.
    Vielleicht würde Mira City dann noch existieren…
Nein! Das waren die Pelzlinge, nicht Julian! Sie musste darauf
achten, dass sie die Eroberer nicht durcheinander warf.
    Oh, Julian…
    Er wollte immer noch die Herrschaft über Greentrees erringen.
Er würde sie nicht bekommen.
    Und so schlief Alex schließlich ein, die Zähne
schmerzhaft aufeinander gepresst. In ihren Träumen wurde Julian
zu einem Pelzling, und der Pelzling wurde zu Jake und Jake zu ihr,
bis sie schweißgebadet erwachte und nicht mehr wusste, wer
Macht hatte, wer sie wollte und wer sie haben sollte – die
Herrschaft über diesen großartigen, üppigen,
verwundeten Planeten, der die einzige Heimat war, die sie kannte.

 
34. KAPITEL
IN DEN AVERY MOUNTAINS
     
     
    Das Licht des herandämmernden Morgens enthüllte ein
ganzes Lager wilder Pelzlinge auf der anderen Seite des Flusses. Sie
waren so weit wie möglich von den Menschen entfernt, gegen den
Wind, aber nahe genug, um noch alles beobachten zu können.
    »Sie müssen wirklich gut sehen können«, meinte
Ben, der sie vorsichtig ausgekundschaftet hatte. »Ich glaube, es
sind etwa zwei Dutzend, einschließlich etwa fünf oder
sechs Weibchen.«
    »Haben Sie moderne Waffen gesehen?«, fragte Alex.
    »Nein, aber wir wissen ja, dass sie Laserpistolen
haben.«
    »Sie könnten alles haben, einschließlich
terranischer Waffen, von denen wir noch nicht einmal was ahnen«,
stellte sie grimmig fest. Julian…
    »Ich dachte, die wilden

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