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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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anderen unterscheiden. Jake warf sie alle in den
Schleim.
    Einige Minuten lang war Alex überzeugt, dass nichts geschehen
würde. Ein weiterer Fehlschlag. Dann aber breitete sich der
Schleim aus. Blinzelnd beobachtete Alex, wie er an den Päckchen
hinaufkroch und sie dann umhüllte. Schließlich hatten sich
die Päckchen vollständig im Schleim aufgelöst, und
etwas anderes wuchs heraus.
    Unvermittelt stellte Karim Mahjoub fest: »Die Pelzlinge
befinden sich seit Jahrtausenden mit den Ranken im Krieg. Wenn diese
Wilden hier eine Ranke aus den Beschreibungen ihrer Vorfahren
kennen…«
    Eine Ranke erkennen?
    Fassungslos wurde Alex klar, dass Karim Recht hatte.
Tatsächlich ließ der Schleim aus den Abschiedsknospen
– die Jake zufolge genetisch codierte Informationen beinhalteten
– eine Ranke wachsen. Sie hatte Bilder davon in den Datenbanken
gesehen, wie sie von den Überwachungsgeräten vor
fünfzig Jahren aufgenommen worden waren. Das hier war die andere
der beiden außerirdischen Spezies, zu denen die Menschen auf
Greentrees Kontakt bekommen hatten: eine Ranke.
    Gleichzeitig mit ihr entstand aus dem Schleim eine Art auf dem
Kopf stehende Schale und umhüllte die wachsende Ranke wie eine
durchsichtige Kuppel. Jon McBain stieß die Luft aus.
»Schaut euch das an! Sie lässt eine Biosphäre
entstehen, um den Sauerstoff auszuschließen und ihre eigene
Atmosphäre im Inneren zu halten! Mein Gott, diese
Anpassungsfähigkeit…«
    Alex hörte ihm nicht mehr zu. Das Ding, das unter der sich
ausbreitenden Kuppel wuchs, war weder eine Pflanze noch ein Tier: ein
fleischiger brauner Stamm oder Körper, dick mit Schleim bedeckt,
und mit rotbraunen Ästen oder Armen oder Tentakeln. Während
Alex zusah, wuchsen Blätter daran oder Hände oder dicke,
breite, widerlich fleischige Platten. Ein Kopf entstand nicht. Bei
etwa einem Meter stoppte das rasche Wachstum. Wie viel Energie musste
das gekostet haben! Es hatte so ausgesehen, als würde man die
Zeitrafferaufnahme eines bizarren botanischen Experimentes
verfolgen.
    Die Pelzlinge griffen nicht an. Sie standen so reglos wie zuvor.
Der Ausdruck ihrer fremdartigen Gesichter war undeutbar.
    Jake wandte seinen Stuhl langsam und unter Mühen der Ranke zu
und schob ihn zentimeterweise näher heran. Nicht einmal Ben
Stoller wagte, ihm zu helfen. Alex merkte, wie sehr sie unter der
Schirmmütze und den bandagierten Händen schwitzte. Dabei
war der Tag gar nicht mal so warm.
    Jake zeichnete vor der Ranke etwas auf den Boden. Alex konnte es
nicht sehen. Was auch immer es war, die Ranke unter ihrer Kuppel
zeigte sich davon unbeeindruckt. Sie blieb völlig reglos.
    »Ranken tun niemals etwas schnell«, erklärte Jake
gelassen.
    Fünfzehn Minuten später machte er eine weitere
Zeichnung. Alex konnte sie ebenfalls nicht sehen. Karim allerdings,
der größer war und dichter dabeistand, anscheinend schon.
Sie bemerkte, wie er erstarrte. Dann überlief ihn ein
Schauder.
    Ein Schauder? Ein starker junger Mann Anfang dreißig, der
Schrecken erlebt hatte, die Alex sich nicht einmal vorstellen konnte?
Was zeichnete Jake da?
    Fünfzehn Minuten später zeichnete er wieder etwas.
    Weder die Ranken noch die Pelzlinge rührten sich.
    Die Sonne sank tiefer, dem Horizont entgegen. Allmählich
verfärbte sich der klare Himmel in der Abenddämmerung.
Alex’ Magen knurrte. Jake zeichnete eine weitere Skizze.
    Karim zuckte erneut zusammen.
    Plötzlich stoben die Pelzlinge auseinander und liefen fort.
Alex wirbelte herum und schaute zum Himmel. Von den Avery Mountains
her erschien ein winziger dunkler Schatten vor einem rosaroten
Horizont.
    Das Raumboot der Pelzlinge kam auf sie zu!
    Ben stürzte zu Jake, um ihn zum Geländewagen zu bringen.
Aber es war zu spät – zu spät für sie alle. Der
Geländewagen konnte ein Wettrennen mit dem Raumboot
unmöglich gewinnen. Die raumfahrenden Pelzlinge würden sie,
Jake und alle anderen auf der Ebene töten. Greentrees würde
Julian Martin gehören oder den blutrünstigen
Außerirdischen. Es war alles zu Ende.
    Alex hielt auf Jake zu, mit dem vagen Gedanken im Kopf, ihn so
lange wie möglich mit dem eigenen Körper zu schützen.
Doch sie kam nie bei ihm an. Sie stolperte und landete heftig auf dem
Gesicht, und dann hob etwas Starkes und übel Riechendes sie auf
und lief mit ihr davon, aber nur ein kurzes Stück. Eine Grube
gähnte zu ihren Füßen. Sie wurde hineingeworfen und
landete auf einem Körper; wem dieser Körper gehörte,
konnte sie nicht erkennen. Ein

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