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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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weiterer Körper landete auf dem
ihren. Alex schrie auf und versuchte, sich zu erheben, aber mehrere
Arme griffen nach ihr, und Karim Mahjoubs Stimme sagte direkt neben
ihrem Ohr: »Liegen bleiben! Seien Sie ganz ruhig,
Alex!«
    Eine dunkle Abdeckung glitt über die Grube. Erde rieselte in
Alex’ Gesicht, in die Augen und den Mund. Sie spuckte und zwang
sich, ruhig zu bleiben.
    Kurz bevor die Grube vollständig geschlossen und es dunkel
wurde, sah Alex noch, dass die Abdeckung aus gekreuzten dünnen
Holzbalken bestand, mit Zweigen darüber, die wiederum mit
Schlamm und Steinen bedeckt waren. Das alles, so erkannte sie
benommen, musste letzte Nacht von jenseits der Todeszone
herbeigeschafft worden sein. Die Erde aus der ausgehobenen Grube
musste man im Gelände verteilt haben, damit alles unberührt
aussah. »Gruben« – Mehrzahl! Denn hier drin lagen
keine wilden Pelzlinge. Diese hatten zwei Gruben gebuddelt, eine
davon für ihre unvorsichtigen menschlichen Verbündeten, die
zu dumm waren, derartige Vorsorgungen zu treffen.
    Der alles verdampfende Strahl des Raumboots endete an der
Erdoberfläche.
    Heiser fragte sie: »Karim? Jon? Kent?«
    »Ja«, antworteten die anderen. »Und Ben. Aber sie
haben ihn bewusstlos geschlagen.«
    »Jake?«
    »Nein«, gab Karim Antwort und fügte hinzu:
»Sie haben ihn bei sich behalten. In der anderen
Grube.«
    Alex holte Luft.
    »Ich glaube«, sagte Jon McBain, »dass er der
Einzige ist, der ihnen wirklich etwas bedeutet. Habt ihr alle die
Ranke gesehen? Sie ist zusammengeschrumpft, als das Raumboot
auftauchte! Nein, nicht zusammengeschrumpft. Sie löste sich
irgendwie auf, und die Überreste versickerten im Boden. Ich
möchte wetten, sie kann einfach wieder heranwachsen, sobald die
Gefahr vorüber ist!«
    Jetzt waren sie alle unter der Erde, die Ranke und die wilden
Pelzlinge und die Menschen, eingegraben wie Tiere, um vor der
furchtbaren Technologie der Invasoren in Sicherheit zu sein. Jake
hatten die wilden Pelzlinge bei sich behalten für den Fall, dass
die unberechenbaren Menschen plötzlich aus ihrem sicheren Loch
hervorstürmten und sich in ihrer Dummheit selbst umbrachten.
Diese Primitiven beschützten Jake vor seiner eigenen
Spezies.
    Und das war erschreckend, denn plötzlich wusste Alex –
und ihr wurde übel bei diesem Gedanken! –, was Jake auf den
Boden gezeichnet hatte. Warum Karim Mahjoub erschaudert war. Was Jake
seinen Beschützern antun wollte.
    Und sie sah keinen anderen Weg, als ihm zu folgen.

 
35. KAPITEL
IN DEN AVERY MOUNTAINS
     
     
    Dreck im Mund, Dreck in den Augen. Sein Herz, in Aufruhr versetzt
vom Mangel an Luft, hämmerte so heftig und unstet, dass Jake
dachte: Das ist es – ich werde sterben!
    Ein Bild kam ihm in den Sinn, ungebeten und unpassend: Er selbst
und sein Bruder Donnie, als kleine Kinder, geborgen in den Armen
seiner Mutter. Das Bild war lächerlich: Jake war schon halb
erwachsen gewesen, als Donnie geboren worden war. Aber es hatte eine
Kraft und Eindringlichkeit, die alle Tatsachen überstieg. Es war
in weiches Licht getaucht, in Frieden und von solcher Freude
erfüllt, dass Jake beinahe Enttäuschung verspürte, als
sich sein Herzschlag beruhigte und gleichmäßiger
wurde.
    Er würde doch nicht sterben. Noch nicht.
    Und er lag auch nicht in den Armen seiner Mutter – er lag in
einer rasch ausgehobenen Grube zwischen einem Haufen schlecht
riechender, pelziger und blutrünstiger Fremdwesen, die sich vor
den tödlichen Waffen eines anderen Haufens übel riechender,
pelziger und noch blutrünstigerer Fremdwesen versteckten.
    Licht fiel in seine dreckverschmierten Augen, und er erkannte,
dass die Pelzlinge die Grube wieder öffneten und
hinauskletterten. Die Hände haariger Arme mit erschreckend
feuchten Tentakeln statt Finger hoben ihn hoch, nicht unsanft, und
setzten ihn oben auf dem Boden ab. Sein Stuhl war fort, vernichtet,
aufgelöst. Der Computer war fort. Der Geländewagen war
fort.
    »Jake!«, rief Alex und kniete neben ihm nieder.
»Alles in Ordnung mit dir?«
    Er fühlte sich plötzlich zu schwach zum Sitzen und
kippte um. Alex’ kräftige junge Arme fingen ihn auf.
    »Mir… geht es gut…«
    »Sie sind weg«, sagte sie, und er war sich nicht sicher,
ob sie die raumfahrenden oder die wilden Pelzlinge meinte, bis er
Letztere reglos einige Meter entfernt gegen den Wind dastehen sah.
Jake schloss die Augen.
    »Ben kommt wieder zu sich«, sagte eine Stimme, und Alex
verschwand.
    Mit Wasser und etwas zu Essen kehrte sie zurück.

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