Crossfire 2: Feuerprobe
Bäumen
verschwanden. Die übrigen Krieger folgten ihnen und verschmolzen
mit der Landschaft.
Sie hatten keine Höhle als Unterschlupf gefunden, obwohl die
Gegend an sich reich an Höhlen war. Die Cheyenne hatten für
die unglücklichen Greenies einen Unterschlupf aus Ästen und
Zweigen errichtet. Jon und Alex krochen hinein. Die Nacht brach an,
klar und mondlos.
Karim blieb im Freien. Kein Feuer brannte, keine Lampe leuchtete,
damit sie unentdeckt blieben. Sie hofften, weit genug vom Raumboot
der Pelzlinge entfernt zu sein, um Julian Martins Aufmerksamkeit und
dem Angriff zu entgehen. Karim tastete in der Dunkelheit umher, bis
er einen dicken, festen Baumstamm gefunden hatte. Er stieg hinauf,
bis er schließlich – zerkratzt und blutig von der
Kletterei – das Blätterdach durchstieß und die Sterne
am Himmel funkeln sah.
Wie weit waren Weiße Wolke und die Außerirdische
gekommen? War Weiße Wolke bereits wieder auf dem
Rückweg?
Vor seinem inneren Auge sah Karim sie deutlich vor sich:
Weiße Wolke und das Pelzlingsweibchen, wie sie sich gemeinsam
einen Weg durch den Wald suchten, Todfeinde, die doch gemeinsam
unterwegs waren. Die anderen drei Krieger folgten ihnen. Vielleicht
waren es inzwischen auch mehr als drei. Karim wusste nicht, wie die
Cheyenne ihre Stammesgenossen herbeiriefen. Vermutlich nicht mit
Rauchzeichen, wenn man bedachte, wie die Krieger auf Jons Einfall
reagiert hatten.
Weiße Wolke würde den Spuren von Julian Martins
Transporter folgen, aber wenn er feststellte, dass Martin das
Fahrzeug irgendwo sicher geparkt hatte und die weiblichen Pelzlinge
von einer Wachmannschaft zu Fuß weiter in die Berge bringen
ließ, würde der Cheyenne nicht weiter hinterhergehen.
Seine Krieger würden sich gut zehn Kilometer von Martins Lager
entfernt halten, außer Reichweite der Sensoren, nicht aber das
alte Pelzlingsweibchen.
Dort!, würde Weiße Wolke ihr mit einem
Fingerzeig zu verstehen geben. Da entlang! Deine Verwandten! Und die Außerirdische würde voller Erwartung auf das
Lager der Terraner zugehen. Deren Wärmesensoren würden sie
orten, man würde sie aber nicht weiter beachten. Nur ein wilder
Pelzling. Keine Bedrohung. Die terranischen Soldaten trugen volle
Kampfmontur, und ihr Transporter war mit schweren Waffen
ausgestattet. Martin hatte die wilden Pelzlinge hingegen nur mit
Laserpistolen ausgerüstet, und dieses Exemplar trug nicht einmal
eine solche bei sich. Keine Bedrohung.
In der Zwischenzeit hätte die irdische Wachmannschaft –
vermutlich nur ein einzelner Soldat – die vier Weibchen weiter
die Berge hinaufgetrieben, auf das Boot der Pelzlinge zu. Dieses
verfügte natürlich über noch höher entwickelte
Sensoren als die Menschen. Die raumfahrenden Pelzlinge würden
vier wilde Pelzlinge orten, begleitet von einem einzelnen Menschen,
und dann würde der Mensch sie zurücklassen. Umherziehende
primitive Menschen, die Krieg mit den wilden Pelzlingen führten
– so musste es für die raumfahrenden Außerirdischen
aussehen. Auf derartige Vorgänge zwischen den Cheyenne und den
wilden Pelzlingen mussten sie schon häufiger gestoßen
sein.
Karim rutschte auf seinem hoch gelegenen dicken Ast in eine
bequemere Lage. Ein kleiner Mond stieg über dem Horizont
auf.
Hatte sich Weiße Wolke inzwischen von der
Pelzlingsgroßmutter getrennt? Wahrscheinlich. Die Cheyenne
waren mittlerweile wohl schon auf dem Rückweg, zügig und
immer in Deckung. Karim konnte es vor sich sehen, wie die
Pelzlingsgroßmutter voranschritt, wie sie durch das Unterholz
eilte, so schnell sie konnte, dorthin, wo sie ihre Töchter
vermutete. Bedauernswertes altes Geschöpf. Sie humpelte
schneller.
Inzwischen waren die vier fruchtbaren Weibchen allein. Waren sie
in Fesselschaum gehüllt? Fesselschaum würde sie am
Weglaufen hindern. Aber Fesselschaum wäre auch ein deutlicher
Hinweis darauf, dass technisch fortgeschrittenere Menschen an der
Sache beteiligt waren. Nein, sie waren nicht gefesselt. Also
würden sie wieder die Berge hinabfliehen. Aber das Raumboot
würde sie inzwischen entdeckt haben.
Konnten die raumfahrenden Pelzlinge auf diese Entfernung
feststellen, dass ihre Artgenossen dort draußen Weibchen waren?
Wussten sie, dass die männlichen wilden Pelzlinge ihre Weibchen
nie so allein und ungeschützt zurückließen? Das hing
davon ab, wie genau die raumfahrenden Pelzlinge die Gebräuche
ihrer künftigen Zuchtsklaven erforscht hatten.
Karims eigener Ururgroßvater hatte ein Andarun mit
vier Frauen und sechs
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