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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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erblickte sie den terranischen Soldaten,
der sie herumgeschubst hatte. Er hielt eine Waffe in der Hand, deren
Lauf vorn herabhing wie ein schlaffer Penis. Ein weiterer Schrei, und
ein Speer mit Steinspitze traf den Soldaten mitten ins Herz.
    Alex stürmte vor, hielt dann aber inne. Sie hatte keine
Ahnung, was da geschah und was sie tun sollte. Die Wände
lösten sich weiter auf, dann war ihre Zelle offen. Wie beinahe
der gesamte Shuttle. Sechs terranische Soldaten, die sich darin
aufgehalten hatten, lagen tot am Boden, der inzwischen nur noch aus
nackter Erde bestand. Pfeile und Speere steckten in ihren
Körpern.
    Die Pelzlingsgroßmutter wehklagte wieder.
    Ein Krieger der Cheyenne trat unter einer Baumgruppe hervor und
lief auf Alex zu, schneller und anmutiger, als sie es für
möglich gehalten hätte. »Wo sind die anderen
Erdenmenschen?«, fragte er und war nicht einmal außer
Atem.
    Alex konnte nur den Kopf schütteln.
    »Julian Martin?«
    »Ich… weiß nicht…«
    Der Krieger bemerkte die Pelzlingsgroßmutter und zog einen
Pfeil aus dem Köcher.
    »Bitte nicht!«, rief Alex. »Es ist nur ein altes
Weibchen! Julian hat die übrigen Pelzlinge mitgenommen, aber die
hier zurückgelassen, weil sie zu alt ist, um noch Kinder zu
gebären. Außerdem ist sie gefesselt.«
    Der Krieger steckte den Pfeil wieder weg. »Wohin hat er die
Pelzlinge gebracht?«
    »Das weiß ich nicht. Er meinte nur, dass er einige Tage
fort sein würde. Nein, Augenblick, ich glaube, er… Wer bist
du überhaupt? Was macht ihr hier?«
    Der Krieger eilte davon.
    Alex’ Knie gaben nach, und sie sackte zusammen. Das alles
ergab überhaupt keinen Sinn! Dann erblickte sie neben dem
Körper eines toten Terraners einen rosafarbenen schmierigen
Rückstand, der rasch im Boden versickerte. Alex strich sich
hastig etwas davon auf die Hand, bevor alles verschwunden war. Dieses
Gel stammte aus einem mittlerweile aufgelösten metallenen
Sprühstab am Gürtel des Soldaten. Es war das einzige Mittel
gegen den Fesselschaum. Sie verschmierte das Gel mit beiden
Händen auf dem Fesselschaum und befreite die
Pelzlingsgroßmutter.
    Verwirrt warteten die beiden ab, was als Nächstes
geschah.
    Zwei weitere Gestalten liefen aus dem Wäldchen auf sie zu,
sehr viel weniger anmutig als der Cheyenne.
    »Karim Mahjoub!« Alex stürmte vor und umarmte ihn,
dann Jon McBain. »Wie habt ihr… wer…
Jake…?«
    »Wir werden Ihnen alles erklären«, stieß Jon
McBain atemlos hervor. »Geht es Ihnen gut? Was
hat…«
    »Wo ist Julian Martin?«, wollte Karim Mahjoub
wissen.
    »Ich weiß nicht genau«, antwortete Alex.
»Aber ich glaube, er sucht nach Jake. Ich habe ihm nicht
verraten, wo Jake ist, weil ich es nicht wusste. Er hat
außerdem noch vier weibliche Pelzlinge in
gebärfähigem Alter mitgenommen und sie zurückgelassen…« Alex sah sich um, aber
Großmutter war verschwunden.
    Karim fasste nach ihrer Hand. »Wir müssen Martin
erwischen, bevor er Jake findet. Ich kann Martin jetzt aufhalten,
Alex. Ich habe die Sporen, die…«
    »Die was? Wo ist Jake?«
    »Nicht jetzt. Komm!«
    Er zog sie mit sich. Etwa einen halben Kilometer entfernt standen
vier Krieger der Cheyenne und warteten reglos auf sie.
    »Martins Spuren sind deutlich zu sehen«, stellte der
blonde Krieger geringschätzig fest. »Er ist mit einem sehr
großen Fahrzeug unterwegs. Folgt mir!« Er lief los.
    »Was für ein hochmütiger Bursche!«, sagte Jon
McBain gut gelaunt. »Das war Weiße Wolke. Kommen Sie,
Alex. Wir haben noch einen langen Weg vor uns und viel zu
bereden!«
    Sie liefen los. Plötzlich humpelte die
Pelzlingsgroßmutter hinter ihnen her. »Halt, Jon! Warten
Sie noch einen Augenblick!«
    Jon McBain hielt inne und glotzte das Geschöpf an. Die
Großmutter beäugte Alex ängstlich – zumindest
sah es für Alex wie Angst aus. Trotzdem wollte sie ihren
Töchtern folgen. Ihr Mut war verblüffend.
    »Meine Güte, Alex, nein! Die Cheyenne werden einen
Anfall kriegen!«, befürchtete Jon McBain.
    »Sollen sie doch«, entgegnete Alex und lief weiter, die
Großmutter an ihrer Seite.
     
    Julians Spur war nicht zu verfehlen, sie hätten nicht einmal
der Hilfe der Krieger bedurft, um ihr zu folgen. Alex vermutete, dass
Julian in demselben Transporter fuhr, mit dem er sie und die
Pelzlinge zum Shuttle gebracht hatte. Er ließ eine breite
Schneise aus platt gewalztem Unterholz und zerbrochenen Zweigen
zurück. Die Spuren des Transporters waren sogar dann noch
deutlich auf dem violetten Bodenbewuchs

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