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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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formulieren: »Grauer Vogel, ich glaube, Julian Martin ist
vielleicht zu seinem Shuttle zurückgekehrt, wo er mich gefangen
gehalten hat.«
    »Eben dort sucht Weiße Wolke ihn auch.«
    »Ich möchte dich gern etwas fragen: Was geschah mit dem
alten Pelzlingsweibchen, das die Sporen freigesetzt hat?«
    Etwas war da im Blick seiner Augen, die, wie ihr nun auffiel, im
unruhigen Schein des Lagerfeuers blassblau funkelten. »Das Tier
ist tot.«
    »Habt ihr sie getötet? Einer von euch
Cheyenne?«
    »Nein. Einer der Erdenmenschen hat sie erschossen, bevor sich
ihre Waffen aufgelöst haben.«
    »Dann hat sie nie erfahren, dass ihre Töchter gar nicht
dort waren.«
    Der Cheyenne musterte sie eindringlich. »Sie wusste
es.«
    Alex fragte ihn nicht, wie er darauf kam. Ohne es zu wollen,
sprudelte es aus ihr heraus: »Wir haben sie betrogen. Ich habe sie betrogen. Sie dachte, ich würde ihr helfen. Aber
ich habe meinen Teil der Vereinbarung nicht eingehalten. Ich habe sie
benutzt. Ich habe sie alle fünf benutzt, und nun sind sie
tot.«
    »Ja«, antwortete Grauer Vogel. »Wir wissen das. Das
ist es, was die Weißen tun.«
    Ärger brandete in Alex auf. Du bist ebenso weiß wie
ich!, wollte sie dieser blauäugigen Indianer-Imitation ins
Gesicht brüllen. Meine Geschichte ist deine Geschichte! Du
kannst sie nicht einfach abwerfen, nur indem du dich selbst als
Cheyenne bezeichnest und dich irgendeinem altertümlichen
Stammesleben hingibst, das dir doch nicht deine Unschuld wiedergeben
kann oder deine Geschichte ersetzen…!
    Aber es war Julian gewesen, der darauf bestanden hatte, dass man
seiner Geschichte nicht entfliehen konnte. Und dass man nicht
unschuldig bleiben und doch überleben konnte.
    Sie gab dem Krieger keine Antwort. Stattdessen ließ sie Jon
Wache halten und legte sich selbst auf die andere Seite des
Lagerfeuers.
    Aber sie schlief nicht.
     
    Der nächste Morgen brachte einen überwältigend
roten Sonnenaufgang, und der feine Dunstschleier blieb auch noch
sichtbar, als die Sonne höher stieg. »Staub durch den
Alphabeschuss«, stellte Jon fest. »Vermutlich werden wir
noch eine ganze Weile die Nachwirkungen in der Atmosphäre
beobachten können.«
    Grauer Vogel verlegte ihr Lager an den Rand des von den Pelzlingen
verwüsteten Gebiets. Alex stellte keine Fragen. Sie trottete
stundenlang hinter dem Krieger her, bis sie aus dem Wald heraus
waren. Dann stand sie da und blinzelte.
    Zu ihrer Linken erblickte sie einen Haufen Geröll, so
groß wie ein Berg und immer noch von Staub verhangen. Hier,
außerhalb des Filters der Bäume, roch die Luft sandig, und
Alex stiegen die Tränen in die Augen. Der Alphabeschuss der Feuerprobe hatte eine gewaltige Fläche Land
zerschmettert, Steinschläge ausgelöst und bewaldete
Hänge in Schlacke und Felssplitter verwandelt.
    Im Vergleich dazu war der vernichtende Strahl der Pelzlinge eine
geradezu saubere Sache gewesen. Wo das furchtbare Trümmerfeld
endete, begann die von den Pelzlingen verwüstete Ebene, kahl und
leer. Aber nicht völlig kahl, denn der violette Bodenbewuchs
zeigte bereits wieder stoppelige Flecken, und Alex konnte schon die
ersten Triebe des Roten Kriechers entdecken.
    Am Horizont bewegte sich etwas.
    Alex schaute zu Grauer Vogel hinüber, aber der wirkte nicht
beunruhigt, sondern machte ein Lagerfeuer. Als sich die Objekte am
Horizont genähert hatten, erkannte Alex, dass es eine Art Herde
war. In der Todeszone? Wovon ernährten sich die Tiere? Sie kniff
die Augen eng zusammen und stellte fest, dass es keine Herde war,
sondern eine Marschkolonne.
    Und dann liefen sie alle den Neuankömmlingen entgegen.
    Es waren drei der großen Herdentiere, die die Cheyenne
»Elefanten« nannten, obwohl Jake ihr einmal erklärt
hatte, dass diese Tiere nicht die geringste Ähnlichkeit mit
irdischen Elefanten aufwiesen. Die Elefanten von Greentrees waren
sanfte, dumme Pflanzenfresser, die bereits von den Cheyenne der
ersten Generation gezähmt worden waren. Sie stanken
fürchterlich; das war ihre einzige Verteidigung gegen Raubtiere.
Die Cheyenne waren stolz, diesen Geruch ertragen zu können.
    Zwei der schwerfälligen Geschöpfe trugen Ausrüstung
auf dem gepanzerten Rücken. Das dritte, von zwei Cheyenne-Frauen
geführt, zog eine Schlepptrage hinter sich her. Sie bestand aus
zusammengeflochtenen Zweigen, war mit Decken gepolstert, und darauf
lag Jake Holman.
    »Jake!«, rief Alex. »Natalie! Ben!«
    Sie waren abgemagert, müde und schmutzig, aber sie waren alle
da, auch Kent

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