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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Fluggerät
würde sich auflösen, sobald es dem Planeten zu nahe kam.
Wenn die Sporen erst einmal genug Zeit gehabt hatten, sich zu
vermehren (wie viel Zeit würde das wohl sein?), dann würde
es das Raumschiff der Pelzlinge nicht einmal mehr wagen können,
so tief nach unten zu gehen, dass es noch einmal seinen alles
vernichtenden Strahl einsetzen konnte.
    Vermutlich würden die Pelzlinge dort oben das schon bald
herausfinden. Ihr Schiff mitsamt aller nicht infizierten Pelzlinge an
Bord – wie viele auch immer das waren – würde bald
davonfliegen. Sie mussten einen anderen Planeten zum Besiedeln
finden, wenn sie das konnten. Ihre Heimatwelt und eine unbekannte
Zahl an Kolonien waren vom heimtückischen Virus der Ranken
befallen, und Greentrees war nun von einem Mikroorganismus ganz
anderer Art verseucht. Der Krieg hier war zu Ende. Die Pelzlinge
hatten verloren.
    Aber Alex war sich nicht so sicher, wer eigentlich gewonnen
hatte.
     
    »Jake will mit dir sprechen«, teilte Lucy ihr mit.
    Wieder brach die Nacht herein. Heftiger Wind blies.
    Erstaunlich rasch hatten die Frauen der Cheyenne eine ganze
Zeltstadt auf der leeren Ebene errichtet, unmittelbar an der Grenze
zwischen der von den Pelzlingen verwüsteten Zone und dem
Waldrand. Feuer prasselten, Kinder spielten, Essen wurde gekocht, und
die Krieger standen auf Wache. Für die Cheyenne hatten die
Sporen keine große Bedeutung. Sie lebten ohnehin in der
Steinzeit.
    So hatte sich Alex die Zukunft von Mira City allerdings nicht
vorgestellt.
    Sie ging zu den Bäumen. Sie hatte immer noch nicht
geschlafen. Die Erschöpfung umgab sie wie eine Glocke – wie
der Gestank die Elefanten und die wilden Pelzlinge. Und doch fand sie
keine Ruhe. Mit blutunterlaufenen Augen und weichen Knien stolperte
sie durch den Wald zu dem zweiten Lager, das man für Jake
aufgeschlagen hatte, ein wenig geschützt vor dem Staub.
    Julian Martin stand neben dem Feuer!
    Seine Hände waren hinter dem Rüchen zusammengebunden,
und ein Lederriemen um seine Knöchel erlaubte ihm zwar zu gehen,
aber nicht zu rennen oder zu treten. Grauer Vogel stand an seiner
einen Seite, an der anderen Weiße Wolke. Eine lange
ausgefranste Wunde lief von Julians Schulter den Arm hinab und
tränkte die schwarze Uniform in Blut. Trotzdem stand er
entspannt da, überheblich, und lächelte, als er sie
erblickte.
    »Hallo, Alex.«
    Jake saß am Feuer, mit dem Rücken an einen Baum
gestützt und in Pelze gehüllt. Karim und Jon standen neben
ihm. Ausnahmsweise schwieg Jon. Karim sah Alex an und blickte dann
zur Seite.
    »Alex«, sagte Jake, »wir müssen eine
Entscheidung treffen. Und dafür brauchen wir dich. Julian ist
der letzte Terraner, der noch lebt. Die Cheyenne… Julian ist der
letzte. Ashraf ist ebenfalls tot. Er…«
    »Woher weißt du, dass Ashraf tot ist?«, brachte
Alex stockend hervor.
    »Ich habe es ihnen erzählt«, sagte Julian.
    »Du trägst nun auf Greentrees die Verantwortung«,
fuhr Jake fort. »Zumindest für die überlebenden
Bewohner von Mira City. Das dürften allerdings eine Menge sein,
vermute ich, wenn sie auch ein wenig verstreut sind. Du kannst dich
entschließen, Julian in Gewahrsam zu nehmen, bis wir wieder ein
Rechtssystem aufgebaut haben. Ich empfehle das allerdings nicht. Er
ist immer noch gefährlich.« Jake hielt kurz inne und
schluckte mühsam. Alex, deren Sehvermögen plötzlich
außergewöhnlich und schmerzhaft geschärft war, konnte
erkennen, wie sich der Adamsapfel in seiner faltigen Kehle bewegte.
Dann sagte er: »Die Cheyenne wollen ihn.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis diese Worte zu ihr
durchdrangen.
    Weiße Wolke meldete sich zu Wort: »Er gehört uns.
Er hat die wilden Pelzlinge gegen uns bewaffnet, er und diese Frau,
Nan Frayne. Das Volk der Cheyenne ist bereit, euch zu helfen und euch
zu lehren, im Einklang mit dem Großen Geist und von seinen
Gaben zu leben. Aber nur, wenn ihr uns diesen Mann
ausliefert.«
    Alex schaute Julian an. Er lächelte ihr gelassen zu.
    Er lächelte.
    »Was… was werdet ihr mit ihm machen?«
    Rasch sagte Jake: »Das werden sie dir nicht sagen.«
    Weil Jake es ihnen so geraten hatte. Was gehörte sonst noch
zu diesem ruchlosen Handel? Überlebenstechniken gegen…
    Folter. Darauf lief es hinaus. Die alten Cheyenne auf der Erde
hatten ihre Gefangenen zu Tode gefoltert.
    Sie sah Lau-Wah Mahs Leichnam vor sich. Und Siddalee Browns
Leichnam. Sie sah die kleine silberglänzende Waffe in Julians
Hand, in jener Zelle seines Shuttles.
    »Ihr könnt

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