Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
er, »wenn Sie die Antwort nicht schon wüssten.«
Mir drehte sich der Magen um. Ein heftiges Zittern erfasste mich. Trotzdem sah Gideon mich immer noch nicht an. Mein Verstand versuchte zu begreifen, was hier los war … was das bedeutete … was da vor sich ging.
»Haben Sie einen Grund für Ihre Fragen?«, wollte mein Vater wissen.
Mir rauschte das Blut in den Ohren. Mein Herz raste vor Entsetzen. Allein die Vorstellung, dass Nathan in unmittelbarer Nähe war, versetzte mich in Panik. Ich atmete schwer und keuchend. Wieder verschwamm mir alles vor den Augen. Ich befürchtete, gleich in Ohnmacht zu fallen.
Graves ließ mich nicht aus den Augen. »Können Sie uns sagen, wo Sie gestern waren, Miss Tramell?«
»Wo ich war?«, wiederholte ich. »Gestern?«
»Antworte nicht!«, befahl mein Dad. »Diese Befragung wird erst fortgesetzt, wenn wir wissen, worum es geht.«
Michna nickte, als hätte er mit dieser Unterbrechung gerechnet. »Nathan Barker ist heute Morgen tot aufgefunden worden.«
16
Kaum hatte Detective Michna dies verkündet, beendete mein Dad die Befragung. »Das war’s«, sagte er grimmig. »Wenn Sie weitere Fragen haben, müssen Sie meine Tochter mit Ihrem Anwalt vorladen.«
»Und Sie, Mr. Cross?« Michna sah jetzt Gideon an. »Könnten Sie uns sagen, wo Sie gestern waren?«
Gideon trat hinter der Couch hervor. »Das erzähle ich Ihnen, während ich Sie hinausbegleite.«
Ich starrte ihn an, aber immer noch würdigte er mich keines Blickes. Was wollte er noch vor mir verbergen? Wie viel hielt er vor mir geheim?
Ireland verschränkte ihre Finger mit meinen. Cary und Ireland waren an meiner Seite, während der Mann, den ich liebte, sich ein paar Schritte von mir entfernt hielt und mich seit fast einer halben Stunde nicht eines einzigen Blickes gewürdigt hatte. Es fühlte sich an, als hätte ich einen eiskalten Stein im Magen.
Die Detectives notierten sich meine Telefonnummern und verließen dann mit Gideon den Raum. Ich sah ihnen nach, und auch mein Vater musterte Gideon mit hartem, nachdenklichem Blick.
»Vielleicht hat er dir einen Verlobungsring gekauft«, flüsterte Ireland. »Und will die Überraschung nicht verderben.«
Ich drückte ihre Hand, weil sie so mitfühlend war und eine so hohe Meinung von ihrem Bruder hatte. Ich konnte nur hoffen, dass er sie niemals so im Stich ließ oder enttäuschte, wie er mich gerade enttäuschte. Gideon und ich: Wir existierten nicht – wir hatten nichts gemeinsam –, wenn er nicht ehrlich zu mir war.
Warum hatte er mir nicht von Nathan erzählt?
Ich verließ Cary und Ireland und ging in die Küche. Mein Dad folgte mir.
»Willst du mir erzählen, worum es hier geht?«, fragte er.
»Das weiß ich selbst nicht. Das alles ist völlig neu für mich.«
Er lehnte sich mit der Hüfte an die Arbeitsplatte und betrachtete mich prüfend. »Was war zwischen dir und Nathan Barker? Als du seinen Namen gehört hast, wärst du fast ohnmächtig geworden.«
Ich fing an, das Geschirr abzuspülen und in die Spülmaschine zu räumen. »Er war ein Tyrann, hat andere schikaniert, Dad, mehr nicht. Es gefiel ihm nicht, als sein Dad wieder heiratete, und noch weniger, dass seine neue Stiefmutter schon ein Kind hatte.«
»Und was hat Gideon damit zu tun?«
»Gute Frage.« Ich hielt mich an der Spüle fest, senkte den Kopf und schloss die Augen. Nathan – nun hatte er also tatsächlich den Keil zwischen mich und Gideon getrieben. Ich hatte es gewusst.
»Eva?« Mein Vater legte die Hände auf meine Schultern und fing an, die verkrampften, schmerzenden Muskeln zu massieren. »Alles in Ordnung?«
»Ich … bin nur müde. Ich hab nicht besonders gut geschlafen.« Ich drehte den Wasserhahn zu und ließ das restliche Geschirr in der Spüle. Dann ging ich zum Schrank, wo wir Vitamine und rezeptfreie Medikamente aufbewahrten, und nahm mir zwei Schlaftabletten. Ich wollte nur noch tief und traumlos schlafen. Das war unbedingt notwendig, denn nur so würde ich am nächsten Tag herausfinden können, was zu tun war.
Ich sah meinen Dad an. »Könntest du dich um Ireland kümmern, bis Gideon zurück ist?«
»Na klar.« Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. »Wir unterhalten uns morgen früh weiter.«
Ireland kam zu mir. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie und trat in die Küche.
»Ich weiß, es ist unhöflich, aber wenn du nichts dagegen hast, lege ich mich jetzt hin.«
»Nein, schon gut.«
»Es tut mir leid, ehrlich.« Ich zog sie an mich und umarmte sie. »Wir
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