Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
wiederholen das. Vielleicht treffen wir uns mal allein? Zum Shoppen, oder wir gehen in ein Wellnesscenter?«
»Aber ja. Rufst du mich an?«
»Ja, versprochen.« Ich ließ sie los und ging durchs Wohnzimmer in den Flur.
Da öffnete sich die Wohnungstür, und Gideon kam herein. Unsere Blicke trafen sich. Ich konnte in seinem nicht das Geringste lesen. Also wandte ich den Kopf ab, ging in mein Zimmer und verschloss die Tür.
Um neun Uhr am nächsten Morgen stand ich auf. Ich war zwar groggy und schlecht gelaunt, aber nicht mehr zu Tode erschöpft. Ich wusste, dass ich Stanton und meine Mom anrufen musste, aber zuerst brauchte ich einen Kaffee.
Ich wusch mir das Gesicht, putzte die Zähne und schlurfte ins Wohnzimmer. Ich war schon fast in der Küche – aus der köstlicher Kaffeeduft drang –, als es an der Tür klingelte. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ohne es zu wollen, dachte ich sofort an Gideon, der eine der drei Personen war, die ohne Rückfrage bei mir den Empfang passieren durften.
Aber als ich die Tür öffnete, stand dort meine Mutter. Ich hoffte, nicht allzu enttäuscht zu wirken, doch sie hätte es wahrscheinlich ohnehin nicht bemerkt. Sie fegte in einem meerschaumgrünen Kleid an mir vorbei, das wie aufgemalt wirkte. Sie schaffte es, darin gleichzeitig sexy, elegant und ihrem Alter entsprechend gekleidet zu wirken – etwas, was nur wenigen Frauen gelang. Gleichzeitig sah sie natürlich so jung aus, dass sie auch meine Schwester hätte sein kön-nen.
Sie musterte kurz meinen Aufzug aus bequemer Jogginghose und T-Shirt, bevor sie sagte: »Eva. Mein Gott. Du hast ja keine Ahnung …«
»Nathan ist tot.« Ich schloss die Tür, warf einen nervösen Blick zum Gästezimmer und betete nur, dass mein Dad noch auf Westküstenzeit eingestellt war und schlief.
»Oh.« Sie drehte sich um und sah mich an. Jetzt konnte auch ich sie zum ersten Mal richtig betrachten. Ihr Mund war vor lauter Sorge ganz schmal, und die blauen Augen wirkten gequält. »War die Polizei auch schon bei dir? Bei uns sind sie gerade erst gegangen.«
»Gestern Abend schon.« Ich ging in die Küche und steuerte sofort die Kaffeemaschine an.
»Warum hast du uns denn nicht angerufen? Wir hätten dir beistehen können. Zumindest hättest du einen Anwalt bei dir haben müssen.«
»Sie waren nur ganz kurz da, Mom. Willst du auch einen?« Ich hielt die Kaffeekanne in die Höhe.
»Nein, danke. Du solltest nicht so viel davon trinken. Das ist nicht gut für dich.«
Ich stellte die Kaffeekanne wieder ab und zog die Kühlschranktür auf.
»Du meine Güte, Eva«, murmelte Mutter, die mich beobachtete. »Weißt du denn nicht, wie viele Kalorien Kaffeesahne hat?«
Ich stellte eine Flasche Wasser vor ihr ab und goss die Sahne in meinen Kaffee. »Sie waren nur etwa eine halbe Stunde da. Und ich habe lediglich gesagt, dass Nathan mein früherer Stiefbruder war und ich ihn seit acht Jahren nicht mehr gesehen habe.«
»Gott sei Dank hast du nicht mehr verraten.« Mom öffnete die Wasserflasche.
Ich nahm den Kaffeebecher. »Gehen wir ins Wohnzimmer.«
»Was? Wieso? Dort hältst du dich doch sonst nie auf.«
Das stimmte, aber so konnte ich verhindern, dass meine Eltern sich über den Weg liefen.
»Aber es gefällt dir doch so«, meinte ich. Wir gingen durch mein Schlafzimmer hindurch, und ich atmete erleichtert auf, als ich die Tür hinter mir zudrückte.
»Ja, es gefällt mir wirklich«, sagte meine Mutter und sah sich um.
Natürlich gefiel es ihr, schließlich hatte sie es eingerichtet. Ich mochte es auch, hatte aber eigentlich keine Verwendung dafür. Ich hatte schon daran gedacht, es in ein Schlafzimmer für Gideon umzuwandeln, aber das war nun vielleicht nicht mehr nötig. Schließlich war er auf Abstand zu mir gegangen und hatte Nathan und ein Abendessen mit Corinne vor mir geheim gehalten. Ich wollte eine Erklärung dafür, und je nachdem, wie sie ausfiel, würden wir wieder aufeinander zugehen oder den schmerzlichen Schritt vollziehen, uns voneinander zu lösen.
Meine Mom setzte sich anmutig auf einen Sessel und ließ ihren Blick auf mir ruhen. »Du musst der Polizei gegenüber sehr vorsichtig sein, Eva. Wenn sie noch mal mit dir sprechen wollen, sag bitte Richard Bescheid, dann schickt er seine Anwälte.«
»Wieso? Ich wüsste nicht, warum ich jedes meiner Worte auf die Goldwaage legen sollte. Schließlich habe ich nichts verbrochen. Ich wusste nicht mal, dass er in der Stadt war.« Ich sah, dass sie kurz den Blick abwandte, und
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