Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
meinen Händen und spürte, wie mein Herz noch ein wenig mehr brach.
»Du bist wütend auf ihn, oder?«, fragte Ireland.
Ich räusperte mich. »Manche Menschen sollten besser einfach nur Freunde bleiben.«
»Aber du hast doch gesagt, du liebst ihn!«
»Aber das reicht nicht immer.« Auf der Suche nach dem Dosenöffner drehte ich mich um und bemerkte, dass Gideon am anderen Ende der Kücheninsel stand und mich ansah. Ich erstarrte.
Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte, bevor er den Mund öffnete und schroff fragte: »Willst du ein Bier?«
Ich nickte. Einen Schnaps hätte ich jetzt auch brauchen können. Oder gleich zwei.
»Ein Glas?«
»Nein.«
Er blickte zu Ireland. »Hast du Durst? Es gibt Softdrinks, Wasser oder Milch.«
»Bekomme ich kein Bier?«, fragte sie zurück und lächelte einschmeichelnd.
»Netter Versuch«, antwortete er trocken.
Ich beobachtete Ireland und bemerkte, wie sie zu leuchten begann, wenn Gideon ihr Aufmerksamkeit schenkte. Es war kaum zu glauben, dass er nicht sah, wie sehr sie ihn liebte. Vielleicht gründete ihre Liebe auf oberflächlichen Dingen, aber sie war da und würde mit ein bisschen Ermutigung wachsen. Ich hoffte, er würde daran arbeiten.
Als Gideon mir das kalte Bier gab, berührten sich unsere Finger. Da er sie eine ganze Weile nicht zurückzog und mir nur in die Augen blickte, wusste ich, dass er an unsere letzte Nacht dachte.
Sie kam mir jetzt wie ein Traum vor, als wäre sie nie wirklich geschehen. Fast glaubte ich, ich hätte sie mir nur eingebildet, aus reiner Verzweiflung, weil ich mich so sehr nach seiner Liebe und Zuwendung sehnte, dass ich es keine Minute länger aushielt, ohne mir in meinem wahnsinnigen Verlangen irgendwie Erleichterung zu verschaffen. Wäre ich nicht immer noch tief in mir wund gewesen, hätte ich nicht gewusst, was real war und was trügerische Hoffnung.
Ich nahm das Bier und wandte mich ab. Zwar wollte ich nicht ein für alle Mal Schluss machen, aber ich war überzeugt davon, dass wir eine Pause brauchten. Gideon musste für sich herausfinden, was er wollte, wonach er suchte und ob es einen Platz in seinem Leben für mich gab. Denn die emotionale Achterbahnfahrt, auf der wir uns befanden, würde mich umbringen, und das durfte ich nicht zulassen. Das würde ich nicht zulassen.
»Brauchst du meine Hilfe?«, fragte er.
Ich antwortete, ohne ihn anzusehen, weil es sonst zu schmerzlich gewesen wäre. »Könntest du schauen, wie wir Cary hierher verfrachten können? Er hat einen Rollstuhl.«
»Okay.«
Als er den Raum verließ, konnte ich plötzlich wieder durchatmen.
Ireland eilte zu mir. »Was ist denn mit Cary?«
»Das erzähle ich dir beim Tischdecken.«
Zu meiner Überraschung konnte ich etwas essen. Vermutlich faszinierte mich die unterschwellige Machtprobe zwischen Gideon und meinem Dad so sehr, dass ich nicht merkte, wie ich mir etwas in den Mund stopfte. Am anderen Ende des Tisches brachte Cary Ireland ständig zum Lachen, was mir das Herz erwärmte. Mein Vater saß mit Gideon zur Linken und mir zur Rechten an der gegenüberliegenden Seite.
Die beiden unterhielten sich. Das Gespräch begann wie erwartet mit Baseball und wechselte dann zu Golf. Oberflächlich betrachtet wirkten beide relaxed, aber die Atmosphäre zwischen ihnen war spannungsgeladen. Ich bemerkte, dass Gideon seine teure Uhr nicht trug. Er hatte sorgfältig darauf geachtet, so »normal« wie möglich zu erscheinen.
Aber nichts, was Gideon nach außen hin tat, konnte das verändern oder auch nur verbergen, was er im Innern war: ein dominanter Mann, ein Industriemagnat, ein Privilegierter. Das zeigte sich in jeder seiner Gesten, jedem seiner Worte, jedem seiner Blicke.
Daher kämpften mein Vater und er um die Position des Alphamännchens, und ich vermutete, ich war ein ausschlaggebender Faktor. Als besäße ein anderer außer mir selbst die Kontrolle über mein Leben.
Dennoch war mir klar, dass mein Vater erst seit vier Jahren wirklich an meinem Leben teilhaben durfte und das nicht aufgeben wollte. Gideon hingegen setzte alles daran, eine Position zu erringen, die ich ihm nicht länger gewähren wollte.
Andererseits trug er immer noch meinen Ring. Ich versuchte, nicht zu viel in diese Tatsache hineinzudeuten, wollte aber die Hoffnung nicht aufgeben. Ich wollte an uns glauben.
Wir hatten den Hauptgang beendet, und ich stand gerade auf, um den Tisch für das Dessert abzuräumen, da summte die Sprechanlage. Ich ging dran.
»Eva? Hier sind die Detectives Graves und
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