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Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)

Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)

Titel: Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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fragte mit fester Stimme: »Was ist los, Mom?«
    Sie trank erst mal einen Schluck, bevor sie antwortete: »Nathan ist letzte Woche bei Richard im Büro aufgetaucht und wollte zweieinhalb Millionen Dollar.«
    Plötzlich rauschte mir wieder das Blut in den Ohren. » Was? «
    »Er wollte Geld«, wiederholte sie steif. »Viel Geld.«
    »Wieso zum Teufel glaubte er, damit durchzukommen?«
    »Er hat – hatte – Fotos, Eva.« Ihre Unterlippe fing an zu zittern. »Und ein Video. Von dir.«
    »O mein Gott.« Mit zitternden Händen stellte ich den Kaffee ab, beugte mich vor und steckte den Kopf zwischen die Knie. »O Gott, mir wird übel.«
    Und Gideon hatte Nathan getroffen. Die Tatsache, dass er allein mit den Detectives sprechen wollte, war wie ein Eingeständnis. Wenn er die Fotos zu Gesicht bekommen hatte … und von ihnen abgestoßen war … würde das erklären, warum er sich von mir fernhielt und warum er so gequält gewirkt hatte, als er nachts in mein Bett kam. Vielleicht begehrte er mich noch, aber mit den Bildern, die er jetzt in seinem Kopf hatte, konnte er wohl nicht leben.
    Es muss einfach so sein , hatte er gesagt.
    Ein unnatürlicher Laut entfuhr mir. Ich konnte mir nicht mal ansatzweise vorstellen, was Nathan aufgenommen hatte. Und ich wollte es auch nicht.
    Kein Wunder, dass Gideon meinen Anblick nicht mehr ertrug. Als er mich das letzte Mal geliebt hatte, war es stockdunkel gewesen. Er hatte mich zwar hören, schmecken und fühlen können – aber nicht gesehen.
    Um einen Schmerzensschrei zu unterdrücken, biss ich mir in den Unterarm.
    »Nein, Schatz!« Meine Mutter sank vor mir in die Knie und zog mich sanft vom Sessel auf den Boden, wo sie mich in den Arm nehmen und wiegen konnte. »Schsch. Es ist vorbei. Er ist tot.«
    Schluchzend rollte ich mich auf ihrem Schoß zusammen, weil ich erkannte, dass es wirklich vorbei war. Ich hatte Gideon endgültig verloren. Er würde sich selbst dafür hassen, aber ich verstand, warum er sich einfach von mir abwenden musste . Wenn mein Anblick ihn an seine eigene gewaltgeprägte Vergangenheit erinnerte, wie sollte er das aushalten? Oder ich?
    Meine Mutter streichelte mir übers Haar. Ich spürte, dass auch sie weinte. »Schsch«, beruhigte sie mich mit zitternder Stimme. »Schsch, mein Schatz. Ich bin ja da. Ich pass auf dich auf.«
    Irgendwann waren die Tränen erschöpft. Ich war innerlich völlig leer, doch diese Leere brachte auch Klarheit. Ich konnte zwar nicht ändern, was geschehen war, aber ich konnte verhindern, dass Menschen, die ich liebte, darunter litten. Also setzte ich mich auf und wischte mir über die Augen.
    »Nicht doch«, schimpfte meine Mutter. »Davon bekommt man Falten.«
    Aus irgendeinem Grund fand ich ihre Sorge, ich könnte Krähenfüße bekommen, in diesem Moment irre komisch. Ich versuchte, mich zu beherrschen, prustete aber schließlich los.
    »Eva Lauren!«
    Auch ihre Empörung fand ich komisch. Ich lachte noch lauter, und dann konnte ich nicht mehr aufhören. Ich lachte, bis mir der Bauch wehtat und ich mich vornüberbeugen musste.
    »Ach, hör doch auf!« Mom stupste mich an der Schulter. »Das ist nicht komisch!«
    Ich lachte, bis mir wieder die Tränen kamen.
    »Eva, ehrlich!« Aber auch sie fing an zu lächeln.
    Ich lachte, bis sich mein Lachen wieder in stilles, tränenloses Schluchzen verwandelte. Ich hörte meine Mutter kichern, und das passte irgendwie perfekt zu meinem quälenden Schmerz. Ich konnte es nicht erklären, aber so elend und hoffnungslos ich mich auch fühlte, so war die Anwesenheit meiner Mutter – mit all ihren Macken und Ermahnungen, die mich wahnsinnig machten – doch genau das, was ich brauchte.
    Ich drückte die Hände auf meinen verkrampften Bauch und atmete tief ein. »Hat er es arrangiert?«, fragte ich leise.
    Ihr Lächeln schwand. »Wer? Richard? Was denn arrangiert? Die Bezahlung? Oh …«
    Ich wartete.
    »Nein!«, protestierte sie. »So was würde er nie tun. Er käme gar nicht auf die Idee.«
    »Okay. Ich wollte es nur wissen.« Ich konnte mir auch nicht vorstellen, wie Stanton einen Auftragskiller engagierte. Gideon hingegen …
    Ich wusste von seinen Albträumen, dass sein Bedürfnis nach Rache immer auch mit Gewalt zu tun hatte. Und ich hatte gesehen, wie er Brett verprügelt hatte. Die Erinnerung daran hatte sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Gideon war fähig dazu, und bei seiner Vergangenheit …
    Noch mal holte ich tief Luft und stieß sie dann wieder aus. »Wie viel weiß die

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