Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
lächelte.
Will erwiderte mein Lächeln. »Das freut mich. Ich war mir zuerst nicht sicher. Am Anfang wirkten Sie nicht besonders begeistert, selbst wenn Sie etwas Positives erzählt haben.«
»Ja, tut mir leid. Ich habe gerade eine schlimme Trennung hinter mir.« Ich versuchte, es achselzuckend abzutun. »Daher kann ich momentan keine rechte Begeisterung aufbringen, nicht mal für Dinge, die ich wirklich liebe. Und dazu gehört mein Job.«
»Das mit Ihrer Trennung tut mir leid«, sagte er und sah mich mit seinen dunklen Augen mitfühlend an.
»Ja, mir auch.«
Am Samstag ging es Cary schon besser, und man sah es ihm auch an. Zwar waren seine Rippen immer noch bandagiert, und er würde auch noch eine Weile den Arm in Gips tragen, aber er konnte schon wieder gehen und brauchte keine Pflegerin mehr.
Meine Mom erschien mit einem Beautyteam in unserer Wohnung: sechs Frauen in weißen Kitteln, die mein Wohnzimmer umfunktionierten. Cary war im siebten Himmel. Er genoss die Wellnessbehandlung in vollen Zügen. Meine Mom wirkte müde, was untypisch für sie war, aber sie machte sich Sorgen wegen Stanton. Und vielleicht dachte sie auch an meinen Dad. Zumindest ging ich davon aus, schließlich hatte sie ihn nach knapp fünfundzwanzig Jahren zum ersten Mal wiedergesehen. In meinen Augen war seine Sehnsucht nach ihr tief und echt gewesen, und ich konnte mir kaum vorstellen, wie es sich für sie angefühlt haben mochte.
Ich war nur froh, zwei Menschen um mich zu haben, die mich liebten und mich gut genug kannten, um Gideon nicht zu erwähnen oder mir vorzuwerfen, ich würde mich hängen lassen. Meine Mom brachte mir eine Schachtel meiner Lieblingstrüffel von Knipschildt mit, die ich mir langsam auf der Zunge zergehen ließ. Dies war die einzige Schwäche, die sie mir nie vorwarf. Selbst sie war der Meinung, dass jede Frau ein Recht auf Schokolade hatte.
»Was lässt du denn machen?«, fragte Cary und sah mich durch seine schwarze Gesichtsmaske hindurch an. Er bekam gerade seinen üblichen sexy-lässigen Haarschnitt verpasst, während gleichzeitig seine Fußnägel in die perfekte Form gefeilt wurden.
Ich leckte mir die Schokolade von den Fingern und dachte über eine Antwort nach. Beim letzten Wellnesstag hatte ich mich gerade dazu entschlossen, eine Affäre mit Gideon anzufangen. Wir wollten zum ersten Mal miteinander ausgehen, und mir war klar, dass wir Sex haben würden. Also hatte ich mich für eine Behandlung entschieden, die ganz auf Verführung ausgerichtet war: Meine Haut sollte weich sein und aphrodisierend duften.
Aber jetzt war alles anders. In gewisser Hinsicht hatte ich die Chance zu einem Neuanfang bekommen. Zwar machten wir uns alle Sorgen wegen der Untersuchung von Nathans Tod, aber die Tatsache, dass er für immer aus meinem Leben verschwunden war, befreite mich auf ungeahnte Weise. Irgendwo in meinem Hinterkopf hatte wohl immer die Angst vor ihm gelauert. So lange er lebte, hatte stets die Gefahr bestanden, ihm irgendwo über den Weg zu laufen. Doch jetzt war ich frei.
Damit bekam ich auch die Chance, mich ganz neu auf mein Leben in New York einzulassen. Ich war niemandem verpflichtet. Ich konnte gehen, wohin ich wollte und mit wem ich wollte. Ich konnte sein , wer ich wollte. Wer war Eva Tramell, die in Manhattan wohnte und ihren Traumjob in einer Werbeagentur hatte? Ich wusste es noch nicht. Bis jetzt war ich nur jemand gewesen, der aus San Diego in den Orbit eines unglaublich mächtigen und rätselhaften Mannes hineinkatapultiert worden war. Diese Eva lebte gerade »Tag acht nach Gideon: Runde zwei« und leckte sich zusammengerollt in einer Ecke die Wunden – auf absehbare Zeit. Vielleicht sogar für immer, denn ich konnte mir nicht vorstellen, mich noch einmal so zu verlieben wie in Gideon. So oder so war er mein Seelenverwandter. Meine zweite Hälfte. In vielerlei Hinsicht war er mein Spiegelbild.
»Eva?«, fragte Cary und sah mich prüfend an.
»Ich will alles machen lassen«, sagte ich entschieden. »Zuerst einen neuen Haarschnitt, irgendwas Kurzes, Freches, Schickes. Meine Nägel sollen feuerwehrrot lackiert werden. Ich will eine ganz neue Eva sein.«
Cary zog die Augenbrauen in die Höhe. »Nägel, ja, Haare, vielleicht. Du solltest keine übereilten Entscheidungen treffen, wenn du einem Typen nachtrauerst, sonst könntest du es bereuen.«
Ich hob das Kinn. »Ich bin fest entschlossen, Cary Taylor. Und entweder hilfst du mir oder hältst den Mund und siehst zu.«
»Eva!« Meine Mutter
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