Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
Stanton ansah. Dann merkte sie, dass ich sie beobachtete, und lächelte. Es war ein entspanntes Lächeln.
Wir gingen in einen Privatclub mit Big Band und zwei ausgezeichneten Sängern – einem Mann und einer Frau. Sie wechselten sich den ganzen Abend hindurch ab und sorgten für die perfekte Untermalung unseres Candlelight-Dinners. Wir saßen in einer Nische mit samtig bezogenen Bänken, die direkt aus einem klassischen Foto von Manhattans High Society zu stammen schien. Ich war entzückt.
Zwischen Hauptgang und Dessert forderte Cary mich zum Tanzen auf. Auf Drängen meiner Mutter hatten wir irgendwann einmal einen Standardkurs zusammen besucht, aber wegen Carys Verletzungen mussten wir es vorsichtig angehen lassen. Im Grunde wiegten wir uns nur am Platz hin und her und genossen die gelöste Stimmung nach einem schönen Tag und einem guten Essen mit geliebten Menschen.
»Sieh sie dir an«, sagte Cary, während er Stanton zuschaute, wie er meine Mom geschickt über die Tanzfläche führte. »Er ist verrückt nach ihr.«
»Ja. Und sie tut ihm gut. Sie geben einander, was sie brauchen.«
Er sah mich an. »Denkst du an deinen Dad?«
»Das auch.« Ich hob die Hand und fuhr ihm durchs Haar, dachte aber an längere, dunklere Strähnen, die sich wie dicke Seide anfühlten. »Ich habe mich eigentlich nie als romantisch betrachtet. Natürlich mag ich Romantik und große Gesten und das Gefühl, wenn man sich wirklich heftig in jemanden verknallt. Aber eigentlich war die Geschichte mit dem Prinz auf dem weißen Pferd und die Hochzeit mit der Liebe meines Lebens nie mein Ding.«
»Wir beide sind einfach zu abgestumpft, Baby. Wir wollen nur hirnlosen Sex mit jemandem, der weiß, wie kaputt wir sind, und es akzeptiert.«
Ich verzog ironisch den Mund. »Irgendwann fing ich an, mir einzureden, Gideon und ich könnten all das haben, weil nur unsere Liebe zählt. Ich schätze, ich hatte einfach nie damit gerechnet, mich so zu verlieben. Doch wenn es geschieht, erinnert man sich sofort an diesen Mythos, dass man von nun an glücklich und zufrieden bis ans Ende seiner Tage zusammenlebt.«
Cary drückte die Lippen auf meine Stirn. »Es tut mir so leid, Eva. Ich weiß, wie verletzt du bist. Ich wünschte, ich könnte das wieder in Ordnung bringen.«
»Ich weiß nicht, warum mir nie die Idee gekommen ist, dass ich jemanden finden könnte, mit dem ich glücklich sein würde.«
»Zu schade, dass wir nicht miteinander vögeln wollen. Wir wären perfekt füreinander.«
Ich lachte und schmiegte meine Wange an seine Brust.
Als der Song endete, lösten wir uns voneinander und wollten zu unserem Tisch zurückkehren. Da spürte ich, wie jemand mich am Handgelenk packte. Ich wandte den Kopf …
… und blickte direkt in die Augen von Christopher Vidal Junior, Gideons Halbbruder.
»Ich bitte um den nächsten Tanz«, sagte er und grinste jungenhaft. Keine Spur von dem bösartigen Kerl auf dem Geheimvideo, das Cary bei der Gartenparty auf dem Anwesen der Vidals aufgenommen hatte.
Cary trat einen Schritt vor und sah mich fragend an.
Mein erster Impuls war, Christopher zurückzuweisen, doch dann blickte ich mich um. »Sind Sie allein hier?«
»Ist das wichtig?« Er zog mich in die Arme. »Schließlich will ich mit Ihnen tanzen. Ich übernehme«, sagte er zu Cary und wirbelte mit mir davon.
So hatten wir uns auch kennengelernt: Er hatte mich zum Tanzen aufgefordert. Es war meine erste Verabredung mit Gideon gewesen, doch im Grunde genommen bereits der Anfang vom Ende.
»Sie sehen fantastisch aus, Eva. Mir gefällt Ihre Frisur.«
Ich brachte ein knappes Lächeln zustande. »Danke.«
»Entspannen Sie sich«, sagte er. »Nicht so steif. Ich beiße schon nicht.«
»Tut mir leid. Ich möchte nur ganz sicher sein, dass ich Ihre Begleitung nicht störe.«
»Es sind nur meine Eltern und der Manager einer Sängerin, die einen Vertrag bei Vidal Records haben will.«
»Ach so.« Jetzt lächelte ich befreiter. Genau das hatte ich gehofft.
Während wir tanzten, sah ich mich im Saal um. Ich betrachtete es als Wink des Schicksals, als am Ende des Songs Elizabeth Vidal aufstand und mich anblickte. Sie entschuldigte sich bei ihren Begleitern, und ich löste mich von Christopher, der protestierte.
»Ich möchte mich frisch machen«, erklärte ich.
»Na gut, aber wenn Sie zurückkommen, trinken wir was zusammen.«
Während ich seiner Mutter folgte, überlegte ich hin und her, ob ich Christopher nicht einfach ganz offen sagen sollte, dass ich ihn
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