Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
T-Shirt über die Stirn. »Manchmal ist Liebe eben nicht genug. Und wozu sollte sie dann gut sein?«
Die Verbitterung, die in seiner Stimme lag, war mir selbst sehr vertraut. Ich ging an ihm vorbei in die Küche.
Mein Dad folgte mir. »Liebst du Gideon Cross?«
»Ist das nicht offensichtlich?«
»Liebt er dich?«
Weil ich einfach keine Energie mehr hatte, stellte ich meinen Becher in die Spüle und holte für mich und ihn neue aus dem Schrank. »Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass er mich begehrt, und manchmal braucht er mich auch. Ich glaube, er würde alles tun, worum ich ihn bitten würde, weil ich irgendetwas in ihm anrühre.«
Aber er konnte mir nicht sagen, dass er mich liebte. Er wollte mir nichts von seiner Vergangenheit erzählen. Und offenbar konnte er auch nicht mit den Zeugnissen meiner Vergangenheit leben.
»Du bist doch eine kluge Frau.«
Ich holte Kaffeebohnen aus dem Kühlschrank, um eine frische Kanne aufzubrühen. »Darüber lässt sich streiten, Dad.«
»Du machst dir nichts vor. Das ist schon mal gut.« Er schenkte mir ein knappes Lächeln, als ich über meine Schulter hinweg zu ihm schaute. »Ich habe gestern Abend dein Tablet benutzt, um meine E-Mails zu checken. Es lag auf dem Couchtisch. Ich hoffe, du hast nichts dagegen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, bedien dich.«
»Und da ich schon mal dabei war, hab ich im Internet ein bisschen über Cross recherchiert.«
Mir rutschte das Herz in die Hose. »Du magst ihn nicht.«
»Ich hab noch kein endgültiges Urteil gefällt.«
Seine Stimme wurde etwas leiser, als er ins Wohnzimmer ging, und dann wieder lauter, als er mit dem Tablet in der Hand zurückkehrte.
Während ich die Kaffeebohnen mahlte, klappte er die Schutzhülle des Tablets auf und tippte auf den Touchscreen.
»Gestern Abend war es ziemlich schwer, etwas aus ihm herauszukriegen, daher wollte ich ein paar zusätzliche Informationen. Ich fand ein ziemlich vielversprechendes Foto von euch beiden.« Er hielt den Blick auf den Bildschirm gerichtet. »Und dann fand ich noch was anderes.«
Er drehte das Tablet zu mir herum. »Kannst du mir das erklären? Ist das auch eine Schwester von ihm?«
Ich ließ den gemahlenen Kaffee stehen und trat näher. Das Foto zeigte Gideon und Corinne auf irgendeiner Cocktailparty. Er hatte den Arm um ihre Taille gelegt, und ihre Körpersprache verriet Vertrautheit und Intimität. Er stand so nahe bei ihr, dass seine Lippen fast ihre Schläfe berührten. Sie hielt einen Drink in der Hand und lachte.
Ich nahm das Tablet und las die Bildunterschrift: Gideon Cross, Geschäftsführer von Cross Industries, und Corinne Giroux auf der Kingsman-Vodka-Präsentation.
Mit zitternden Fingern scrollte ich zum Anfang der Seite und las auf der Suche nach weiteren Informationen den kurzen Artikel. Ein Gefühl der Taubheit überkam mich, als ich entdeckte, dass die Präsentation am Donnerstag von sechs bis neun Uhr in einem seiner Hotels stattgefunden hatte. Ich kannte den Ort nur zu gut, denn dort hatte er mit mir gevögelt – wie vorher schon mit Dutzenden von Frauen.
Gideon hatte mich bei Dr. Petersen versetzt, um mit Corinne in seine Absteige zu gehen.
Das hatte er den Detectives erzählen wollen, ohne dass ich es mitbekam. Sein Alibi war ein Abend – und vielleicht sogar eine ganze Nacht – mit einer anderen Frau.
Übertrieben behutsam stellte ich das Tablet ab und atmete die Luft aus, die ich angehalten hatte. »Das ist nicht seine Schwester.«
»Hatte ich auch nicht angenommen.«
Ich sah meinen Dad an. »Könntest du mir einen Gefallen tun und den Kaffee kochen? Ich muss mal telefonieren.«
»Klar. Danach gehe ich kurz duschen.« Er streckte den Arm aus und legte seine Hand auf meine. »Lass uns ausgehen und den ganzen Morgen vergessen. Wie klingt das?«
»Klingt super.«
Ich nahm das Telefon von der Station und ging wieder ins Schlafzimmer. Dort drückte ich die Kurzwahltaste für Gideon und wartete darauf, dass er abnahm. Was er nach dreimaligem Klingeln tat.
»Cross«, meldete er sich, obwohl er auf dem Display sehen konnte, dass ich es war. »Ich kann jetzt nicht sprechen.«
»Dann hör einfach zu. Ich werde mich kurz fassen. Eine Minute, eine gottverdammte Minute deiner Zeit, könntest du mir die gewähren?«
»Wirklich, ich …«
»Ist Nathan mit Fotos zu dir gekommen?«
»Das ist nicht …«
»Ist er oder nicht?«, zischte ich.
»Ja«, stieß er hervor.
»Hast du sie dir angesehen?«
Darauf schwieg er eine Weile, dann sagte
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