Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
Ballsaal des Waldorf-Astoria hatte ich erlebt, wie diese Frau ihn von der ersten Sekunde an in ihren Bann geschlagen hatte. Ihr überlegenes Auftreten und ihre Macht über Gideon weckten meine furchtbarsten Selbstzweifel.
In ihrem cremefarbenen Etuikleid und den kirschroten High Heels sah Corinne Giroux wie das blühende Leben aus. Sie fuhr sich mit einer Hand durch das dunkle Haar, das ihr bis tief auf den Rücken fiel, wenn auch nicht so geschmeidig wie am Vorabend. Genauer betrachtet, wirkte es sogar ein wenig zerzaust, und ihre Finger wischten am Rand ihrer Lippen entlang.
Ich zog mein Smartphone heraus, wählte die Kamerafunktion und schoss ein Foto. Mithilfe des Zooms konnte ich erkennen, weshalb sie an ihrem Mund herumrieb: Der Lippenstift war verschmiert. Nein, er war regelrecht über das halbe Gesicht verteiltwie nach einem leidenschaftlichen Kuss.
Die Ampel sprang um. Megumi und ich bewegten uns mit dem Strom, und so kam ich der Frau immer näher, die Gideon einst hatte heiraten wollen. Angus stieg aus dem Bentley, trat um den Wagen und sprach ein paar Worte mit ihr, bevor er die Fondtür für sie öffnete. Das Gefühl, betrogen zu werden – von Angus wie von Gideon –, war so heftig, dass es mir den Atem raubte. Meine Beine gaben nach, und ich geriet ins Schwanken.
»Hey, hey.« Megumi packte meinen Arm und hielt mich fest. »Dabei waren die Magaritas doch alkoholfrei, du Leichtgewicht.«
Ich beobachtete, wie Corinnes gertenschlanker Körper mit routinierter Eleganz auf den Rücksitz von Gideons Wagen glitt. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten, und Zornestränen schossen mir in die Augen. Durch einen Schleier sah ich den Bentley ausparken und davonfahren.
3
Als Megumi und ich den Fahrstuhl betraten, drückte ich den Knopf für die oberste Etage.
»Wenn jemand fragen sollte, ich bin in fünf Minuten wieder unten«, erklärte ich ihr, als sie bei Waters Field & Leaman ausstieg.
»Gib ihm einen Kuss von mir, ja?«, sagte sie und fächelte sich amüsiert Luft zu. »Mir wird schon ganz heiß, wenn ich das durch dich miterleben darf.«
Ich brachte ein Lächeln zustande, bevor sich die Türen schlossen und der Aufzug seine Fahrt fortsetzte. Im letzten Stockwerk trat ich in ein geschmackvoll eingerichtetes, maskulines Foyer. Mit Sandstrahl war der Schriftzug Cross Industries in das getönte Glas der Sicherheitstüren geschliffen worden, während Hängekörbe mit Lilien und Farnen dem Eingangsbereich eine sanftere Note gaben.
Gideons rothaarige Empfangsdame zeigte sich ungewöhnlich zuvorkommend und drückte den Summer schon, bevor ich die Tür erreicht hatte. Dann begrüßte sie mich mit einem Grinsen, das mich misstrauisch werden ließ. Ich hatte schon immer den Eindruck gehabt, dass sie mich nicht mochte, daher traute ich ihrem Lächeln keine Sekunde. Es machte mich nervös. Trotzdem winkte ich freundlich und sagte Hallo, da ich ja schließlich kein stutenbissiges Miststück war – solange man mir keinen Grund dazu lieferte.
Ich folgte dem langen Gang, der zu Gideons Büro führte, bis ich in einen zweiten großen Empfangsbereich kam, wo sein Sekretär Scott hinter dem Schreibtisch saß.
Scott stand auf, als er mich kommen sah. »Hallo, Eva«, begrüßte er mich und griff nach dem Telefon. »Ich werde ihn wissen lassen, dass Sie hier sind.«
Normalerweise war die Glaswand, die Gideons Arbeitszimmer vom Rest der Etage trennte, durchsichtig, aber sie ließ sich mit einem Knopfdruck eintrüben. Jetzt war sie milchig grau, was meine Unruhe noch verstärkte. »Ist er allein?«
»Ja, aber …«
Was immer er noch sagte, blieb ungehört, denn ich stürmte einfach durch die Glastür in Gideons Reich. Es war ein riesiger Raum mit drei separaten Sitzbereichen, von denen jeder größer war als das gesamte Büro meines Chefs Mark. Im Unterschied zu der behaglichen Eleganz von Gideons Wohnung war sein Büro kühl und streng in Schwarz, Grau und Weiß gehalten, und nur die prächtig schillernden Farben der Kristallkaraffen, die das Regal hinter der Bar füllten, durchbrachen dieses Farbmuster.
Bodentiefe Fenster gaben zu zwei Seiten den Blick auf die Stadt frei. Die einzige massive Wandfläche befand sich gegenüber dem gigantischen Schreibtisch und war mit Flachbildschirmen bedeckt, auf denen Nachrichtenkanäle aus aller Welt flimmerten.
Meine Augen wanderten rasch durch den Raum und blieben an dem Sofakissen hängen, das achtlos zu Boden geworfen worden war. Daneben zeichneten sich Abdrücke auf
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