Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
die mir gerade durch den Kopf geistert.«
»Nur zu. Wenn sie so richtig schlecht ist, kann ich sie dir immer wieder aufs Butterbrot schmieren.«
»Na, klasse. Vielen Dank.« Ich fasste meinen Becher mit beiden Händen. »Wie wär’s, den Heidelbeerkaffee wie Tee zu vermarkten? Du verstehst schon: den Kaffee in einer geblümten Teetasse mit Unterteller servieren, dazu im Hintergrund vielleicht ein wenig Teegebäck und Schlagsahne, dem Ganzen so einen Touch von edlem Nachmittagssnack geben. Und als Zugabe sitzt dir ein wahnsinnig gut aussehender Brite gegenüber, der ihn mit dir trinkt.«
Mark spitzte die Lippen, während er darüber nachdachte. »Finde ich gar nicht so schlecht. Mal sehen, was die Kreativabteilung davon hält.«
»Warum hast du mir denn nicht erzählt, dass du nach Las Vegas fährst?«
Ich seufzte innerlich über die vorwurfsvolle Besorgnis, die im Sopran meiner Mutter mitschwang, und packte den Hörer meines Bürotelefons fester. Ich war gerade an meinen Platz zurückgekehrt, als es geklingelt hatte. Mit der ein oder anderen Nachricht von ihr auf dem Anrufbeantworter hatte ich bereits gerechnet. Wenn sie sich nämlich über etwas aufregte, ließ sie einfach keine Ruhe. »Hi, Mom. Tut mir leid. Ich hatte vor, dich in der Mittagspause anzurufen und Neuigkeiten auszutauschen.«
»Ich liebe Las Vegas.«
»Tatsächlich?« Ich dachte, sie hasste alles, was nur im Entferntesten mit Glücksspiel zu tun hatte. »Das wusste ich nicht.«
»Du hättest ja fragen können.«
Die Verletztheit in der rauchigen Stimme meiner Mutter versetzte mir einen Stich. »Tut mir leid, Mom«, sagte ich erneut, da ich schon als Kind gelernt hatte, wie wirkungsvoll wiederholte Entschuldigungen bei ihr waren. »Ich musste mich mal ganz in Ruhe mit Cary aussprechen. Aber wenn du möchtest, können wir gerne einen Trip nach Las Vegas für die Zukunft planen.«
»Wäre das nicht lustig? Ich fände es schön, wenn wir uns mal gemeinsam amüsieren würden, Eva.«
»Fände ich auch.« Mein Blick wanderte zu dem Foto von meiner Mutter und Stanton. Sie war eine wunderschöne Frau, eine Frau, die diese schutzbedürftige Sinnlichkeit ausstrahlte, der Männer hoffnungslos erlagen. Die Schutzbedürftigkeit war echt – meine Mutter war in vielerlei Hinsicht zerbrechlich –, aber sie war zugleich ein Männer verschlingendes Biest. Kein Mann nutzte meine Mom aus, sie zogen alle den Kürzeren.
»Hast du fürs Mittagessen schon etwas vor? Ich könnte uns irgendwo einen Tisch reservieren und dich abholen.«
»Kann ich eine Kollegin mitbringen?« Megumi hatte mich bereits bei meinem Eintreffen heute Morgen mit einer Einladung zum Mittagessen überfallen und versprochen, dort die Geschichte von ihrem Blind Date zum Besten zu geben.
»Oh, ich würde mich freuen, die Leute kennenzulernen, mit denen du arbeitest.«
Ich lächelte in aufrichtiger Zuneigung. Meine Mutter trieb mich zwar häufig in den Wahnsinn, aber letzten Endes bestand ihr größter Fehler nur darin, dass sie mich zu sehr liebte. Auch wenn dieser Fehler in Verbindung mit all ihren Neurosen nervenaufreibend sein konnte, so hatte sie doch stets die besten Absichten. »Okay. Dann hol uns um zwölf Uhr ab. Und denk dran: Wir haben nur eine Stunde Zeit. Es muss also in der Nähe sein und schnell gehen.«
»Mach ich, mach ich. Ich freu mich schon! Bis gleich.«
Meine Mutter und Megumi mochten sich auf Anhieb. Ich kannte den verzückten Ausdruck, den Megumis Gesicht bei ihrem ersten Zusammentreffen annahm, nur zu gut, da ich ihn in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt hatte. Monica Stanton war eine eindrucksvolle Erscheinung, die Art von klassischer Schönheit, die man unwillkürlich anstarren musste, weil sie so unglaublich perfekt wirkte. Darüber hinaus bildete das majestätische Purpur des Ohrensessels, den sie sich als Sitzplatz ausgesucht hatte, einen fantastischen Hintergrund zu ihren goldblonden Haaren und blauen Augen.
Meine Mutter zeigte sich ihrerseits sehr angetan von Megumis Modegeschmack. Während meine Kleiderwahl eher traditionell und von der Stange war, neigte Megumi zu ausgefallenen Kombinationen in bunten Farben – ganz ähnlich wie die Einrichtung des trendigen Cafés in der Nähe des Rockefeller Center, in das meine Mutter uns geführt hatte.
Mit den edelsteinfarbenen Samtbezügen und den vergoldeten Lehnen erinnerte mich das aus vielen Einzelstücken bestehende Mobiliar des Lokals an Alice im Wunderland . Megumis Stuhl hatte eine aufwendig
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