Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
die kühle Eingangshalle betreten hatten. »Deine Mom sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen.«
»Ich habe keine Ahnung.« Aber mir war schlecht.
Irgendetwas hatte meiner Mutter höllische Angst eingejagt. Ich würde keine ruhige Minute haben, solange ich nicht wusste, was es gewesen war.
7
Mein Rücken knallte mit solcher Gewalt auf die Matte, dass mir die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Verblüfft blinzelte ich zur Decke hinauf und versuchte wieder zu Atem zu kommen.
In meinem Blickfeld erschien das Gesicht von Parker Smith. »Du verschwendest meine Zeit. Wenn du herkommst, sei gefälligst auch wirklich hier. Zu hundert Prozent. Nicht irgendwo in deinem Kopf meilenweit entfernt.«
Ich ergriff die Hand, die er mir entgegenstreckte, und er riss mich zurück auf die Beine. Um uns herum trainierte ein weiteres Dutzend von Parkers Krav-Maga-Schülern intensiv. Das Studio in Brooklyn war erfüllt von Lärm und Aktivität.
Er hatte recht. Mit meinen Gedanken war ich noch immer bei meiner Mom und ihrer seltsamen Reaktion, als wir nach dem Mittagessen zum Crossfire Building kamen.
»’tschuldigung«, murmelte ich. »Ich bin abgelenkt.«
Mit blitzschnellen Bewegungen verpasste er mir in kürzester Folge leichte Schläge ans Knie und an die Schulter. »Glaubst du, ein Angreifer würde warten, bis du wach und verteidigungsbereit bist, bevor er sich auf dich stürzt?«
Ich ging in die Hocke und zwang mich zur Konzentration. Auch Parker spannte den Körper an und musterte mich scharf aus braunen Augen. Sein rasierter Schädel und die milchkaffeefarbene Haut glänzten im Licht der Deckenröhren. Das Studio war eine umfunktionierte Lagerhalle, an deren Kargheit man aus ökonomischen wie atmosphärischen Gründen nichts geändert hatte. Meine Mutter und mein Stiefvater hatten so große Angst um mich, dass Clancy mich zum Training begleiten musste. Das Viertel sollte derzeit durch verschiedene Maßnahmen neu belebt werden, was ich ermutigend, sie hingegen eher besorgniserregend fanden.
Als Parker mich wieder attackierte, blockte ich ihn ab. Dann wurden seine Angriffe immer schneller und aggressiver, und ich verdrängte alle Grübeleien auf die Zeit nach dem Training.
Etwa eine Stunde später fand Gideon mich zu Hause in der Badewanne, eingehüllt im Vanilleduft brennender Kerzen. Er zog sich aus, obwohl sein feuchtes Haar mir verriet, dass er nach der Einheit mit seinem eigenen Personal Trainer bereits geduscht hatte. Andächtig verfolgte ich, wie er sich entkleidete. Beim Anblick des Muskelspiels unter seiner Haut und der natürlichen Eleganz seiner Bewegungen breitete sich ein köstliches Gefühl der Zufriedenheit in mir aus.
Er stieg hinter mir in die tiefe ovale Wanne, schob die langen Beine an meinen Schenkeln vorbei und schlang die Arme um mich. Dann hob er mich unvermittelt hoch und setzte mich auf seinen Schoß, sodass meine Beine auf seinen lagen.
»Lehn dich an mich, mein Engel«, murmelte er. »Ich muss dich fühlen.«
Mit einem wohligen Seufzer sank ich gegen seinen starken, muskulösen Körper und schmiegte mich noch enger in seine Arme. Meine schmerzenden Muskeln kapitulierten augenblicklich, entspannten sich und unterwarfen sich wie immer bereitwillig seiner Führung. Ich liebte diese Momente, wenn die Welt und all die Auslöser für unsere Gefühlsschwankungen weit, weit weg waren. Es waren diese Momente, in denen ich die Liebe spürte , die er mir nicht zu gestehen vermochte.
»Na, pflegst du wieder deine blauen Flecken?«, fragte er, die Wange an meine gelegt.
»Mein Fehler. Ich war nicht bei der Sache.«
»Weil du an mich gedacht hast?«, fragte er schmeichelnd und rieb die Nase an meinem Ohr.
»Schön wär’s.«
Er stutzte, dann wechselte er die Tonart. »Sag schon, was dich bedrückt.«
Mir gefiel, wie leicht er mich durchschaute, wie er im Nu umdenken und sein Verhalten anpassen konnte. Ich bemühte mich, ihm gegenüber ebenso einfühlsam zu reagieren, denn Flexibilität war meiner Ansicht nach in einer Beziehung zweier nicht unbedingt pflegeleichter Menschen ein absolutes Muss.
Ich verschränkte meine Finger mit seinen und berichtete ihm von der sonderbaren Reaktion meiner Mutter nach dem Mittagessen.
»Ich hatte schon fast erwartet, beim Umdrehen meinen Dad zu sehen oder so. Da fällt mir ein … Ihr habt doch Sicherheitskameras, die den Eingangsbereich kontrollieren, oder?«
»Natürlich. Ich werde das prüfen.«
»Es geht um ein Zeitfenster von höchstens zehn Minuten.
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