Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
gesehen?«
»Hunderte Male.« Ich wälzte mich herum und stemmte mich auf Hände und Knie. »Willst du mehr?«
Eine dunkle Braue wanderte nach oben.
»Bist du der Schlüsselmeister?«, säuselte ich und krabbelte auf ihn zu.
»Wenn du mich so ansiehst, mein Engel, bin ich alles, was du willst.«
Ich sah ihn unter meinen gesenkten Augenlidern hindurch an und hauchte: »Möchtest du diesen Körper?«
Grinsend räumte er seinen Laptop fort. »Stets und immerzu.«
Ich setzte mich rittlings auf seine Beine, schlängelte mich seinen Oberkörper hinauf und legte die Arme um seine Schultern. »Küss mich jetzt, niedere Kreatur.«
»So geht der Dialog aber nicht. Und was ist aus dem Gott des Vergnügens geworden? Auf einmal bin ich eine niedere Kreatur?«
Ich presste meine Spalte gegen die harte Beule, die sein Schwanz verursachte, und begann langsam mit dem Becken zu kreisen. »Du bist alles, was ich will, schon vergessen?«
Gideon umfing meinen Brustkorb und legte den Kopf zurück. »Und das wäre?«
»Du bist meiner.« Ich knabberte an seinem Hals. »Ganz allein meiner.«
Ich bekam keine Luft. Ich versuchte zu schreien, aber irgendetwas verstopfte meine Nase … hielt mir den Mund zu. Ein piepsiges Stöhnen war der einzige Laut, den ich hervorbrachte. All meine panischen Hilferufe waren gefangen in meinem Kopf.
Geh runter von mir! Hör auf! Fass mich nicht an. Oh, Gott … bitte, mach das nicht mit mir.
Wo war Mama? Ma-ma!
Nathans Hand presste mir den Mund zu, zerquetschte meine Lippen. Sein Körper lag schwer auf mir, drückte meinen Kopf tief ins Kissen. Je stärker ich mich wehrte, desto mehr erregte es ihn. Er schnaufte wie ein Tier, und wie ein Tier stieß er auch auf mich ein, wieder und immer wieder … Er versuchte, sich in mich hineinzurammen. Mein Slip war im Weg, schützte mich vor dem schrecklichen Schmerz, den ich bereits unzählige Male durchlitten hatte.
Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, knurrte er in mein Ohr: »Bislang hast du noch keinen Schmerz gefühlt, aber das wirst du bald.«
Ich erstarrte. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schwall Eiswasser. Ich kannte diese Stimme.
Gideon. Nein!
Blut rauschte in meinen Ohren. Übelkeit stieg in mir auf. Galle füllte meinen Mund.
Es war viel schlimmer, noch weitaus schlimmer, wenn derjenige, der dich zu vergewaltigen versuchte, ein Mensch war, dem du vollends vertraut hattest.
Angst und Zorn vereinten sich zu einem gewaltigen Energieschub. In einem Moment der Klarheit hörte ich Parkers gebellte Kommandos. Die Grundtechniken fielen mir wieder ein.
Ich griff den Mann an, den ich liebte, den Mann, dessen Albträume auf entsetzlichste Weise meine eigenen spiegelten. Wir beide waren sexuell missbraucht worden, aber ich durchlebte meine Träume weiterhin als Opfer. Er dagegen hatte sich in seinen zum Angreifer gewandelt, der mit gnadenloser Brutalität seinen Peinigern dieselben Schmerzen und Demütigungen zufügte, die er einst erleiden musste.
Meine Handkante knallte gegen Gideons Kehle. Fluchend fuhr er zurück und gab mir damit genügend Raum, um ihm das Knie zwischen die Beine zu rammen. Er krümmte sich und rollte von mir herunter. Schnell wälzte ich mich in die andere Richtung vom Bett und landete mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Boden. Ich rappelte mich auf und hastete zur Schlafzimmertür.
»Eva!«, keuchte er. Jetzt war er wach und erkannte, was er mir im Schlaf fast angetan hätte. »Herrgott. Eva . Warte!«
Ich flüchtete durch die Tür und rannte ins Wohnzimmer.
In einer dunklen Ecke rollte ich mich zu einer Kugel zusammen und atmete so angestrengt, dass mein Schluchzen durch die ganze Wohnung hallte. Als das Licht im Schlafzimmer anging, presste ich die Lippen auf mein Knie. Eine Ewigkeit später trat Gideon ins Wohnzimmer. Ich bewegte mich nicht und vermied jedes Geräusch
»Eva? Um Gottes willen, bist du okay? Hab ich dich … verletzt?«
»Atypische sexuelle Parasomnie« hatte Dr. Petersen die Form genannt, in der sich Gideons schweres psychologisches Trauma äußerte. Ich nannte es die Hölle. Und wir beide waren darin gefangen.
Seine Körpersprache brach mir das Herz. Die sonst so stolze Haltung litt unter der Last der Niederlage, seine Schultern hingen herab, und der Kopf war gesenkt. Er hatte sich angezogen und seine Reisetasche in der Hand. Am Küchentresen blieb er stehen. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, da hörte ich ein metallisches Klimpern auf der steinernen Arbeitsplatte.
Beim letzten Mal
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