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Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)

Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)

Titel: Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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hatte ich ihn aufgehalten und zum Bleiben überredet. Dieses Mal war ich dazu nicht fähig.
    Dieses Mal wollte ich, dass er ging.
    Das kaum hörbare Einrasten der Eingangstür hallte in mir nach. Etwas in meinem Innern erstarb. Panik setzte ein. Ich vermisste ihn, kaum dass er gegangen war. Ich wollte nicht, dass er blieb. Ich wollte nicht, dass er ging.
    Ich wusste nicht, wie lange ich dort in der Ecke kauerte, bevor ich die Kraft fand, aufzustehen und mich zur Couch zu schleppen. Vage registrierte ich, dass die Dämmerung bereits den Nachthimmel erhellte, als ich das entfernte Klingeln von Carys Handy hörte. Kurz darauf kam er ins Wohnzimmer gestürzt.
    »Eva!« Er war in Sekundenschnelle bei mir, hockte sich vor mich und legte die Hände auf meine Knie. »Wie weit ist er gegangen?«
    Ich sah blinzelnd zu ihm hinunter. »Was?«
    »Cross hat angerufen und gemeint, er habe wieder einen Albtraum gehabt.«
    »Nichts ist passiert.« Ich spürte eine Träne, die heiß meine Wange hinablief.
    »Du siehst aber ganz so aus. Du siehst aus …«
    Ich packte ihn an den Handgelenken, als er fluchend aufsprang. »Mir ist nichts passiert.«
    »Scheiße, Eva. So habe ich dich noch nie gesehen. Das ertrage ich nicht.« Er setzte sich neben mich und zog mich an seine Schulter. »Jetzt reicht’s. Mach Schluss mit ihm.«
    »Das kann ich jetzt nicht entscheiden.«
    »Worauf wartest du denn noch?« Er zwang mich, ihn anzusehen. »Wenn du zu lange wartest, wird dies nicht bloß eine weitere Scheißbeziehung sein, sondern diese hier wird dich dauerhaft kaputt machen.«
    »Wenn ich ihn aufgebe, bleibt ihm keiner mehr. Ich kann nicht …«
    »Das ist nicht dein Problem, Eva … Verflucht noch mal, du bist nicht dafür verantwortlich, ihn zu retten.«
    »Es ist … Du verstehst das nicht.« Ich schlang die Arme um ihn, vergrub das Gesicht an seiner Schulter und weinte. »Er rettet mich.«
    Als ich Gideons Schlüssel für meine Wohnung auf dem Küchentresen fand, wurde mir schlecht. Ich schaffte es gerade noch zum Spülbecken.
    Mein Magen entleerte sich, und zurück blieb ein Schmerz, dessen Urgewalt mich lähmte. Keuchend und schwitzend klammerte ich mich an den Rand der Arbeitsplatte und wurde von so heftigen Weinkrämpfen geschüttelt, dass ich nicht wusste, wie ich die nächsten fünf Minuten überstehen sollte, geschweige denn den Rest des Tages. Den Rest meines Lebens.
    Gideon hatte mir schon einmal meine Wohnungsschlüssel zurückgegeben. Damals waren wir vier Tage lang getrennte Wege gegangen. Eine Wiederholung der Geste ließ natürlich befürchten, dass der Bruch diesmal langfristiger sein würde. Was hatte ich getan? Warum hatte ich ihn nicht aufgehalten? Mit ihm geredet? Ihn zum Bleiben bewegt?
    Mein Smartphone meldete eine eingehende SMS. Ich stolperte zu meiner Handtasche, kramte es hervor und betete, es möge Gideon sein. Dreimal hatte er bereits mit Cary telefoniert, aber bei mir hatte er es noch nicht versucht.
    Als ich seinen Namen im Display las, durchbohrte ein bittersüßer Schmerz meine Brust.
    Ich werde heute von zu Hause arbeiten , lautete die Nachricht. Angus wird draußen warten, um dich zur Arbeit zu bringen.
    Mein Magen verkrampfte sich erneut vor Furcht. Es war eine verflucht schwierige Woche für uns beide gewesen. Ich verstand, warum er einfach nicht mehr konnte. Doch dieses Verständnis war umhüllt von einer verzehrenden Angst, so eisig und heimtückisch, dass eine Gänsehaut meine Arme überzog.
    Mit zitternden Fingern schrieb ich ihm zurück: Sehen wir uns heute Abend?
    Es trat eine lange Pause ein, deren Dauer mich schon fast dazu gebracht hätte, ein Ja oder Nein zu verlangen. Dann kam die Antwort: Eher nicht. Ich hab meinen Termin bei Dr. P und jede Menge Arbeit.
    Meine Hand packte das Telefon fester. Ich benötigte drei Anläufe, bevor mir die Eingabe gelang: Ich möchte dich treffen.
    Eine schier endlose Zeit lang blieb mein Handy stumm. Ich griff gerade vor Verzweiflung nach dem Festnetztelefon, als er antwortete: Mal sehen, was sich machen lässt.
    O Gott … Tränen erschwerten mir das Lesen. Er hatte genug. Tief in meinem Herzen wusste ich es. Nicht weglaufen. Ich tu’s nicht.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis er erwiderte: Solltest du aber.
    Ich spielte mit dem Gedanken, mich krankzumelden, tat es jedoch nicht. Ich durfte es nicht tun. Auf diese Art hatte ich mich schon viel zu häufig aus der Affäre gezogen. Ich wusste, wie leicht ich wieder in die alten selbstzerstörerischen Praktiken zur

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