Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
Andererseits wusste ich, dass ich später ein schlechtes Gewissen haben würde, wenn ich Shawna und Arnoldo – der ebenfalls ein großer Six-Ninths-Fan war – um etwas gebracht hätte, woran sie sich ihr Leben lang erinnern würden. Zudem wäre es gelogen gewesen zu behaupten, dass ich nicht auch selbst gerne einen kurzen Blick aus nächster Nähe auf Brett geworfen hätte. Ich wollte zwar nicht, dass er mich sah, aber ich wollte ihn sehen. »Nein. Lass uns ruhig mit ihnen backstage gehen.«
Gideon nahm meine Hand und sprach mit unseren Freunden, deren begeisterte Reaktion auf die Nachricht mir die hervorragende Ausrede lieferte, dass ich dies allein für sie tat. Wir gingen also in Richtung Bühne und dann zu einem seitlichen Durchgang, wo Gideon mit einem bulligen Securityhelfer redete. Während der Mann in das Mikrofon seines Headsets sprach, zog Gideon sein Handy heraus und wies Angus an, mit der Limo am Hintereingang zu warten. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke. Das Feuer in seinen Augen und das Versprechen ungezügelter Lust, das so unverkennbar aus ihnen sprühte, raubten mir den Atem.
»Dein Freund ist der absolute Hammer«, sagte Shawna und musterte Gideon beinahe ehrfürchtig. Es lag keinerlei Habgier in ihrem Blick, nur Bewunderung. »Der ganze Abend ist echt unfassbar. Ich weiß gar nicht, wie ich mich dafür revanchieren kann.« Sie drückte mich kurz und fest an sich. »Danke.«
Ich erwiderte die Umarmung. »Danke für die Einladung.«
Ein großer, schlanker Typ mit blauen Strähnchen in den Haaren und einer modischen schwarz gefassten Brille kam auf uns zu. »Mr. Cross«, begrüßte er Gideon mit ausgestreckter Hand. »Ich wusste gar nichts von Ihrem Kommen heute Abend.«
Gideon schüttelte dem Mann die Hand. »Ich hab Ihnen ja auch nichts davon gesagt«, erwiderte er lässig und streckte mir seine Hand entgegen.
Ich ergriff sie, und er zog mich zu sich und stellte mir Robert Phillips, den Manager der Six-Ninths vor. Nachdem er auch Shawna und Arnoldo begrüßt hatte, führte Phillips uns durch die Schwingtüren in den Backstagebereich, wo Groupies herumlungerten und große Betriebsamkeit herrschte.
Plötzlich wollte ich nicht einmal mehr einen kurzen Blick auf Brett werfen. Es war so leicht, alles zu vergessen, was zwischen uns gelaufen war, solange ich ihn singen hörte. Es war einfach, alles vergessen zu wollen , wenn man erst den Song kannte, den er geschrieben hatte. Aber auf diese Phase in meinem Leben war ich ganz sicher nicht stolz.
»Die Band ist hier drin«, sagte Robert und deutete auf eine offene Tür, durch die Musik und wildes Gelächter drang. »Sie werden erfreut sein, Sie kennenzulernen.«
Ich blieb unvermittelt stehen, und Gideon blickte mich fragend an.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und flüsterte. »Ich bin nicht so scharf drauf, die Band zu treffen. Wenn du nichts dagegen hast, geh ich kurz auf die Backstagetoilette und dann raus zum Wagen.«
»Kannst du nicht ein paar Minuten warten, dann komme ich mit?«
»Schon okay. Mach dir keine Sorgen um mich.«
Er berührte meine Stirn. »Geht’s dir gut? Du siehst fiebrig aus.«
»Mir geht’s großartig. Wie großartig, beweise ich dir, sobald wir zu Hause sind.«
Der Trick funktionierte. Seine besorgte Miene wich einem lüsternen Grinsen. »Dann werde ich hier ein wenig Tempo machen.« Er sah Robert Phillips an und deutete auf Arnoldo und Shawna. »Können Sie mit ihnen schon mal reingehen. Ich brauche noch einen Moment.«
»Gideon, ehrlich …«, protestierte ich.
»Ich begleite dich.«
Den Ton kannte ich schon, also ließ ich ihn die zehn Schritte bis zur Toilette mitgehen. »Jetzt schaff ich’s allein, Ace.«
»Ich warte auf dich.«
»Dann kommen wir ja nie hier weg. Kümmere dich um die anderen. Mir geht’s bestens.«
Er schenkte mir einen überaus geduldigen Blick. »Eva, ich werde dich nicht allein lassen.«
»Ich krieg das hin. Im Ernst. Der Ausgang ist da drüben.« Ich wies den Gang hinunter zu der offen stehenden Doppeltür, über der ein Exit-Schild leuchtete. Die Roadies hatten bereits damit begonnen, das Equipment abzutransportieren. »Angus wartet direkt dahinter, richtig?«
Gideon lehnte sich mit der Schulter an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich warf die Hände in die Luft. »Okay. In Ordnung. Wie du willst.«
»Schon besser, mein Engel«, sagte er lächelnd.
Vor mich hinbrummelnd verschwand ich auf der Toilette. Als ich mir wenig später die Hände
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