Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
Stunde Mittagspause.«
Als mir jemand von hinten auf die Schulter klopfte, drehte ich mich um und sah Mark hinter mir stehen. »Zwei«, flüsterte er. »Das haben Sie sich verdient.«
Ich seufzte, und meine Lippen formten ein Danke . »Ist zwölf Uhr okay, Richard?«
»Perfekt. Ich freue mich darauf, dich zu sehen.«
Obwohl ich keinen Grund hatte, mich auf private Begegnungen mit Stanton zu freuen, verließ ich das Crossfire Building pflichtbewusst um kurz vor zwölf. Am Straßenrand wartete eine Limousine mit laufendem Motor. Ich begrüßte Clancy, den Fahrer und Bodyguard meines Stiefvaters, und er öffnete mir die Tür. Dann glitt er hinter das Steuer und chauffierte mich nach Downtown. Zwanzig Minuten später saß ich an einem Konferenztisch in Stantons Büro und nahm ein stilvoll arrangiertes Mittagsessen für zwei Personen in Augenschein.
Kurz nach meiner Ankunft erschien Stanton, wie immer vornehm und elegant gekleidet. Sein Haar war inzwischen schneeweiß und sein Gesicht faltig, aber er war immer noch attraktiv. Er hatte einen schlanken und athletischen Körper, denn er hatte sich trotz seiner vielfältigen Geschäfte immer genug Zeit fürs Fitnesstraining genommen, auch schon vor der Hochzeit mit seiner »Trophäe« – meiner Mom.
Als er auf mich zukam, stand ich auf, und er küsste mich auf die Wange. »Du siehst sehr schön aus, Eva.«
»Danke.« Ich ähnelte meiner Mutter, die wie ich von Natur aus blond war. Aber die grauen Augen hatte ich von Dad geerbt.
Stanton setzte sich ans Kopfende des Tischs, direkt vor dem imposanten Hintergrund der New Yorker Skyline, was er ganz bewusst nutzte.
»Iss«, befahl er so beiläufig wie alle Männer, die eine ungewöhnlich große Macht ausübten. Männer wie Gideon Cross.
War er in Cross’ Alter auch so ambitioniert gewesen?
Ich griff nach der Gabel und begann mit dem Feta-Salat mit Hühnerbrust, Cranberrys und Walnüssen. Köstlich – und ich war auch wirklich hungrig. Zum Glück fing Stanton nicht sofort an zu reden, und ich konnte die Mahlzeit genießen. Doch die Gnadenfrist dauerte nicht lange.
»Eva, Liebes, ich möchte mit dir über dein Interesse an Krav Maga reden.«
Perplex starrte ich ihn an. »Wie bitte?«
Stanton nippte an seinem eisgekühlten Wasser, lehnte sich zurück, und sein Kinn nahm jene strengen Züge an, die mir verrieten, dass das, was er zu sagen hatte, mir nicht gefallen würde. »Deine Mutter war gestern Abend ganz verzweifelt, weil du dieses Studio in Brooklyn besucht hast. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich sie beruhigen konnte. Ich habe ihr versprochen, dafür zu sorgen, dass du deinen Interessen nachgehen kannst, ohne dich in Gefahr zu begeben. Sie will nicht …«
»Moment mal.« Bedächtig legte ich die Gabel auf den Teller. Der Appetit war mir vergangen. »Woher weiß sie, wo ich war?«
»Sie hat dein Handy geortet.«
»Unglaublich«, hauchte ich und sackte auf dem Stuhl zusammen. Die Beiläufigkeit, mit der er das sagte – als wäre es die natürlichste Sache der Welt … Mir wurde übel, der Magen drehte sich mir um, als wollte er das Essen gerade lieber wieder loswerden, statt es zu verdauen. »Deswegen hat sie mir also ein Handy von deiner Firma aufgedrängt. Es ging ihr gar nicht darum, dass ich dadurch Geld sparen konnte.«
»Teilweise schon. Und es tut ihrem Seelenfrieden gut.«
»Ihrem Seelenfrieden? Wenn sie ihrer erwachsenen Tochter nachspioniert? Das ist krank, Richard. Das musst sogar du einsehen. Geht sie immer noch zu Dr. Petersen?«
Immerhin besaß er genug Anstand, um betreten dreinzuschauen. »Ja, natürlich.«
»Sagt sie ihm, was sie macht?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er steif. »Das ist Monicas Privatsphäre. Da mische ich mich nicht ein.«
Nein. Stattdessen verwöhnte und verhätschelte er sie. Allen ihren Launen gab er nach. Und er duldete, dass sie sich geradezu besessen um meine Sicherheit kümmerte. »Sie muss das endlich vergessen. Ich habe es längst verarbeitet.«
»Du warst damals auch ein unschuldiges Kind, Eva, aber sie macht sich schreckliche Vorwürfe, weil sie dich nicht beschützt hat. Lassen wir ihr ein paar Freiheiten.«
»Freiheiten? Sie ist eine Stalkerin!« In meinem Kopf drehte sich alles. Wie konnte Mom so skrupellos in mein Privatleben eindringen? Warum tat sie das? Sie würde sich damit noch selbst in den Wahnsinn treiben. Und mich dazu. »Das muss aufhören.«
»Das ist ganz einfach zu lösen. Ich habe schon mit Clancy gesprochen. Wann immer du
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