Crossfire. Versuchung: Band 1 Roman (German Edition)
willst, fährt er dich nach Brooklyn. Ist alles arrangiert. Das ist doch auch viel praktischer für dich.«
»Tu doch nicht so, als würde es dir um mein Wohl gehen!« Die Augen brannten mir vor Tränen, und vor lauter Frust schnürte sich mir die Kehle zu. Es gefiel mir überhaupt nicht, wie er über Brooklyn sprach, als läge es in der Dritten Welt. »Ich bin eine erwachsene Frau. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Das ist mein gutes Recht!«
»Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Eva. Ich kümmere mich doch nur um deine Mutter. Und um dich.«
Erbost sprang ich auf. » Alles lässt du ihr durchgehen. Dabei machst du sie damit nur noch kränker und mich bald auch.«
»Setz dich, du musst essen. Monica macht sich Sorgen, dass du dich nicht ordentlich ernährst.«
»Sie macht sich viel zu viel Sorgen um mich. Das ist das Problem, Richard.« Ich warf meine Serviette auf den Tisch. »Ich muss jetzt ins Büro zurück …« Entschlossen verließ ich den Raum.
Ich ließ mir von der Sekretärin meine Handtasche geben, nahm mein Handy heraus und ließ es auf ihrem Tisch liegen. Clancy hatte auf mich gewartet und folgte mir. Ich versuchte gar nicht erst, ihn abzuwimmeln. Stanton war der Einzige, von dem er Befehle entgegennahm.
Auf der Fahrt zum Crossfire Building kochte ich innerlich vor Wut. Doch wenn ich auch noch sosehr aufbegehrte – letzten Endes würde ich doch nachgeben und meiner Mom ihren Willen lassen, womit ich nicht besser war als Stanton. Aber ich wollte nicht, dass sie noch mehr litt als ohnehin schon. Sie war so verletzlich und zerbrechlich. Und sie liebte mich irrsinnig.
Immer noch in düsterer Stimmung, stieg ich vor dem Bürogebäude aus dem Wagen, und Clancy fuhr davon. Ich blieb in dem Gedränge von Leuten auf dem Gehsteig stehen und sah mich nach einem Laden um, wo ich Schokolade kaufen konnte. Oder ein neues Handy.
Schließlich ging ich einmal um den Block und kaufte in einem Duane Reade an der Ecke ein halbes Dutzend Schokoriegel, bevor ich zum Crossfire Building zurückkehrte. Meine Mittagspause hatte zwar erst vor etwa einer Stunde begonnen, aber ich verzichtete lieber auf die zusätzliche Stunde, die Mark mir eingeräumt hatte. Ich musste unbedingt arbeiten, um mich von meiner durchgeknallten Familie abzulenken.
Da ich einen Fahrstuhl für mich allein hatte, riss ich sofort die Verpackung eines Schokoriegels auf und biss gierig hinein. Ich war guter Dinge, bis zum zwanzigsten Stockwerk das Quantum an Glückshormonen zu erreichen, das ich jetzt brauchte. Als der Aufzug in der vierten Etage hielt, war ich froh um die Verzögerung, die mir erlaubte, das Schmelzen der köstlichen dunklen Schokolade mit Karamell auf meiner Zunge ein bisschen länger auszukosten.
Da öffneten sich die Türen und gaben den Blick auf Gideon Cross frei, der mit zwei anderen Männern in eleganten Anzügen sprach.
Wie üblich raubte mir sein Anblick den Atem, was meinen schwindenden Zorn erneut entfachte. Warum musste ich immer so auf ihn reagieren? Wann würde ich endlich immun gegen ihn sein?
Und dann drehte er sich zu mir, und ganz langsam formten sich seine Lippen zu einem Lächeln, das mir das Herz stocken ließ.
Großartig, das passte genau zu meiner heutigen Pechsträhne.
Cross’ Lächeln verschwand, und er runzelte die Stirn. »Alles Weitere klären wir später«, sagte er zu seinen Gesprächspartnern, ohne mich aus den Augen lassen. Er stieg in den Lift und hob eine Hand, um die beiden daran zu hindern, ihm zu folgen. Verdattert starrten sie mich an, dann ihn und wieder mich.
Für meine geistige Gesundheit war es sicher vorteilhafter, wenn ich einen anderen Aufzug benutzte, und so stieg ich aus.
»Nicht so schnell, Eva«, murmelte Cross, packte mich am Ellbogen und zog mich zurück. Die Türen schlossen sich, und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
»Was soll das?«, fauchte ich. Nach dem Streit mit Stanton war ein zweiter autoritärer Mann, der mich herumkommandierte, das Letzte, was ich brauchte.
Cross umfasste meine Oberarme und ließ forschend den Blick über mein Gesicht schweifen. »Irgendwas stimmt nicht mit Ihnen. Was hat Sie so aus der Fassung gebracht?«
Knisternd erwachte die mittlerweile vertraute Elektrizität zwischen uns zum Leben und schürte meinen Zorn. »Sie!«
»Ich?« Mit den Daumen streichelte er meine Schultern. Dann ließ er mich los, zog einen Schlüssel aus der Jacketttasche und steckte ihn ins Bedienfeld des Fahrstuhls. Alle Lämpchen erloschen, bis auf das
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