Cruel World
gewinnen, damit nicht auffiel, dass seine angebliche Untersuchung bloß gelogen war.
W-Wirst du mich jetzt töten? Obwohl ich stark klingen wollte, so hörte sich meine Stimme trotzdem ziemlich heiser und ängstlich an. Mein Atem wollte sich auch nicht beruhigen lassen.
Noch bevor ich einmal blinzeln konnte stand er plötzlich hinter mir, hatte mich mit einer Hand an seine feste Brust gedrückt und hielt mir nun eines seiner beiden Schwerter direkt an die Kehle.
Ich erstarrte mit weit aufgerissenen Augen und traute mich nicht mehr, mich zu bewegen. Das Letzte, was ich wollte, war heute sterben. Wenn Chiron und Soo-Jung tatsächlich auf Aarans seite waren, warum beschützten sie mich dann nicht vor Sota? Wurden sie gerade abgelenkt? Würde ich gleich wirklich sterben? Mein Herz klopfte so schnell, dass ich das Gefühl bekam, es wollte sich aus meiner Brust bohren.
Sotas heißer Atem an meinem Ohr bereitete mir Gänsehaut.
Chalina-Anastasia Joy.
Willst
du getötet werden?
Da ich mit dieser Gegenfrage nicht gerechnet hatte, konnte ich auch nicht antworten. Was sollte ich denn auch schon sagen? Er würde mich bestimmt sowieso umbringen. Ich war nicht in der Lage zu kämpfen. Ohne eine Waffe war ich nur ein schwacher Mensch wie jeder andere auch.
Selbst wenn du von all den Qualen und den Schmerzen, die durch die Vergangenheit entstanden sind, befreit werden willst, so kann ich es nicht tun.
Ich blinzelte verwirrt, als er mich plötzlich wieder losließ und mich weiter umkreiste. Ganz unauffällig ließ ich meine linke Hand zu meinem Hals gleiten, um spüren zu können, ob er mich geschnitten hatte. Meine Finger nahmen jedoch nicht einmal einen Abdruck wahr, was bedeutete, dass er mit dem Schwert wirklich nicht fest zugedrückt hatte.
Wie meinst du das?
Na, wenn ich dich jetzt ersteche, werden alle wissen, dass ich es gewesen bin. Kelly will, dass ich es verdeckt tue, wenn du verstehst, was ich meine. Außerdem würden meine Brüder mich auf der Stelle einfangen und ebenfalls töten. Sie sind älter und somit stärker als ich. Dafür bin ich jedoch klüger. Ich weiß wenigstens, wo ich hingehöre!
Da sein Ton immer lauter wurde und er zum Schluss nur noch geschrieen hatte nahm ich an, dass durch das Zelt keine Geräusche hinausdrangen.
Sie müssen dich...
beobachten
. Er stieß ein verächtliches Geräusch aus. Aaran Grant hat anscheinend nichts Besseres zu tun! Er könnte meine Brüder für so viele Dinge wie einen Krieg einsetzen, aber nein, er benutzt sie für deine Sicherheit! Du scheinst ihm unglaublich viel zu bedeuten, Chalina. Findest du seine Fürsorge nicht süß?
Ich nahm kaum noch wahr, dass er weitersprach, weil der mir der Satz, als er behauptete, Chiron und Soo-Jung müssten mich beobachten, nicht mehr aus dem Kopf ging. Die beiden waren also Aarans Spione? Sie existierten tatsächlich? Bis vor wenigen Augenblicken hatte ich noch gedacht, er würde mir bloß damit Angst machen wollen, aber dieser Mann hatte es wirklich ernst gemeint! Ich wurde all die Zeit beobachtet. Wussten Chiron und Soo-Jung auch über Alex Bescheid? Wenn ja, dann würde bald sicherlich ein großes Unglück geschehen.
Ich stöhnte auf, was Sota zum Schweigen brachte. Er hob eine Augenbraue. Findest du, ich rede zu viel?
Hm? Nein, nein. Es ist nur... Ich senkte meine Stimme, weil es nur eine Möglichkeit gab aus diesem Zelt heil herauszukommen. ... Nun, ich muss mal ganz dringend für kleine Mädchen.
Wie schon erwartet holte er tief Luft und sagte: Also gut. Machen wir eine Abmachung. Ich lasse dich heute am Leben, wenn du niemandem etwas von dem jetzigen Gespräch erzählt. Damit meine ich, vor allem nicht Teresha! Haben wir uns verstanden?
Ja.
Außerdem wirst du sagen, dass ich dich untersucht habe und es dir jetzt schon viel besser geht.
Wie du willst. flüsterte ich und sprang ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, um stärker zu zeigen, dass ich von ihm dringend wegmusste.
Na los, geh! rief er argwöhnisch.
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ohne ein Wort lief ich aus dem Zelt hinaus - an Teresha, Chiron, Soo-Jung und Seung-Hyung vorbei, um zu Tereshas kleines Zelt, das sich gar nicht mal so weit weg von dem großen Zelt befand, zu gelangen.
Ich hatte Glück, dass mir niemand folgte, auch wenn es mich ein bisschen wunderte. Machte sich nicht wenigstens Teresha Sorgen um mich? War mein Gesichtsausdruck eben gerade nicht gequält genug gewesen?
Seufzend blieb ich vor dem Eingang sitzen. Meine Freundin war so lieb gewesen und
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