Cruel World
hatte mir eine ihrer dicken, schwarzen, wasserfesten Hosen gegeben, die auf der Innenseite mit kuscheliger Baumwolle gefüllt worden waren.
Ich konnte nicht mehr warten, bis mir eine Ausrede eingefallen war. Teresha musste auf der Stelle erfahren, dass ich zurück in die Stadt gehen werde. Wenn ich hierblieb würde Sota meine Angst ausnutzen und sicherlich furchtbare Dinge mit mir anstellen. Das durfte ich auf keinen Fall riskieren. Chiron und Soo-Jung schienen ihre Aufgabe nicht ernst genug zu nehmen. Sie hätten erst gar nicht zulassen dürfen, dass Sota und ich alleine bleiben.
Und, ist er ein guter Arzt? fragte mich plötzlich von hinten eine männliche Stimme, die mir zwar bekannt vorkam, ich aber zuorndnen konnte, wem sie gehören könnte. Als ich vorsichtig umdrehte schaute ich das Gesicht von einem der Musiker von gestern Nacht. Zum ersten mal sah ich ihn mit offenen Haaren. Sie reichten ihm bis unter die Brust. Er sah unglaublich gut aus in den engen Klamotten, die ihn zwar noch muskulöser erscheinen ließen, aber sein Gesicht schien jetzt nicht mehr so lang zu sein. Oder kam nur mir das so vor? War sein Gesicht gestern auch schon so kantig gewesen? Er trug, wie ich überrrascht feststellte, fast dieselben Klamotten wie ich - zwei Paar Stiefel, eine dicke, schwarze Hose und einen Parka darüber. Was er darunter anhatte konnte ich nicht sagen, weil ich es nicht sehen konnte.
Sie wissen, dass Sota mich untersucht... hat? fragte ich verblüfft, woraufhin er anfing zu lachen.
Natürlich! Seung-Hyung hat uns alle gewarnt, damit wir auch ja nicht in das Zelt gehen.
Oh. hauchte ich und überlegte, ob dieser alte Mann bereits geahnt hatte, was in dem Zelt passieren würde. Hatte er deshalb zugestimmt? Wollte er, dass wir das Problem aus der Welt schaffen? Aber das Problem war nun einmal ich. Ohne mich wäre alles besser. Wenn ich niemals geboren worden wäre, hätte Aaran sich nicht in mich verliebt. Dann wäre Kelly auch nicht ausgerastet und so viele unschuldige Leben wären verschont geglieben.
Und, ist denn nun ein guter Arzt, oder nicht? fragte er wieder, woraufhin ich schnell nickte.
Ja. Er ist sehr gut.
Interessant. He, kannst du gut tanzen?
Blinzelnd hob ich meinen Blick und sah ihm die hellblauen Augen. Äh... nicht, dass ich wüsste. Wieso wollen Sie das wissen?
Ah, meine beiden Brüder und ich wollen gleich mit der Musik beginnen. Allerdings bräuchten wir noch eine Tänzerin.
Bei mir bist du garantiert falsch. meinte ich grinsend Ich kann überhaupt nicht tanzen.
Wie schade. seufzte er Wenn du es dir anders überlegst, dann kannst du gerne mitmachen. Ah, übrigens, mein Name ist Steven Morray. Du bist Chalina-Anastasia Joy, richtig?
Dieses mal überraschte es mich nicht, dass irgendein Fremder meinen Namen kannte. Ja, die bin ich.
Wie fühlt es sich eigentlich an, die Ehefrau vom Herrscher der Vampire zu sein?
Jetzt konnte ich nicht anders als erschrocken meine Augen weiten. W-Wie bitte?
Mir kannst du es ruhig erzählen. Ich werde deine Anwort mit ins Grab nehmen. Das schwöre ich.
Es hatte mir die Sprache verschlagen. Warum wollte er solch einen Unsinn von mir wissen? Hatte er wirklich nichts besseres zu tun, als mir weiter auf die Nerven zu gehen? Ich wollte, verdammt nochmal, alleine sein! Dann jedoch gab ich mir einen inneren Ruck. Nun ja... ich fühle mich gar nicht so, als ob ich v-v-verheiratet bin. Ich bin immer noch ein freier Mensch. Aaran regt eine Sturheit zwar ziemlich auf, aber das interessiert mich nicht. Ich lasse mich niemals von irgendjemandem herumkommandieren!
Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, da wurde ich auch schon wieder wütend. Um nicht gleich loszukreischen krabbelte ich einfach in das Zelt hinein, wo ich endlich Ruhe hatte - das dachte ich jedenfalls. Wenige Minuten später erklang von draußen Tereshas Stimme, die meinte, dass man mich in Ruhe lassen soll. Einerseits fand ich es toll, dass meine beste Freundin sich so sehr für mich einsetzte, doch andererseits fand ich auch, dass sie es ein bisschen übertrieb. Ich war doch nicht wirklich die ganze Zeit zu bemitleiden!
Chalina, hat Steven irgendetwas Schlimmes gesagt? fragte sie mich von draußen.
Nein. Er war total nett. Es ist alles in Ordnung, Teresha.
Darf ich hinein? Mir ist furchtbar kalt.
Es ist dein Zelt. meinte ich nur schulternzuckend und wenige Sekunden später saß sie auch schon neben mir und hauchte in ihre Hände hinein, damit diese sich schneller aufwärmten. Der dünne Boden machte es nicht besser.
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