Cruel World
von
ihm
wollte. Was würde ich antworten, wenn er mir anbieten würde, mit in die Wildnis zu kommen? Würde ich ihm vor Freude um den Hals fallen oder ihn beschimpfen und weglaufen? Ich wusste es nicht genau.
Du wirst immer besser, Liebste. lobte er mich Zuerst war es
Monster
, dann
Arschloch
und jetzt... dieses Wort! Aber ich muss leider gestehen, dass ich noch immer viel schlimmer beleidigt wurde.
Von wem? stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
Sein Gesicht wurde plötzlich ernst. Das brauchst du nicht wissen.
Wie konnte jemand nur solche Stimmungsschwankungen haben? Bis vor wenigen Sekunden hatte er geklungen, als ob er bereit für jeden Spaß wäre, doch nun knirschte er mit den Zähnen, woraufhin ich annahm, dass es eine Person sein musste, die er nicht besonders mag.
Dann eben nicht. Ich zuckte die Schultern und tat so, als ob es mir gleichgültig wäre, was ihn aufzuregen schien, denn er gab mir auf einmal die Antwort auf die Frage.
Von meinen Eltern.
Überrascht hob ich meine Augenbrauen. Wie bitte? Aber... das zählt doch gar nicht! Bei Eltern ist so etwas normal. Wenn das Kind Dummheiten ma-
Ich habe nie irgendetwas angestellt! rief er aufgebracht und seine Augen fingen an zu lodern.
Ich bekam unwillkürlich Angst und wich unauffällig im Bett zurück. Sein Gesicht sah jetzt zwar nur ein bisschen verbittert aus, aber es hatte sich nicht wirklich verändert. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er jeden Moment ausrasten könnte. Dann wollte ich nun wirklich nicht in seiner Nähe sein. Wer wusste schon, was er tun würde, wenn er außer sich vor Wut wird? Mir fielen da so ein paar Dinge ein, die ziemlich abschreckend waren. Obwohl... die Sache mit dem Sterben durch seine Hand hatte auch etwas Gutes an sich. Es würde (hoffentlich) schnell sein und dass er danach womöglich starke Depressionen bekommen würde, wäre eine gerechte Strafe für alles, was er mir angetan hat! Das Böse in mir, das Kelly mehr ähnelte, als ich womöglich denke, wollte ihm etwas Schreckliches antun, wofür er sein ganzes, ewiges Leben lang leidet. Aber diesen Teil hatte ich irgendwo tief und fest in eine Schublade meines Gehirns geschlossen, obwohl es brodelte und verlangte in Tat umgesetzt zu werden. Doch ich wollte nicht so wie meine Cousine werden. Ich war kein Monster und würde hoffentlich auch niemals eines sein!
Ich bin nicht schlecht. Aarans Blick hatte sich, wie ich erst jetzt bemerkte, in die Ferne gerichtet. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er schon weitergesprochen hatte, als ich in Gedanken versunken gewesen bin.
Na ja... begann ich langsam und versuchte zärtlich zu klingen, weil ich das Gefühl hatte, in solchen Momenten brauchte man einfach nur Wärme und Zuneigung. Manchmal bist du echt kein schlechter Kerl. Auch, wenn ich nicht gerettet werden wollte und auch jetzt nicht dein Blut in mir haben will, so bin ich trotzdem erleichtert darüber, wenigstens ein paar Personen wichtig zu sein, die bereit wären, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, nur, um einen dummen Menschen zu retten, der nach Monaten wieder sein Zuhause betreten hat, um seine toten Eltern wiederzusehen! Dass meine Stimme kurz brach, störte mich nicht. Im Gegenteil - es machte mir Mut, weiterzureden. Es fiel mir selten schwer, über meine Gefühle zu reden. Es war ein schnes Gefühl jemanden bei sich zu haben, der mir zuhört. Normalerweise war Teresha für so etwas für mich da, aber Aaran machte sich eigentlich auch ganz gut. Immerhin hörte er aufmerksam zu und schien selbst gerührt zu sein von dem, was ich offenbarte.
Es lag wirklich nie in meiner Absicht, dorthin zu gehen. Aber dann war das Haus plötzlich vor mir und ich konnte mich nicht bremsen. Ich war im Garten und habe mich an alte Zeiten erinnert. Eine einzige Träne floss an meiner Wange hinunter. Ich habe Rhys' Lachen gehört. Ich habe ihn auf der Schaukel sitzen sehen und meinen Namen rufen hören. Ich habe Teresha, Cooper, Noah, Kelly, dich und mich als Kinder auf unserem alten Klettergerüst gesehen. Wir hatten so schön gespielt und alles war in Ordnung.
Voller Erstaunen stellte ich fest, dass seine Unterlippe bebte. Seine Augen waren ganz rot geworden und ich merkte auch, wie er sich ein Aufschluchzen unterdrückte.
Dann war ich in unserem Gartenhaus und habe mich an weitere Dinge erinnert. An Ausflüge und Picknicke, die ich mit meiner Familie gemacht habe. Aber weißt du, was das Schlimmste war?
Er schüttelte seinen Kopf, woraufhin auch seine Wangen durch
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