Cruel World
tatsächlich gedacht, sie wären welche. Jede von ihnen hatte hellblonde, nach hinten gebundene Haare und trug ein schwarze Schürze um die schneeweißen Kleider. Sie sahen aus wie kleine Putzelfen. Es schockierte mich zutiefst, dass Aaran solch niedliche Wesen arbeiten ließ.
Ähm... hallo. brachte ich nervös und mit zitternder Stimme hervor, ehe sich plötzlich alle vor mich hinknieten und die Köpfe senkten.
Aaran trat ernst vor mich. Das reicht. Steht auf, sagt was ihr sagen wollt und gebt schnell eure Geschenke. Es gibt noch genug Aufgaben, die ihr zu erledigen habt. Eure Herrin hat es ziemlich eilig. Sie muss sich unverzüglich in mein Zimmer begeben.
Ich verstand dies als ganz normal, obwohl mir sein eiskalter Ausdruck nicht besonders gefiel, bis auf einmal einige anfingen sich gegenseitig merkwürdig anzuschauen. Verwirrt versuchte ich diese zu deuten. Ihre Blicke verrieten Belustigung, Argwohn, Freude und Ehrfurcht. Was könnte das zu bedeuten haben? Die Antwort auf diese Frage bekam ich, als ich Aaran gerade von der Seite fragen wollte. Seine Augen leuchteten so sehr, dass ich kurz geblendet wurde und mich nicht rühren konnte. Warum sah er so glücklich aus? Hatte er irgendetwas Bestimmtes vor, das ich mir gerade versuchte nicht vorstellen? Wollte er mich schon wieder... nein, nein! Ich hatte das Gefühl gehabt, dass er sich in der gestrigen Nacht ordentlich ausgetobt und an mir befriedigt hatte. Warum sollte er mich schon wieder verführen wollen? Dass er süchtig sein könnte, schien mir aus irgendeinem Grund auch völlig undenkbar. Oder war ich so gut im Bett, dass er nicht genug von mir bekam? Wenn er wirklich vorhatte mit mir zu schlafen, dann musste es garantiert daran liegen. Etwas anderes kam für mich nicht infrage.
Noch bevor ich einmal blinzeln konnte, fingen plötzlich alle vor mir an zu drängeln. Unzählige Blumen wurden mir gereicht, die ich nur widerwillig annahm und mir Dinge wie Wir sind alle froh, Euch wieder bei uns zu haben. anhören durfte. Ich konnte mich nur mit Not und Mühe zurückhalten, um ihnen nicht zu beichten, dass ich nicht allzu lange hier im Gebäude bleiben würde. Aaran warf mir, immer wenn ich meinen Mund öffnete, warnende Blicke zu, die mich ganz schön einschüchterten, sodass ich bloß nickend und lächelnd mit ihm auf seine Zimmertür zusteuerte und mir, kaum als wir drinnen waren, die Blumen abgenommen wurden.
Erleichtert atmete ich einmal tief durch. Wow. Sie scheinen mich ja wirklich vermisst zu haben!
Du bist die Königin. sagte Aaran schulterzuckend und öffnete seinen Mülleimer, als mir klar wurde, was er vorhatte. Ohne groß nachzudenken riss ich ihm den Strauß aus der Hand, was ihn ziemlich zu verwirren schien.
Was soll das, Chalina? Ich-
Du kannst es doch nicht einfach wegwerfen! rief ich empört und schaute mich nach einer leeren Vase um. Auf dem Nachttisch fand ich eine, in der sich sogar noch Wasser befand und nahm die alte Rose hinaus, deren Blätter sowieso bereits abgefallen waren, um sie dareinzustecken.
Wieso nicht?
Das sind Geschenke, die von Herzen kommen. Wenn ich sie wegwerfen lasse, dann werfe ich auch ihre Liebe zu mir weg. Das will ich nicht. Entschlossen zupfte ich weiter an den Blüten, um sie ordentlich aussehen zu lassen. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich vor mir eine gelbe Vase, in der sich eine bunte Farbenpracht befand. Strahlend betrachtete ich mein Werk. Sieht es nicht wunderschön aus?
Dein Herz ist viel zu rein. Aaran warf sich auf sein Bett und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Ich weiß einfach nicht, von wem du das geerbt haben könntest. Deine Eltern kommen nicht in Frage, genauso wenig wie Luzifer.
Ich hob meinen Zeigefinger und stellte mich vor ihn hin. He! Bezeichne meinen Onkel nicht als böse! Ich liebe ihn.
Er ist gut
.
Ein tiefes Lachen kam aus seiner Kehle. Ich bitte dich! Luzifer wird auf Kellys Seite sein, wenn es darauf ankäme.
Du spinnst doch. Mein Onkel ist furchtbar wütend auf sie.
Einen Augenblick lang herrschte Stille. Aaran sah mir tief in die Augen, bevor er weitersprach. Du bist ihm begegnet, nicht wahr? Er hat dich aufgesucht.
Ich verzog das Gesicht. Ähm... unser Aufeinandertreffen ist ganz kurz gewesen. Er wollte wissen, warum er meine Eltern nicht finden kann und da habe ich ihm alles erzählt. Dass Kelly die Zerstörerin der Erde ist hat ihn wirklich schockiert, Aaran. Du musst mir glauben. Luzifer wird Kelly schon noch bestrafen.
Du bist wirklich leichtgläubig. meinte er und machte
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