Cruel World
meine Haare durcheinanderwirbelte, brachte mich jedoch zum Frösteln und danach zum Erstarren. Es war nicht richtig eine Pause zu machen.
Ich hatte versucht, meinen Flammenwerfer halbwegs trocken zu bewahren, was kaum irgendetwas gebracht hat. Seit Aaran ihn gestern gegen die Höhlenwand geschleudert hatte, war ich mir wirklich nicht mehr so sicher, ob er noch funktionierte. Natürlich hätte ich ihn jetzt ausprobieren können, was aber zur Folge haben könnte, dass mich irgendwelche Vampire, die sich in der Nähe vielleicht aufhalten, durch das grelle Licht des Feuers entdecken. Das durfte ich auf keinen Fall riskieren. Es tat schon genug weh meine Finger zu bewegen. Ich konnte meine Füße jedenfalls nicht mehr spüren.
Müde ließ ich meinen Blick umhergleiten. Der Nebel erschwerte es mir besonders, irgendetwas zu erkennen. Ich hatte nicht gewusst, dass es in Australien noch grüne Flächen gibt. Wo waren die trockenen, dürren Wüsten hin? Sie schienen wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Ich starrte auf das Gras unter meinen Füßen und konnte es nicht verhindern mich hinunterzubeugen, um die nassen Grashalme mit meinen Fingern zu berühren. Doch das, was dann geschah, war das letzte, womit ich heute gerechnet hätte.
Die Grashalme stießen plötzlich elektrisierendeGeräusche aus und gleich darauf durchfuhr mich ein unglaublich großer Schmerz. Qualm stieg aus dem Boden auf.
Erschrocken schnappte ich nach Luft und rannte die fünf Meter zurück auf die Brücke, aber diese begann auf einmal zu schwanken. Ich verlor das Gleichgewicht und kippte nach vorne. Mein Hände konnten mich nicht auffangen, weil das Holz zu rutschig war. Also stieß ich unsanft mit meinem Brustkorb und meinem Kinn, das sofort anfing zu bluten, auf. Es tat trotzdem gut, ausnahmsweise einmal nichts in meinem Körper knacken zu hören.
Ich bekam nicht einmal die Möglichkeit mich wieder aufzurichten, denn die einzelnen Holzbalken der Brücke brachen plötzlich ab und fielen hinunter. Kaum befand sich unter meinen Beinen nichts mehr, da wurde auch schon der Rest meines Körpers hinuntergezogen. Ich bekam Todesangst. Der Fluss würde mich wie eine Puppe einfach wegschwemmen und ertrinken lassen!
Anstatt jedoch in das kalte Wasser zu stürzen, kam ich auf dem harten Boden auf, was mir für einen Augenblick die Luft wegriss.
Wie konnte das Gras angfangen zu zischen? Der Strom spritzte mir Regenwasser ins Gesicht, das sich wie Feuerfunken anfühlte. Woher kam dieser Strom so plötzlich? Wer oder was war seine Quelle? Aaran würde mir solche Schmertzen doch niemals absichtlich zufügen, oder? Vielleicht war er ja wütend und wollte mir eine Lektion erteilen.
Ich stöhnte und versuchte zu blinzeln. Warum bekam ich jetzt keinen Stromschlag? Wieso war die Brücke zerfallen? Wo war der Fluss hin? Er konnte sich doch nicht einfach in Luft auflösen! Ich verstand die Welt nicht mehr und schloss meine Augen wieder.
Wahrscheinlich war ich irgendwo eingeschlafen und träumte nun. Eine andere Möglichkeit wollte ich nicht wahrhaben. Dass die Kräfte der nichtmenschlichen Wesen bis ins Unermessliche reichten wusste ich bereits mehr als nur gut.
Als mir klar wurde, dass dies auch das Werk von Kelly sein könnte, erschrak ich so sehr, dass mein Körper wie auf Anhieb auf die Beine sprang, ohne weiter auf die Schmerzen zu achten. Meinen Rucksack legte ich behutsam auf den Boden, weil er es mir bei einem Kampf nur erschweren würde, mich zu würde.
Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich mich um, aber außer dem strömenden Regen, zischendem Gras und dichtem Nebel war fast gar nichts zu erkennen.
>> Ist da jemand?<<
Ich kam mir völlig verblödet vor, während ich dies fragte. Trotzdem wurde ich aus irgendeinem Grund das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.
>> He! Ich habe keine Angst.<<
Wieder spürte ich, wie der eiskalte Wind meine Nassen Haare umherwirbelte, ehe ich meinen Blick gen Himmel richtete. Spielte Gott mir einen Streich? Was hatte das alles zu bedeuten? War ich denn nun allein in dieser Landschaft oder war irgendjemand in der Nähe? Versuchte etwa Kelly mich zu verwirren? Warum griff sie dann nicht einfach an? In meinem Zustand könnte ich mich sowieso nicht ordentlich wehren.
>> Chalina-Anastasia Joy.<< erklang plötzlich eine musikalische, ziemlich hohe Stimme mitten aus dem Nichts.
Meine Augen weiteten sich, während ich mich einmal langsam im Kreis drehte. Wer hatte da meinen Namen ausgesprochen? Wieso zeigte sich diese Person nicht?
>>
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