Cruel World
haben wollte. Anscheinend hatte die Ärmste sich bereits daran gewöhnt, kaum Luft zu bekommen. In meinen gewöhnlichen Klamotten fühlte ich mich total hässlich neben ihr, obwohl ich natürlich froh war, nicht so etwas Enges tragen zu müssen. Ein paar mal überlegte ich, ob Aaran sie zwang, diese Kleider zu tragen, was sich dann aber wieder legte, denn ich entdeckte in ihrem kleinen Kleiderschrank auch Hosen und normale Pullover. Warum zog sie diese nie an? Ich hätte Emma liebend gerne einmal in gewöhnlichen, menschlichen Klamotten gesehen. Wahrscheinlich sah diese Fee selbst dann noch tausend mal schöner als ich aus.
Dieser Traum hat auf jeden Fall eine Bedeutung. meinte sie nachdenklich Denkst du nicht, dass es aber auch bloß ein Bild von der Zukunft sein könnte?
Sofort schüttelte ich meinen Kopf. Ich gebe zu, dass ich mich nicht schwanger fühle und mir auch nicht übel oder so ist, doch trotzdem würde ich es lieber genau wissen. Vielleicht gibt es ja Probleme mit der Entwicklung, weil Aaran ein Vampir ist und ich nicht.
Wenn du tatsächlich schwanger wärst, würden mein Cousin und ich es sofort spüren, Chalina.
Bitte, kannst du nicht irgendwie nachsehen, ob sich nicht doch ein kleines Wesen in mir befindet? fragte ich flehend und wäre fast sogar auf die Knie gefallen. Ich will es so sehr wissen.
Emma holte tief Luft und fuhr sich dann mit beiden Händen durch die zotteligen Haare, die in alle Richtungen abstanden. Wie es aussah, hatte sie diese heute noch gar nicht gekämmt. Schliefen eigentlich alle Feen so viel wie sie? Emma tat es, wie mir aufgefallen ist, sobald sie auch nur eine Stunde nichts zu tun hatte. Hmmm... na schön, aber nur, weil es mich auch interessiert.
Oh, danke! Strahlend fiel ich ihr um den Hals.
He, sei nicht so stürmisch und setze dich wieder hin. Mit einer Leichtigkeit, die ich für jemanden wie sie nicht möglich gehalten hätte, drückte sie mich von sich weg, sodass ich gehorchen musste.
Ihre Hände falteten sich ineinander, ehe sie konzentriert die Augen schloss. Für einen kurzen Augenblick herrschte Stille, was mich ziemlich verwirrte. Gerade, als ich meinen Mund öffnen wollte, um nachzufragen, was das soll, da begannen sich ihre Lippen auf einmal zu bewegen. Sie flüsterte etwas Unverständliches, das sich schon wieder ganz wie Latein anhörte. Diese Sprache schien bei nichtmenschlichen Wesen ziemlich häufig in Gebrauch zu sein. Es war zu schade, dass ich sie verlernt hatte.
Oh, magnus Dominæ Fatales illuc conversabantur de Posthac! Die Augen noch immer geschlossen, hob sie ihre Hände in die Luft, während sich ihre Augen zu verdrehen begannen. Ich zuckte bei dem Anblick zusammen, zwang mich jedoch jetzt keinen Fehler zu machen, indem ich aufsprang und diesen Zauber unterbrach. Schließlich wusste ich nichts über die Folgen, die entstehen könnten. Es konnte möglich sein, dass Emma sonst für immer so bleiben würde oder der Zauber schief geht und etwas Schlimmes passierte.
Also blieb ich bloß sitzen und schaute zu, wie ihr gesamter Körper auf einmal gewaltig zu zittern begann.
Oh, magnus Dominæ Fatales illuc conversabantur de Posthac! Da hanc veritatem inveniamus. Adjuva me, sis! Responsio vestra potuit variare fata huius mundi! Fabulosa gravida creatura est regina?
Ihre glatten Haare wellten sich plötzlich und das blaue, seidene Kleid färbte sich augenblicklich rot, genauso wie ihre großen Augen, mit denen sie mich einen Bruchteil der Sekunde später merkwürdig anschaute.
Ein kalter Luftzug fegte durch das kleine Zimmer und brachte mich somit zum Frösteln. Bibbernd schlang ich meine Arme um die Schultern, was kaum etwas brachte, ehe Emma sich langsam zu mir hinunterbeugte und eine Hand ausgestreckt hielt, die ich anscheinend ergreifen sollte. Ohne ein Wort tat ich es sofort und erstarrte zugleich.
Es war, als würden unsere Seelen genau am Punkt unserer Berührung verschmelzen. Ich spürte einen leichten Druck in mir und wehrte mich mit aller Kraft dagegen, weil es begann wehzutun. Emma jedoch war viel stärker und zog mich meine Seele mit einem Ruck in sich hinein.
Kaum war das geschehen, da befand ich mich plötzlich in einer anderen Welt wider. Jedenfalls kam es mir so vor, denn um mich herum ragten plötzlich riesige, strahlende Kristalle aus dem Boden hervor. Ich war umzingelt von ihren Spitzen, die drohten mich aufzuspießen, bewegte ich mich auch nur einen Schritt nach vorne. Mein Blick glitt zu dem glaskaren, runden Punkt, der sich oben im
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